Der gute alte Rundweg zählt eher zu den Ritualen als zu den Abenteuern. Auf Sylt hatte ich während dieser halben Robinsonaden inmitten der Lockdowns zwei Rundwege ausfindig gemacht, die ich perfekt fand, die ideale Mischung aus Feldweg und Dünengras, Menschenleere und Meeressaum. Auf einem wanderte in alter Zeit Max Frisch, ich kam ja immerzu an der Steintafel mit seinen zwei eingravierten Sätzen von Dämmerung und Mondhelle vorbei, und kurze Zeit darauf, oben auf dem hölzernen Plateau der Uwe-Düne (fast schon ein Gipfelgefühl), lag die Frage nah: ist das jetzt ein Traum, oder ein Traum? Die Erinnerung an alte Strandbuden mit kleinen Warteschlangen für Milchreis mit Zimt und Zucker ein halbes Leben her. Später dann, irgendwann nach Mitternacht, mit Taschenlampe und Neopren am wild rauschenden Meer, wurde das meditative Alleinsein (das auch schon den einen und anderen wohligen Schauer bereit hält), um einiges abgründiger. Dem horror vacui machte ich einmal den Garaus mit einem Trick – aus der Ferne funkelnde Erinnerungen an hingebungsvoll gelesene Gespenstergeschichten in einem warmen Bett voller Daunenfedern.