Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

2021 24 Feb.

Pretend It’s a City

von: Jan Reetze Filed under: Blog | TB | Tags: , | 24 Comments

 

official trailer

 
 
 
Manchmal lohnt sich Netflix ja doch. Ohne wäre mir beispielsweise Fran Lebowitz entgangen, und das wäre schade gewesen. Dabei liegt seit Monaten ein Buch von ihr aus dem Bestand meiner Liebsten auf dem „Noch-zu-lesen“-Stapel.

Wer sie nicht kennt: Fran Lebowitz ist eine jüdisch-lesbische New Yorker Essayistin und Romanautorin, gelegentlich trat sie auch als Richterin in TV-Courtshows in Erscheinung. Ihre Karriere begann sie als Mitarbeiterin von Andy Warhols Magazin Interview. Mit Warhol selbst kam sie nicht klar, doch das hat ihrer weiteren Karriere nicht geschadet. Diese Frau lebt nicht nur in New York, sie ist New York. Und genau das zeigt diese Netflix-Serie, die von Martin Scorsese aufs Gleis gesetzt wurde. Teils vor Publikum, teils im Gespräch mit jeweils nur einem Gegenüber, auf großer Bühne, in einem Club, in einer Bibliothek, ergänzt um diverse Ausschnitte aus verschiedenen Talkshows, erzählt Fran Lebowitz von ihrem New York. Immer redet sie klare Kante, immer schlagfertig, und nie verfehlt sie eine Pointe. Die sieben jeweils 30-minütigen Teile behandeln
 
 

  • New York
  • Cultural Affairs
  • Metropolitan Transit (über die New Yorker Subway)
  • Board of Estimate
  • Department of Sports & Health
  • Hall of Records
  • Library Services

 
 
Dazwischen wandert Fran Lebowitz durch Manhattan. Da packt einen die Sehnsucht, die Pest möge endlich von uns genommen werden — Pretend It’s a City wurde noch vor Covid gedreht. Nach einer Weile merkt man, dass es weitgehend immer dieselben Bilder sind, aber das schadet nichts. Außerdem spaziert sie in einem riesigen Modell-New York umher. Das alles ist hoch unterhaltsam, manchmal allerdings schwer zu verfolgen, denn Fran spricht in einem Höllentempo. Schlicht nervtötend nach einer Weile ist Scorsese, der sich deutlich zu oft selbst ins Bild setzt und vor allem jeden, aber auch wirklich jeden, Satz von Fran ausgiebig belacht, idealerweise schon, bevor sie ihn zu Ende gesprochen hat. Irgendwas ist ja immer.

Um auf die gute alte Würfelbewertung aus dem Gong zurückzugreifen:
 
 

 
 
Und jetzt werde ich mich um das Buch kümmern.
 
 

This entry was posted on Mittwoch, 24. Februar 2021 and is filed under "Blog". You can follow any responses to this entry with RSS 2.0. Both comments and pings are currently closed.

24 Comments

  1. Michael Engelbrecht:

    Wenn das so ist, wie du es beschreibst das stets nervende Lachen von Signore Scorsese, und das Staccato der Sprache, klingt das, auf der Erlebnisebene, mehr wie eine Drei von Frau Gong.

    Ausserdem gibt es auf Netflix ja wirklich immer wieder tolle Sachen, zuletzt die zwar konservativ inszenierten, aber sehr sehenswerten Filme „The Dug“ oder „The Dig“ über eine Ausgrabung in Suffolk vor Kriegsausbruch. Und den „Western mit Tom Hanks“. Da glaube ich, zeigt Frau Gong klare Kante mit mindestens zweimal Vier, mit Hanks Bonus vielleicht auch einmal Fünf. Wann spielt der mal, wie Henry Fonda einst, den finsteren Bösewicht?

  2. Jochen:

    Aus dem Altpapier gefischt und frisch auf den Tisch – schau´n wir doch mal, welche Zahlen Misses Gong so würfelte in den vergangenen Wochen:

    Pride (Amazon Prime) 6
    The Dig (Netflix) 4
    Belushi (Sky Ticket) 4
    Narziss und Goldmund (Sky Ticket) 5
    Der weisse Tiger (Netflix) 5
    Wir Kinder vom Bahnhof Zoo (Amazon Prime) 5
    I care a lot (Netflix) 4

    The Dig ist ein atmosphärisch zauberhafter, sehenswerter Film. Ralph Fiennes spielt grossartig. Die Kinder vom Bahnhof Zoo: mmh, erstmal unentschlossen.

