Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

2020 28 Aug

Es war einmal das Jahr 2017

von: Michael Engelbrecht Filed under: Blog | TB | 6 Comments

 

 

Ich weiss natürlich nicht, was Susanne Abbuehl, Caterina Di Perri, Mayo Bucher und Gérard de Haro 2017 so alles erlebten, auf jeden Fall ist es lohnend, sich die kleinen Filme anzuschauen, die Ingo in letzter Zeit über sie drehte, über Menschen, die auf die eine und andere Weise mit dem Label ECM  verbunden sind. Die links finden sich bei den „comments“.

 

Kurz vor Nikolaus, als wir noch gute Freunde waren, anno 2017, spielten Gregor und ich unser Lieblingsspiel: wir listeten unsere liebsten Alben eines Jahrgangs wie eine Hitparade. Damals hatte jeder seine Top 30 zusammengestellt, mit etlichen Überschneidungen. Interessant war auch, als ich über die Bestenliste 2017 stolperte, dass mir weit mehr als die Hälfte der Alben heute nicht mehr so viel bedeutet. Zu welchen würde ich wirklich liebend gern zurückkehren? Nun, die ersten vier Positionen sind gleich geblieben, ansonsten gab es ein munteres Plätzerücken. Mit ganz nach vorne geschoben hat sich in meinen TOP 12 Björn Meyers Soloalbum „Provenance“ (Sehen sie dazu, und auch zu dem Cover, Ingos Film!)  P.S. Der einzige Grund, warum Neil Youngs Hitchhiker nicht mehr mit dabei ist, liegt darin, dass das Album zwar 2017 erstmals erschien, aber das Resultat einer  Nacht des Jahres 1976 auf seiner kalifornischen Farm war. Also historischer Stoff – ein unfassbar wunderbares Soloalbum mit einer überragenden Aufnahme- und Vinylqualität. David Briggs sat at the controls.

 

 

  1. Father John Misty: Pure Comedy (masterpiece with microsdosing lsd)
  2. Tinariwen: Elwan (my favourite album of the Touaregs)
  3. The Mountain Goats: Goths (a class of its own – cool AND heartfelt)
  4. Anouar Brahem: Blue Maqam (one of his best)
  5. Brian Eno: Reflection (without words)
  6. Björn Meyer: Provenance (deep, ascetic, melodic)
  7. Ray Davies: Americana (old master meeting The Jayhawks)
  8. Ryuichi Sakamoto: async (deep & deeper)
  9. Crescent: Resin Pockets (completely under the radar – i love them)
  10. Gas: Narkopop (i would call it „narkopop“)
  11. Sam Genders: Dorothy (from another end of the world)
  12. Darren Hayman: Thankful Villages, Vol. 2 (great picture book, too)

 

 

In der Nacht von Freitag auf Samstag, am 19. August 2017, tobte ein heftiges Unwetter über dem Münchner Raum. Bäume fielen auf Straßen, Bäume und Äste auf Gehwege, es gab vollgelaufene Keller, Pkws steckten in überschwemmten Straßenunterführungen – das sind nur einige der Einsatzstichworte für die Kräfte der Feuerwehr. Niemand nahm körperlich Schaden. Im ganzen Stadtgebiet waren die Einsatzkräfte von Berufsfeuerwehr und Freiwilliger Feuerwehr unterwegs. Durch die Integrierte Leitstelle München wurden zusätzlich zu den Einsätzen im Stadtgebiet noch etwa 80 Einsätze für den Landkreis München disponiert. Das Unwetter beschädigte zudem eine Engelsfigur in Haidhausen. Die Feuerwehr sicherte die Figur auf dem 45-Meter hohen Kirchturm und seilte sie ab. In seinem Auto musste auch der Produzent Manfred Eicher ausharren, die Wassermassen zwangen ihn dazu, mehr als eine Stunde auf den Rettungsdienst zu warten. Immerhin funktionierte das Autoradio noch, und so schaltete er gegen 1.15 Uhr den Deutschlandfunk ein. Und so misslich seine Lage war, er musste wohl innerlich schmunzeln, als er rasch eine vertraute Radiostimme erkannte, und nur wenige Minuten vergingen, bis er, in den „Klanghorizonten“, der kleinen Premiere eines Musikstückes aus Björn Meyers Album „Provenance“ lauschte.

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6 Comments

  1. ijb:

