Ist „The History of Crying (Revisited)“ tatsächlich eine Neuaufnahme, und dann mal kein aufgewärmter, fast vergessener Schatz? Oder eine durchdachte Neubearbeitung? Robert Wyatt mochte dieses eigensinnige Duo stets sehr, spürte bei ihnen eine ferne Seelenverwandtschaft zur frühen Soft Machine mit Kevin Ayers, und hat selbst einen Kramer-Song gecovert.
Dieses ungleiche Avant-Rock-Paar hat sich irgendwie bis in die 2020er Jahre durchgeschlagen. Im Jahr 2014 gründete Jad Fair erneut Half Japanese, um in ebenso vielen Jahren sechs lebendige Alben in seinem chaotischen, herzzerreißenden Idiom aufzunehmen. Kramer hat sein Plattenlabel Shimmy Disc 1999 nach einer Klage der ehemaligen Bongwater-Sängerin Ann Magnuson aufgelöst und dann für das Magier-Duo Penn & Teller gearbeitet, aber zwei Jahrzehnte später hat er das Label in Miami im Stillen wiederbelebt.
Hier lassen die beiden eine Partnerschaft wieder aufleben, die 1988 mit Roll Out The Barrel begann, dessen infantiler Hang zu New Yorker Kellerlärm gegen eine unerwartet hochtechnologische Klangpalette ausgetauscht wurde, in deren Mittelpunkt stampfende Drumcomputer und Synthesizer stehen, die aber auch Steel Pans (All I Need Is A Kiss) und zeitweise verrückte Gitarreneffekte von Paul Leary von den Butthole Surfers enthalten.
Insgesamt ist dies eine zutiefst merkwürdige Platte, auf der Red Red Sun und I Won’t Eat ‚Til You Come Back To Me Broadway-Songwriting mit all der mulmigen Ansteckungskraft der Flaming Lips zur besten Sendezeit neu interpretieren. Es ist ein magisches Album geworden, in dem die alten Zeiten und die neuen aus lauter Durchgangsportalen bestehen.
(Andrew P. & Michael E.)