    Mein Favorit is Young Sheldon on Amazon Prime.

  3. Michael Engelbrecht:

    Dann lag ich ja bei THE DIG voll richtig, schöner Film.

    I care a lot kriegt von mir nur zwei Würfelchen. Und wurde nach zwanzig Minuten abgebrochen. Also no fair , but quick judging…

    Aber was ist PRIDE? Nie gehört.

  4. Michael Engelbrecht:

    Da bin ich gerade drin, der Hammer, kein Abklatsch von The Wire, sogar spannender, besser als The Killing, ganz gross, und danach kann man auch wieder besser französisch…

    SPIRAL season 1 – 8

    Hallo zusammen. Sind Sie bereit für ein weiteres düsteres europäisches Polizeidrama mit einer starken weiblichen Hauptrolle, angesiedelt in einer nihilistischen Welt, in der Zynismus vorherrscht, gute Menschen untergehen und das Böse triumphiert? Ich hoffe es jedenfalls. Und, es ist nicht ganz so düster, wie der Auftakt erscheinen lässt. Es ist noch düsterer. Aber die französische Serie Spiral hat auch lichtere Seiten, zumindest lichtere Momente. Die kompletten acht Staffeln sind als DVD erhältlich, im französischen Original, mit englischen Untertiteln. Unfassbar gut. Und auch wenn es sexistisch klingt, aber nicht so gemeint ist, der female lead character ist mein Urtyp. Und eine fantastische Schauspielerin. Wenn die mir auf der Uni in meiner Altersklasse begegnet wäre, und Soul gehabt hätte, ich wäre verloren gewesen😉 trapped in beauty….

  5. Jochen:

    Pride

    (hab´s nicht gesehen)

  6. ijb:

    Von Pretend It’s a City habe ich bislang nur die erste Episode gesehen (aber in jedem Fall vor, weiterzuschauen); wie das oft so ist, fängt man alles mögliche an, und so sind bei mir/ bei uns eine ganze Menge Serien, die wir (bislang) nur angefangen haben.

    Ich habe das mit Scorsese ehrlich gesagt gerade anders herum erlebt. Wenn man die Serie in dem Wissen startet, dass es eine Reihe unter der Regie von Scorsese (of all people) ist, dann ist es doch erstaunlich, wie lange es braucht, bis man ihn, der in dieser Produktion immerhin mehr Gesprächspartner in den verschiedenen Gesprächssituationen mit der Protagonistin als Regisseur ist, tatsächlich mal von vorne sieht – und das auch stets nur kurz; er ist fast immer höflich am Rande des Bildes, halb von hinten zu sehen. Auf mich wirkte das gerade so, als habe man sich Mühe gegeben, ihn so weit wie möglich unsichtbar zu machen und an den Rand zu schneiden, eben um nicht den Vorwurf zu bekommen, dass sich hier der (männliche) Regisseur über Gebühr vor der (weiblichen) Protagonistin in Szene setzt. Dass er viel lacht, naja, erstens ist es wirklich witzig, was erzählt wird, außerdem hat Scorsese als Noch-Echterer-NewYorker (das Thema wird in der ersten Episode explizit verhandelt) natürlich zu den ganzen aufgegriffenen Erzählungen und Beobachtungen einen Bezug und hat auch die Jahre, von denen Fran Lebowitz erzählt aus nächster Nähe in New York City miterlebt. Und obendrein ist er ja als leidenschaftlicher Gesprächspartner bekannt.

  7. ijb:

    Die anderen genannten Serien habe ich allesamt nicht gesehen, habe aber interessanterweise von unterschiedlichsten Seiten viel Ablehnung gegen die „Kinder vom Bahnhof Zoo“ (der ja hier am Ende meiner Straße liegt) gehört – aber tatsächlich ausschließlich von Leuten, die die Serie noch nicht gesehen haben. Das ist schon sehr auffällig. Alle Meinungen, die ich gehört (just gestern Abend war ein Filmemacher-Freund zu Gast, von dem ich nicht einmal erwartet hätte, dass er sich diese Serie überhaupt anschauen würde) und gelesen haben – von Leuten, die die Serie tatsächlich auch angeschaut haben, waren sehr positiv.