    Oha, ja jetzt hast du den Blogeintrag zu Mayo Bucher und Björn Meyer ja schon vorweg genommen, also nutze ich die Gelegenheit, den Link einfach hier zu posten. Erst vor wenigen Wochen war ich wieder in Zürich bei Mayo zu Besuch, und wir hatten einen sehr netten Abend zu viert in einem schönen Schweizer Restaurant über Zürich (Einladung von Mayo). Mein erster Besuch in seinen Atelierräumen war allerdings bereits Anfang Februar 2019, aber da ich nicht immer so flink mit dem Schneiden der Kurzfilme vorankomme, wie es manchmal angemessen wäre, ist das Portrait erst im Juni 2020 fertig geworden. Diese lange »Wartezeit« hatte allerdings zur Folge, dass ich die Chance bei Eberhard Webers 80. Geburtstag im Januar in Merzhausen nutzen konnte, ein kleines Zusatzinterview mit »special birthday guest« Björn Meyer aufzunehmen, das sich einfach ideal einfügte, denn beim Atelierbesuch stand dieses Originalbild von Björns Album herum, also musste es einfach mit thematisiert werden, obwohl mein Fokus das „konstruktivistische Frühwerk“, ausgehend von dem 1999 veröffentlichten Barraqué-Henck-Album war. Deshalb wurde das Mayo-Portrait am Ende deutlich länger als geplant. Aber auch vielseitiger und unterhaltsamer. Den ersten Teil könnte man durchaus noch ein wenig verkürzen, aber ich wollte dann doch dem Künstler beim Sprechen über sein eigenes Werk den ausführlichen Raum schenken, zumal ich so viele Jahre lange diese Bucher-Covergemälde so gerne mochte und mich immer gefragt hatte, wer sich hinter diesen tollen Bilder wohl verbirgt.

    Hier also meine kleine Einführung: https://vimeo.com/435300978

    Seit meinem letzten Blogpost sind noch ein paar andere Portraits fertig geworden, von denen ich diese beiden besonders gerne mag, weil sie wieder auf ihre individuelle Weise anders geworden sind (und beide wegen der schwierigen Englischkenntnisse der beiden Portraitierten sehr mühsam zu schneiden waren).
    Das Portrait über Caterina di Perri ist aber ein echter erzählerischer Kurzdokumentarfilm geworden:
    https://vimeo.com/438736860

    …der über Gérard de Haro und sein Studio La Buissonne etwas mehr interview-fokussiert, aber diesmal mit einer ganz speziellen Bildsprache:
    https://vimeo.com/436717432

    Ein Portrait über Susanne Abbuehl ist auch schon seit einigen Wochen fertig, nur noch nicht untertitelt, daher noch nicht so ganz öffentlich: https://vimeo.com/443083818/634d286479

  2. ijb:

    Meine »Top 10« des Jahres 2017 kann ich heute eigentlich noch immer genau so vertreten und schätze diese Alben heute nicht weniger als damals. Nur Sakamotos Async hat bei mir deutlich mehr Zeit gebraucht, und der Konzertfilm zum Album Async live at the Park Armory NY (Titel so oder ähnlich) hat da einiges beigetragen; später dann zusätzlich auch noch der sehr starke Sakamoto-Dokumentarfilm Coda. Und ein super Album, das mir damals entging, aber heute auch zu meinen Top12 des Jahres 2017 zählt, ist Erika M. Anderson aka EMAs Exile in the Outer Ring. Die beiden würde ich wohl sogar als Nr. 3 und Nr. 4 oder 5 einfügen, so dass 9 und 10 auf 11 und 12 weiter rutschen.

    01 Algiers The Underside of Power
    02 Sevdaliza Ison
    03 Tarkovsky Quartet Nuit blanche
    04 Belief Defect Decadent Yet Depraved
    05 Anouar Brahem Blue Maqams
    06 Hope [untitled debut lp]
    07 Kelela Take me apart
    08 Kendrick Lamar DAMN.
    09 Father John Misty Pure Comedy
    10 LCD Soundsystem American Dream

  3. ijb:

    PS: Mehr ausgewählte Reisebilder (überhaupt immer von diversen Reisen) poste ich übrigens immer hier.

  4. Michael Engelbrecht:

    Dann hier noch mein Beitrag zu Björns Album, anmoderiert von Harald Rehamnn anno 2017 – über Mayo Buchers Cover wird da zum Ende hin gesprochen.

    https://www.manafonistas.de/2018/08/17/die-narrenfreiheit-einer-elektrischen-bassgitarre-bjoern-meyer-im-deutschlandfunk/

  5. Björn Meyer (Email von 2017):

    Lieber Michael,

    hier die Antwort von Mayo Bucher:

    Das Bild heisst eigentlich „December Walk“. Was es genau darstellt, bleibt der Fantasie überlassen. Nur so viel: Ich habe das Foto 2010 auf dem Flugplatz Dübendorf (wo sich auch mein Atelier befand) im Nebel geschossen, und der Boden war voller Raureif- so dass das gefrorene Gras beim Laufen geknistert hat. Die Schwarz-Weiss Fotografie wurde mit Pigmentdruck auf Malerei auf Holz übertragen. Matt und Glanz spielen im Original auch eine wichtige Rolle.

    Das finde ich sehr passend! Vielschichtig, knisternd, glitzernd, aber gleichzeitig etwas Weiches – tief, aber sanft etc.

    Liebe Grüsse, Björn

  6. Olaf W:

    Provenance höre ich nicht häufig, aber immer wieder und sehr gerne … keine Ahnung, für welche Alben von 2017 das noch gilt, auf jeden Fall Blue Maqams, einzelne Songs von Damn und Form von 3TM. Der Film über Mayo Bucher ist sehr schön (die anderen sind auch toll), endlich weiß ich, was auf diesem rätselhaften Foto ist.


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