Peter Sloterdijk schreibt in seinem Buch Den Himmel zum Sprechen bringen in der Vorbemerkung:
Da der Titel dieses Buchs mehrdeutig klingt, soll darauf hingewiesen werden, dass im folgenden weder vom Himmel der Astrologen die Rede sein wird, auch nicht von dem der Raumfahrer. Der zum Sprechen gebrachte Himmel ist kein möglicher Gegenstand visueller Wahrnehmung. Doch drängen sich beim Blick nach oben von Alters her bildliche Vorstellungen auf, von vokalen Phänomen begleitet: das Zelt, die Höhle, das Gewölbe, im Zelt tönen die Stimmen des Alltags, die Höhlenwände werfen alte Zaubergesänge zurück, im Gewölbe hallen die Kantilenen zu Ehren des Herrn in der Höhe wider.
Aus dem Gesamt von Tag- und Nachthimmel ergab sich seit je ein archaisches Konzept des Umfassenden. In ihm ließ sich das Ungeheure, Offene, Weite mit dem Beschützenden, Häuslichen in einem Symbol kosmischer und moralischer Integrität zusammendenken. (…) Als der Himmel im Gang der Säkularisation seine Bedeutung als kosmisches Immunitätssymbol verloren hatte, wandelte er sich zum Inbegriff der Beliebigkeit, in der menschliche Absichten verhallen. Nun ruft das Schweigen der unendlichen Räume bei Denkern, die in die Leere horchen, metaphysischen Schrecken hervor.
(Das neue Buch ist sehr lesenswert. Sloterdijk schleicht sich an die Götter heran, indem er die Religionen literarisch untersucht.)