    (Ich selbst habe wenig Interesse dran, zumal ich eh kein AmazonPrime habe, aber neugierig bin ich jetzt schon geworden.)

    Wir schauen gerade bei Netflix eine Serie namens Atiye – The Gift, die zweifelsfrei für Liebhaber von Geschichten wie den „Leftovers“ interessant sein müsste. Eigentlich nicht „mein Genre“ (und meines Erachtens auch nicht irgendwie sensationell, aber wer wäre ich, dass mein Urteil hier der Maßstab wäre… es ist auf jeden Fall interessant anzuschauen, und wir sind jetzt zwei Staffeln lang dran geblieben, fast zu meiner eigenen Überraschung, es muss also Qualitäten geben, die das zu bewirken vermögen).
    Aufmerksam geworden bin ich auf die Serie durch einen US-amerikanischen Freund in Charlottesville, seines Zeichens Schriftsteller und sehr gebildeter Literat, Leser, Filmeschauer und Norwegenkenner; letzte Woche wurde er 75.

    Er schickte mir vor kurzem diese Mail:

    this article/review […] goes a good way to giving perspective to the story’s gist that up front relies heavily upon its viewers suspending their „disbelief“ in a linear context and just going with the flow – much as one is required to do when, for example, reading Franz Kafka. Or, in its own right, Tolkien’s „The Lord Of The Rings“. There has been such a dearth of critical understanding reviews for a Netflix original as compared to those for „The Crown“, even „Fauda“ for that matter.

    And as for my undiluted infatuation with its star among stars:  A portrait whose subject has been so embodied by the painter can literally appear to leap off of the canvas. Such as it is with the varied characters Beren Saat has portrayed on the screen. And none more so than her here as Atiye Ozgursoy. Actually, I have never before seen portrayed on screen a character quite like Atiye. Or, to be more precise, how she is played. It is like seeing (and the feeling of) a personality combination of Randi [seine vor wenigen Jahren verstorbene Lebenspartnerin, gebürtige Norwegerin, die selbst Malerin war] and Deborah from „Portrait Of Debbie“ [eines seiner Werke] in equal parts.

    PS: „trapped in beauty“ passt auch zur Protagonistin/ Hauptdarstellerin dieser Serie. Wir verbringen fast mehr Zeit damit, die Hauptdarstellerin/-figur und ihre gut ausgewählte Kleidung zu besprechen als die komplexen Verschachtelungen der Handlung, die speziell in der zweiten Staffel eine wichtige Rolle spielen. Und man sieht interessante (reale) Handlungsorte, die sonst nicht in unseren medialen Erzählungen präsent sind – was für mich beim Schauen (wie ich in der Vergangenheit bereits erläuterte) doch ein nicht vernachlässigbarer Faktor der Anziehung von Serien ist.

  8. Jan Reetze:

    Na ja, Ingo, ich habe die Serie wahrgenommen als das Portrait einer New Yorker Autorin. Da hat nach meinem journalistischen Verständnis der Berichterstattende selbst nichts darin verloren (es sei denn, es geht um die berühmten „Korrespondenten-Aufsager“, aber das ist es hier ja nicht), zumal die Reihe ja durch sein Auftreten nichts gewinnt. Und selbst, wenn ich die Sichtweise feuilletonistischer anlege: In einer Filmkomödie taucht ja auch nicht der Regisseur auf und lacht selbst.

    Aber egal, darüber muss man dann eben hinwegsehen. Tut man das, dann ist das, was bleibt, allemal fünf Punkte wert.

