Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

2021 5 Jan

„Das ist Radio!“

von: Michael Engelbrecht Filed under: Blog | TB | 2 Comments

Einmal hört man den jungen DJ und Mikrofonplauderer genau das sagen – und die Magie der Pionierjahre des Mediums wird in diesem tollen kleinen Spielfilm immer wieder lebendig, den man auf amazon prime auch in deutscher Synchro sehen kann. Es waren die Jahre, als manche die Invasion von Russen befürchteten (das erledigte man, etwas anders, Jahrzehnte später, mit dem irren Präsidenten und dem Internet) und Hörern stellte man als Gewinn ein Stück von Elvis‘ Wohnzimmerteppich in Aussicht. Madeleine und ich sind jedenfalls ganz in den Bann von Andrew Pattersons Debut gerate, sie in Minnepolis, ich im Ruhrgebiet. Madeleine schwärmt vom Surround-Sound, mir reichte mein iPad. Und das, wie heisst es so schön, Sounddesign: Klasse!

Das Wochenende beginnt in Cayuga, New Mexico, und irgendetwas lauert da draußen – aufzuspüren nur durch die gurgelnden, dröhnenden Geräusche, die die örtlichen High-School-Schüler Fay und Everett bei ihren spätabendlichen Jobs über das Radio und die Telefonleitungen aufschnappen, während fast der ganze Rest der Stadt zum lokalen Basketballspiel versammelt ist. Es ist angerichtet, und was sich dann entfaltet, bricht keine Normen, spielt nicht mit Zuschauererwartungen, und fesselt doch genauso wie einst die frühen Filme von John Carpenter.

Die Frage „Was ist das?“ ist die relativ einfache Prämisse des SciFi-Films The Vast of Night – die Spannung, der Schrecken und die schiere Neugier, die Patterson hervorbringen kann, ist u.a. dem meisterlichen Einsatz von Sound zu verdanken. Dabei machte sich das Mixing-Team die immense Weite der kleinen Wüstenstadt zunutze und lässt selbst das kleinste Brummen oder Zischen mit allen Möglichkeiten der Welt lebendig werden. Das ist ein Film, der auch vielen von euch gefallen wird, die normalerweise nicht auf Science-Fiction-Filme stehen. Er ist einfach zu toll inszeniert, um nicht zu fesseln, und das alles mit verdammt kleinem Budget. Wie schrieb es einer im Netz: „To relish what isn’t broken and bring back what sci-fi cinema used to be before all the bells and whistles of CGI; bringing back adventure stories propelled by cinematic wonder, character and curiosity.“

This entry was posted on Dienstag, 5. Januar 2021 and is filed under "Blog". You can follow any responses to this entry with RSS 2.0. Both comments and pings are currently closed.

2 Comments

  1. Jan Reetze:

    Added to my saved queue.

    Und zu „Das ist Radio“ fällt mir immer wieder ein Radiointerview zu irgendeinem Vorkommnis in der Serie „Dallas“ ein, das ich mal im Auto auf einer bayerischen Autobahn gehört habe. Der Moderator (könnte sein, dass es Thomas Gottschalk war) hatte sich den Synchronsprecher Wolfgang Pampel ans Telefon geholt — und JEDER Hörer, garantiert, sah vor seinem geistigen Auge J.R. Ewing vor sich. DAS IST RADIO!

  2. Michael Engelbrecht:

    Mir hat dieser low budget Film Freude bereitet. Die beiden Hauptdarsteller, die Story, auch die Zeit, die sich der Regisseur genommen hat, die alte Dame ihre Story erzählen zu lassen, natürlich, werden manche sagen, bei so wenig Geld, aber es war herrlich stimmig. Gerade auch der Anfang, wo der junge DJ sich um die Organisation bei Basketballspiel kümmerte, richtig toll. Und wie dann allmählich die Stimmung kippte. Habe richtig Lust bekommen, mal wieder Dark Star von John Carpenter zu sehen.

    Aber jetzt erstmal, war doch so vorhersehbar, der amerikanische Alptraum: all die Republikaner, die jetzt noch offen die Wahlen anzweifeln, sind Teil einer unverhohlen faschistoiden Struktur. Die Aliens sind schon da.


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