Die Etikettierung. Um der Magie des Films „The Duke Of Burgundy“ gerecht zu werden, ist es hilfreich (ausser man betrachtet es als Fallstudie), auf Begrifflichkeiten wie „Sado“ und „Maso“ und „Gequälte“ und „Quälerin“ zu verzichten. Diese Termini allein behindern das unvoreingenommene Einlassen auf die erzählte Geschichte. Natürlich sieht jeder einen anderen Film – ich sehe hier niemanden, der auf die Couch einer Analytikerin gehört. Der Sprache von BDSM entkommt man insofern nicht, als der Film auf der Klaviatur dieser speziellen, erotischen Erfahrungswelten spielt: es gibt Truhen, in denen frau über Nacht eingesperrt wird (mit Codewort); Toiletten, die es ohne Rückenverrenkungen erlauben, dem Urin der Geliebten ausgeliefert zu sein (als Bestrafung) – solche Truhen und Toiletten gehören nicht zum Mainstream unserer Inneneinrichtungen. Aber Sprache reguliert, selektiert, zensiert. Schaut man sich diesen Film an, ohne vorab in den Widerstand zu gehen („weil man so komische Sachen darüber gelesen hat“), begegnet man, mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit, einer in langen Sequenzen sinnlich berauschenden, zugleich interessant inszenierten, Liebesgeschichte (eine mit einem Knackpunkt, und einem offenen Ende). Es fogt im August der ganze Text mit den folgenden kleinen Kapiteln: Skript und Blockade. Rauschfaktor. Fantasie. Krise. Erfüllung.