  9. ijb:

    Klar, ich kann die Einwände selbstredend nachvollziehen, das tat ich auch schon in deinem ersten Post. Ich fühlt mich nur herausgefordert zu sagen, dass man es auch anders sehen kann. Der Vergleich mit einer Filmkomödie hinkt zumindest, da es nicht nur auch dafür Beispiele gibt (Woody Allen, z.B. „Annie Hall“), sondern auch, weil es sich ja um einen Dokumentarfilm handelt, nicht um eine journalistische Arbeit und die von Scorsese und Netflix hier gewählte Form eine völlig legitime und gar nicht unübliche Unterform im Dokumentarfilm darstellt. Ich verstehe, dass diese vom breiteren Publikum offenbar zumeist nicht wahrgenommen werden und möglicherweise eher (Dokumentar)filmkennern vertraut sind (zumal, wenn, wie du es ja auch schreibst, viele Zuschauer Dokumentarfilm- offenbar mit journalistischen Formaten vermischen) – selten und obskur sind diese Formen aber durchaus nicht. Hier sehe ich, anders als bspw. bei den Dokumentarfilmen über Dylan und George Harrison, durchaus gute Gründe dafür, dass der Regisseur im Film auftaucht.

    Scorsese hat übrigens bereits in den 1970ern vereinzelt Dokumentarfilme gemacht, die man zumeist allerdings heute nicht (mehr) kennt. Da gibt es einen Film über seine New Yorker Eltern und das Viertel, in dem sie lebten, wo er auf eine ähnliche Weise halb vor, halb neben/hinter der Kamera steht. Du wirst jetzt sicher sagen „Jaaa, klar, wenn es um die Eltern geht, ist was anderes, denn das ist ja eindeutig ein autobiografischer Ansatz“ – worauf ich sage: da hast du einerseits recht, andererseits kann man einen Film über die eigenen Eltern auch drehen, ohne sich selbst mitzuthematisieren, und zweitens erwähne ich das auch deshalb, um auf die Parallelen hinzuweisen (auch dort hatte Scorsese sehr lustige und unterhaltsame Protagonisten vor der Kamera) – gewissermaßen unterstreicht das Auftreten im eigenen Film den starken persönlichen bzw. auch autobiografischen Anteil.

  10. Jan Reetze:

    “Annie Hall” ist insofern ein schiefes Beispiel, als es ein fiktionaler Film ist, in dem der Regisseur auch die Hauptrolle spielt.

    Mein Problem mit dem Scorsese hier ist aber nicht, dass er sich mitthematsiert, sondern gerade, dass er es NICHT tut. Er erscheint einfach nur, aber sein Erscheinen trägt nichts Inhaltliches zum Film bei. Anscheinend gibt es dann zwei Fraktionen: Die eine überlegt: Was kann ich noch in den Film hineinpacken?, während die andere fragt: Was kann ich noch weglassen? Scorsese gehört wohl zur ersteren, ich für meinen Teil bevorzuge die zweite. Und ganz klar, ein Dokumentarfilm ist etwas anderes als etwa ein journalistisch geführtes Interview oder eine Reportage, und deshalb stehen der Doku andere Darstellungsformen zur Verfügung. Ich bin lediglich der Auffassung, dass sich der Macher als Person heraushalten sollte, wenn er nicht selbst zum Thema gehört. Anderenfalls handelt es sich einfach um schlechten Stil, und das ist hier der Fall. (Nur, ich sag’s nochmal, man kann in diesem Fall damit leben, weil Fran Herrn Scorsese in jedem Augenblick überstrahlt.)

  11. ijb:

    Ein „schiefes“ Beispiel ist es („Annie Hall“) in jedem Fall; das habe ich ja selbst vorweggestellt, als ich schrieb, dass dein Vergleich mit einer Filmkomödie [ich lese: du meinst einen fiktionalen Film, im Gegensatz zum Dokumentarfilm oder zum journalistischen Beitrag] zumindest hinkt. Ich habe das Beispiel „Annie Hall“ deswegen gewählt, weil hier die „vierte Wand“ durchbrochen wird, und jede/r, der den Film sieht, das in dem Wissen tut, dass der Mensch, der die Hauptrolle spielt, auch der Regisseur ist.

