Ungewöhnliche, ja, surreale Dinge beginnen oft in alltäglicher Umgebung, und wer die Abbildung einer Futterstelle nah der Sylter Sansibar nun als protzig, dekadent, oder politisch wenig korrekt hinstellt, produziert auch nur eine Perspektive, die sich leicht verwandeln lässt. Mein erstes Gespräch mit einem Paar (Zweitwohnungsbesitzer) drehte sich um einen Mord in Starnberg, mein zweites um falsche Elternliebe. Fremden gegenüber muss nur das Eis etwas antauen, schon befindet man sich in der Geschichte eines anderen. Gerade in Lockdown-Zeiten riskieren Menschen leichter, die eigene Routine auszuhebeln (wenn sie sich nicht komplett darin versinken). Jeder Kontakt mit Fremden ist erstmal ein Risiko, und dann eine Option, besonders an frischer Luft. Und plötzlich geht es um hellwaches Zuhören, um Einfühlsamkeit, um das Einholen eines Rates. Solche urplötzliche Vertrautheit hat, wenn sie nicht einer Trinklaune entspringt, einen Hauch des Unwirklichen. Nicht zuletzt im Umfeld eines gewohnt touristischen Hot Spots, der in diesen Wochen aberwitzig entlegen und verwittert wirkt.