Heute die vorletzte Infusion. Station 6B, Zimmer 602. Keine Besucher in diesen Zeiten – die meist gehörten Alben, Enos „Film Music (1976-2020)“, James Yorkstons „The Wide, Wide River“, Grandaddys “Wooden Piano-Version“ von „The Sophtmore Slump“ (auch so eine Lieblingsstimme), sowie, for sentimental reasons, via spotify, „Volume One“ von Barry Gibbs countryfiziertem Stromern durchs Songbuch der drei Brüder. Dezente Regression im Dienste Des Ichs: „Kobra Kai 3“. Sowas brauche ich manchmal. Und, wie herrlich ist das denn, „This Country“ (jetzt gerade die dritte und letzte Staffel). Das 3:1 des BVB in Leipzig tat auch gut. Verglichen mit all den Viren und Dingen die einem derzeit, mitunter auch unerwartet, das Leben kosten können, ist meine Sache vorrangig lästig, einfach nur doof, und erfordert etwas Geduld. Nicht gerade meine Stärke. (Bitte keine Genesungswünsche, wird schon!) Einige Manas haben ja schon Zustimmung signalisiert, wie wir, mal etwas anders, den Rückblick auf unsere faszinierendsten Alben des Jahres 2021 angehen können. Da wird es ein kleines Gedrängel geben, Ende Januar, voller Vakanzen. Von den Neuerscheinungen hat mich James Yorkston & The Second Hand Orchestra (Domino Rec., VÖ: 22.1.2021) schon vollends gefesselt. Ein sicherer Kandidat. Nun kenne ich den schottischen Folksänger schon lange, und er versteht es unaufhörlich, Horizonte hinter seinem angestammten Genre zu öffnen. Fabelhaft ist ihm das auch mit seinen schwedischen Freunden gelungen.
Eine texturorientierte Produktion – mehr feines Gewebe als kristallin aufgezeichnete Einzelinstrumente – berückende Gesangslinien, stets für überraschende Abzweigungen offen, und all die anderen Stimmen, die sich intuitiv dazugesellen. Grosser Zauber – man höre sich nur den Song „Struggle“ an. Zudem hat das Album mit seinen sieben Songs eine unschlagbare Sequenz, und leistet sich den Luxus, mit einem down-tempo-Lied zu enden, wo sonst gerne Erlösung, Aufschwung und good vibrations platziert werden. Der erste Vers: „All of my friends are solitary creatures.“ Und, um die Ausgangsfrage zu klären: wer hat gesagt, hier würde heute die Sonne scheinen? Ulrike, die Meisterin des provencalischen Lammbratens!