    Und, selbstredend hatte ich deine Kritik an dem Film und dem Auftreten von Scorsese auch schon beim ersten Kommentar verstanden. Mein Hinweis galt ja nur der Klarstellung, dass es keineswegs eine ungewöhnliche Ausnahme ist, dass ein Filmemacher in seinem eigenen Dokumentarfilm sicht- und hörbar auftaucht. Du hattest ja zudem geschrieben, dass nach deinem „journalistischen Verständnis der Berichterstattende selbst nichts darin verloren“ hat; und ich es wichtig fand, festzuhalten, dass es hier eben nicht um eine Berichterstattung geht. Klar hatte ich verstanden, dass du es einen „schlechten Stil“ findest, wie es hier gemacht wurde, weil du im Grunde auch etwas anderes erwartete hattest; mein Anliegen war ja allein das, zu sagen, dass mich beim Schauen das nicht aus den genannten Gründen gestört hat; ich habe ja auch nur die erste Episode gesehen, daher muss man von meinem Kommentar vielleicht das abziehen; ich hatte nur das Bedürfnis, der deutlichen Ablehnung, die Jochen und du hier dem Auftreten von Scorsese in seinem Film zum Ausdruck gebracht hatten, entgegenzusetzen, dass ich das eigentlich gar nicht so schlimm finde: Er thematisiert sich als New Yorker und Gesprächspartner (die Frage, die auftaucht, ist ja auch: wo und zu welchem Anlass finden denn diese Gespräche vor Publikum eigentlich statt? Da kann man den Gesprächspartner doch schwerlich noch mehr rausschneiden als schon getan), aber eben nur sehr am Rande (visuell und akustisch). Ich empfinde das eben beim Schauen als gar nicht so unhöflich, sondern anhand des Materials, das ich sehe, als die noch eleganteste Lösung. Andernfalls hätte man, vermute ich, das Material der Vor-Publikum-Gespräche gar nicht verwenden können. In den anderen Szenen taucht Scorsese ja auch nur sporadisch – hörbar oder visuell – und am Rande auf; man bemerkt gelegentlich seine Präsenz, und er wird als Filmemacher des Films, den wir gerade sehen, deutlich, aber er drängt sich nicht in den Vordergrund, sondern die Bühne gehört voll der Protagonistin und ihren Geschichten.

    Ich weiß selbst, dass diese Waage beim Drehen und Schneiden alles andere als einfach zu finden ist, und in den allermeisten Fällen bin auch ich voll der Ansicht, dass ich Dokumentarfilme bevorzuge, in denen der/die Regisseur/in nicht merklich erscheint; gerade deshalb aber finde ich aber auch Fälle spannend, in denen ein Weg gesucht wird, die eigene Macher-Präsenz nicht auszuklammern – die ja de facto immer da ist, in jedem (Dokumentar-)Film, nur reflektiert sie der/die Zuschauer/in normalerweise nicht; daher kommt wahrscheinlich auch landläufig der Eindruck, dass ein Dokumentarfilm (bzw. wie viele sagen, „eine Doku/ eine Dokumentation“) bitteschön nur objektiv dokumentieren, also Bericht erstatten solle. (nicht als Vorhaltung gemeint!)

  12. ijb:

    Und nein, ich glaube mit ziemlicher Sicherheit nicht, dass bei jemandem, der Filme macht, der vorangehende Gedanke als Regieperson ist, „Was kann ich noch alles reinpacken?“, so funktioniert der Entstehungsprozess, da bin ich ziemlich sicher, bei keinem Filmemacher, und bei Scorsese, nach allgemeiner Meinung (auch meiner) als einer der versiertesten lebenden Filmemacher überhaupt geltend, Autorenfilmer obendrein, gehe ich nach allem, was ich über ihn weiß (ich habe sein Gesamtwerk über die Jahre hin recht intensiv studiert), davon aus, dass er solche Dinge gut überlegt. Ich gebe allerdings auch zu, dass beim Zuschauer immer mal wieder etwas anderes ankommt als das, was der Regisseur gedacht hatte (das ist leider ein altes und z.T. unvermeidliches Problem). Aber Scorsese ist kein „Ich pack alles rein“-Filmemacher wie sagen wir Adam Curtis oder Petter Mettler oder der Assoziativ-Essay-Godard.

    Die Frage ist / war wahrscheinlich auch, was unter den gegebenen Umständen möglich war, und auf ich wirkt diese Produktion wie eine Herzensangelegenheit, die unter (für Scorsese) sehr beschränkten Mitteln und auch recht improvisiert entstand, so dass bestimmte gestalterische Dinge aus den Produktionsumständen resultieren. Ich schließe das aus der Tatsache, dass die Gespräche, die sich durch den Film ziehen und die z.T. vor Publikum aufgenommen wurden, recht „unausgefeilt“ und eher aus dem Stegreif daherkommen.

