„Mehr Transparenz!“ wird allerorts gefordert – wobei ja diese Durchsichtigkeit auch schnell ins Negative kippen kann: Entzauberung und Überwachung wären dann die Folge. Darüber schrieb ja auch der koreanische Philosoph Byung-Chul Han in einem Buch mit dem Titel „Transparenzgesellschaft“, das zu jenen zählt, die ich immer wieder lese: denn gute Gedanken und Formulierungen haben kein Verfallsdatum, lesen sich auch nicht zur Neige, so wie man eine Schachtel Zigaretten „aufraucht“.
Gestern verfolgte man beeindruckt ein Live-Konzert in Kristiansand, mit dabei die Herren Bang und Aarset. „Ja, was kommt denn nun von wem?“ war die bange Frage. Eine Handbewegung des Gitarristen Eivind verriet es: ah, dieser Basslauf kommt aus seinem Instrument! Was ein Zauberer und Zubereiter namens Jan da zelebriert, bleibt geheime Alchemistenküche. Sein empathischer Körperausdruck jedenfalls ist eine Show. Auch der dargebotene Sound: vom Feinsten. Waren die Bild-Projektionen zufällig oder Punkt-genauestens zur Musik plaziert?
Summa summarum jedenfalls bekam unsereins beim Hören dieser Klänge sofort Lust, selbst Musik zu machen, was ich heute dann auch tat. Eine zuweilen zeitraubende Angelegenheit, bei der man vom Hundertsten ins Tausendste kommt, von Sirenensounds betört die Richtung verliert, wie das einst schon Odysseus drohte. Immerhin, kleine Erkenntnisse und noch ein kurzes „Mikado-Spiel“ zum Abschluss der Tages-Session: eine erste Spur wird hingeworfen, dann direkt die zweite Spur dazu gespielt. Ein bisschen Schnitt noch, fertig sind die transparenten Schritte.