Vor gut fünf Jahren erschien zum 80. Geburtstag von Gary Peacock das Album Now This mit Marc Copland und Joey Baron. Ich hatte die einmalige Chance, den Aufnahmen mit Jan Erik Kongshaug und Manfred Eicher in Oslo beiwohnen zu dürfen. Nachvollziehbarer Weise ist es für mich seither stets eine ganz persönliche Sache, das Album zu hören, und ich liebe besonders die späten Einspielungen der Stücke Gaia und Moor, die Peacock schon Jahrzehnte lang begleitet hatten. Im letzten September unternahm ich die Anstrengung, einen gemeinsamen Wiedersehenstermin zu finden, um mit den Musikern über die Aufnahmen und über ihr Selbstverständnis als Künstler zu sprechen. Am Ende fand das Treffen an eben jenem Tag statt, an dem ich (vormittags) auch Steve Swallow und Carla Bley besuchte, die nur rund 20 Minuten in nördlicher Richtung entfernt leben, ein paar Kilometer westlich von Woodstock. Marc kam eigens zu diesem Treffen aus Brooklyn angefahren (zweieinhalb bis drei Stunden Fahrtzeit), und ich verbrachte zwei Stunden mit den beiden nahe dem Ashokan Reservoir in dem Dörfchen Olivebridge (zu Olive gehörend) im Staate New York, das sicherlich kaum jemand einmal aus Versehen passiert. Ein paar Eindrücke von diesem Ort und aus dem Gespräch habe ich in diesem kleinen Gesprächs-Kurzdokumentarfilm zusammengestellt, den ich im Mai – mit ein paar bislang unveröffentlichten Fotos aus dem Rainbow Studio in Oslo im Juli 2014 – zu Garys 85. Geburtstag teilte. Als kleine Hommage auch eine Aufnahme mit dem zwischenzeitlich verstorbenen Tonmeister.
Als ich Gary das fertig montierte Gespräch zu seinem Geburtstag im Mai schickte, wusste ich bereits, dass er nicht mehr spielen und touren würde; schon zu meinem Besuch hatte er seinen Bass seit rund neun Monaten nicht mehr angefasst, und im Frühjahr 2019 hatte er sich einer schweren Operation unterziehen müssen, infolge der er sich nicht mehr von seinem Haus fortbewegen konnte. Er hörte zwar bereits ziemlich schlecht (was in unserem Gespräch gelegentlich dazu führte, dass er etwas ganz anderes antworte, als ich gefragt hatte), das war bereits in Oslo im Sommer 2014 offenkundig gewesen. Er hatte aber an einem Buch geschrieben, das zumindest im Herbst 2019 noch nicht ganz abgeschlossen war.
Ein paar Tage später ergänzte ich dieses Gespräch übrigens noch um dieses „Outtake“, in dem Gary und Marc sich speziell zu Manfred Eicher und ECM äußerten. Das hatte in dem eigentlichen Kurzfilmchen (Episode 2015) keinen Platz gefunden.
Das letzte, was Gary mir im Mai, als Antwort auf meine Geburtstagsmail schrieb, war: „Whatever has a beginning has an end.“