    Letztlich ist ja doch auch interessant festzuhalten, dass wir in der Gesamtmeinung zu der Produktion doch zu einer sehr ähnlichen Wertung kommen. Mich stören eher die stilistischen Unsauberheiten, finde sie aber aus eben genannten Gründen auch recht vernachlässigbar.

  13. Michael Engelbrecht:

    In den kommenden Tagen setze ich dann mal diese Serie in die Märzkolumnen – das hier bleibt natürlich alles unangetastet.

    Höllental existiert ja bereits im Blog Diary.

  14. Jochen:

    Pretend it´s a City – auf jedenfall sehenswert, with or without Scorsese.

    Do you remember Bodyguard Season One? Frisch reingegongt: six points.

    Es gibt sooo viel Gutes auf Netflix, Jan … ;)

  15. Michael Engelbrecht:

    Wer will ein album of the month?

    Ich setze Kari rein, oder meine Dippelbesprechung von Fire! / Elephant9.

    Wenn sich bis Samstag Abend keiner meldet, mach ich gerne beides.

    Das gleiche gilt für FROM THE ARCHIVES…

  16. Jochen Siemer:

    Ich hätte eine Empfehlung für Philosophica bzw Books of the month …

  17. Michael Engelbrecht:

    Dann mach einfach die alte Rubrik auf, und erhalte sie ein paar Monate am Leben😉. Philosophica wäre vielleicht der griffigere Obertitel.

  18. Jochen Siemer:

    Okay.

    Falls auch Andere Buchvorschläge hinzuadditieren (interessanter Tippfehler) möchten, klänge Books of March nicht schlecht. Anyhow

  19. Michael Engelbrecht:

    Olaf hörts gerade, glaube ich.

    Also.

    Ich mache EIN album of the montg
    Und EIN from the archives.
    Hau rein, Ingo, hoffe, wir haben nicht das gleiche.

    joey, entscheide du … books, whatever … the design wins …

  20. Michael Engelbrecht:

    Dann zaubert mal ein zweites album of March her: deadline für unsere neugierigen Leser ist der letzte Februartag 😉, 20 Uhr.

  21. Lajla:

    Jochen, bin gespannt. Rechne mit dem Bitcoin Denker Antonopoulos … 😅

    Übrigens ist mein aktueller Filmtipp: Milo Rau – „Das neue Evangelium“.

  22. Jochen Siemer:

    Haha, bei Bitcoin denke ich an klimaschädigende Energiefresserei.

    Es ist Jenny Odell, die mir in vielem aus dem Herzen spricht, beispielsweise, was den „Selbstverrat“ angeht, wenn man Persönliches im Internet oder in der Öffentlichkeit preisgibt. Sie lässt mich in mancher Hinsicht auch an Dietmar Kamper denken. Habe ihr Buch, das auch Obama einst empfohlen hatte, aber noch nicht gelesen. Soviel für heute, from my humple points of view ;)

    PS. Nee, eins noch: Werder hat das Spiel gedreht.

  23. Michael Engelbrecht:

    Da ist doch jetzt noch ein Platz frei für album of March

    Da kann man ja theoretisch auch zwei, drei reinpacken.

    Sogar sechs.

    Unter Philosophica könnte Jo auch fünf Bücher vorstellen.
    Sind halt zwei Platzhalter da für album of march …

    Wie gesagt, was Montag noch offen ist / ein album of the month Platzhalter / ein from the archives Platzhalter, fülle ich dann auf.

  24. Jan Reetze:

    Inzwischen habe ich auch das oben gezeigte Buch („Social Studies“, ihr zweites) gelesen. Das ist die Art von Literatur, die man für eine Zugfahrt Hamburg-München mitnehmen würde, und wenn man das Buch in München versehentlich im Zug liegenlässt, ist es kein großer Verlust.

    Einige sehr knackige und scharf beobachtete Satiren sind umgeben von vielen Unterhaltungsgeschichten, alle in und um New York angesiedelt. Die Art, wie Fran Lebowitz ihre Pointen bastelt, erinnerte mich ab und zu an Ephraim Kishon — solides Schreibhandwerk, aber vorhersehbar.


Manafonistas | Impressum | Kontakt | Datenschutz