Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

2020 20 Dez

Der unsichtbare Erzähler, und andere Filmempfehlungen für stille Tage

von: Michael Engelbrecht Filed under: Blog | TB | Tags:  | Comments off

 

Wann sah ich den Film das erste Mal? Unvergesslich. Im Audi Max der Uni Würzburg, in den wir fast jeden Mittwoch strömten, um uns von einem begeisterten Cineasten einleitende Worte erzählen zu lassen, und dann einzutauchen, in kühne, experimentierfreudige Filmwelten jenseits des Mainstreams. The first time I talked about it with Robert we said it should look like the late 1800s,” erinnert sich Robert Altmans legendärer Kameramann Zsigismond. Und dazu sollten sich (dachte Robert) verdammt zeitlose Songs gesellen, die uns Hippies sowieso schon ewig begleiteten, gerne mit Räucherstäbchen. Aber es war genial, dass Cohen auf einmal in einem Western auftauchte (die ich schon als Kind liebte, als ich jeder Folge von „Am Fuß der blauen Berge“ entgegenfiebete). Und Leonard war in mancher Hinsicht der unsichtbare Erzähler von „McCabe & Mrs. Miller“. Was für ein anderer, radikaler Western. Es passt, dass die Texte der drei Cohen-Lieder surrealer sind als die erzählte Geschichte – die Handlung wird bereichert mit Symbolen, die Figuren gewinnen an Tiefe durch die Perspektive der Songs. Alle stammen aus dem ersten Album des gebürtigen Kanadiers – Robert Altman spielte die Platte so oft, dass er das abgenutzte Vinyl immer wieder ersetzte. Die Songs schleichen sie sich ein wie Erscheinungen, verbinden sich mit der „inneren Erzählung“, alles klingt an – Dankbarkeit, Trennung, Zärtlichkeit, Vision, Bedauern. Ein in aller Langsamkeit berauschendes Abenteuer für Augen und Ohren.

 

Wenn ich an meine Kindheit und frühe Jugend denke (die späte dauert noch an), waren zwei Filme Fixpunkte an vielen Weihnachtsfesten, „Ist das Leben nicht wunderschön“, mit James Stewart, und „Wer die Nachtigall stört“, mit Gregory Peck. Allein die Gegenwart solcher Filme stellte ziemlich sicher, dass eine Kindheit keine rundum unglückliche sein konnte. Hier ein paar weitere alte / neue Lieblingsfilme meinerseits, die auch ohne Happy End-Garantie weihnachtstauglich sind, naja, zuweilen ab 18 (FSK) – und mit jedem Sehen ein wenig mehr preisgeben, quer durch Genres und Dekaden: The Duke of Burgundy, The Jungle Book (2017), Der wunderbare Mr. Rogers (besser im Original: A Beautiful Day in the Neighborhood), Barry Lyndon (aus dem Soundtrack spiele ich etwas in den Klanghorizonten am kommenden Samstag), Blue Velvet, The Fog – Nebel des Grauens, Portrait of a Lady on Fire (2019), Safety Last! (1923), Die 39 Stufen (ein wunderbarer früher Hitchcock nach einem Spionageroman von John Buchan), The Lady Eve (1941, einer meiner Top 3 von Preston Sturges), Amarcord (mein Fellini-Favorit), The Killing of Sister George (Robert Aldrich, 1968), Dirty Harry 2 (herrlich trashig, lief einst vorzugsweise auf RTL, wenn wie nicht die kuscheligen Filme wollten) & gerne, immer, Silverado (USA) &  Absolute Giganten (D).

 

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