Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

2020 20 Nov.

Guter Herbst

von: Jochen Siemer Filed under: Blog | TB | 2 Comments

Der Mensch muss etwas tun. Noch immer dem starken Drang verfallen, gute Songs nicht nur hören, sondern selbst auch spielen zu wollen, gehört zur momentanen Grundaustattung. Vieles macht man im stillen Kämmerlein klar, doch spirituelle Resonanzrahmen bleiben stets wichtig. Ob beim Serienschauen, bei Sport Spass Spiel und erst Recht in der Musik: es ist gut, wenn man wen kennt, der dasselbe schätzt. Mit den Manafonistas hat sich der Horizont doch gewandelt und über den eigenen Tellerrand hinaus war man auch daran interessiert, was andere mögen, zudem dem Neuland gegenüber offen. Und doch, eine seltsame Regression schlich sich ein in letzter Zeit, man war versucht, so manches aus dem inneren Archiv zutage tretende Erinnerungsfragment im Nachhinein auch struktur-technisch aufzuarbeiten. Die Frage „Was wird hier gespielt?“ ergründen wir mit einem still fingerpicking alive! Die Hände wollen begreifen. „Wieso kommt so manche Neugier spät und nicht vielmehr früher?“ fragt der Geist des alten Leibnitz neben mir. Neulich erzählte C, ihr Vater sei jetzt pflegebedürftig, sie sei jetzt das erste mal seit zwanzig Jahren wieder Auto gefahren, um für ihn die Besorgungen zu machen. Und? Kein Problem, verlernt man nicht! Sehr beruhigend! Genauso ist es mit dem analytischen Gehörsinn: hat der sich erst mal eingenistet, ist er nicht mehr auszutreiben. Zu den aufs Korn genommenen Objekten dieser obskuren Leidenschaft gehörte jüngst beispielsweise der Song „River“ von Joni Mitchell. Erst jetzt, nachdem ich Sierra Eaglesons Version hörte, möchte ich ihn gitarrentechnisch nachvollziehen, wenngleich ich dieses Lied schon immer mochte. Den Cyndi Lauper Hit „Time after Time“ kannte ich vor allem aus dem Album Traveling Miles der Cassandra Wilson. Von Iron & Wine nun findet sich eine Fassung, die einen flugs selbst zum Instrument greifen lässt. Weil alle Dinge (verschwörungstheoretisch) drei sind, sei hier auch „Clocks“ von Coldplay genannt, warmherzig vorgetragen von Good Harvest. Täte unsereins, wie damals Dieter-Thomas Heck, die Hitparade moderieren, dies wäre wohl die momentane Nummer Eins: „Nimm die Klampfe in Hand und spiele D-Dur, A-Moll, C-Dur, E-Moll!“ Wie einst Cyndi, nur im Looper.

This entry was posted on Freitag, 20. November 2020 and is filed under "Blog". You can follow any responses to this entry with RSS 2.0. Both comments and pings are currently closed.

2 Comments

  1. Lajla:

    Oh I wish I had a river
    And could bring the sky to talk

    (Neues von Sloterdijk)

  2. Jochen:

    Good News :)


Manafonistas | Impressum | Kontakt | Datenschutz