„Ausgetheilet erfreut solch Gut und getauschet, mit Fremden, wirds ein Jubel …“
(Hölderlin)
Dass sich international bekannte Jazzmusiker jeden Sommer auf den Kanaren treffen, ist seit langem bekannt. Dass es jährlich ein Bimbaches Festival gibt – die Bimbaches waren die vorspanischen Einwohner der Insel El Hierro – erfuhr ich von Uli auf unserem letzten Manatreffen in Stuttgart. Er erzählte mir von einem deutschen Jazzmusiker, der auf Hierro lebt und dieses Festival ins Leben gerufen hat. Dass nun international bekannte Musiker anlässlich des 29. Jazzfestivals auf den Kanaren ihren Weg in das auf 900m Höhe gelegene, 1200 Seelen zählende Bergdorf El Pinar gefunden haben und zudem eintrittsfrei auftraten, ehrt die ganze Musikszene. In dem kahlen Raum des kleinen Kulturzentrums, das an seiner Außenwand an die unter Franco Verfolgten erinnert, waren die schwarzen Lautsprecher wie Lavabrocken auf den Vulkanfeldern lose verteilt. Der Einlass war streng, Masken das ganze Konzert über Pflicht, der Eintritt nur mit Registriernummer möglich. Es verteilten sich etwa 50 Gäste in großen Abständen, um dem Konzert zu lauschen. Es traten auf: THE NORTH SEA STRING QUARTET aus Rotterdam zusammen mit dem Gitarristen JAVIER INFANTE aus Gran Canaria. Ihr Programm nennen sie „Electric Amazigh.“ Amazigh steht für Berber. Und so hört sich auch gleich das erste Stück an, das unüberhörbar nordafrikanische Klänge aufweist. Die Spielfreude von Pablo Rodriguez ist ansteckend. Er experimentiert an seiner Geige und hat es wahrlich nicht leicht, sich gegen die hinreissenden, ECM-würdigen Klänge von Javier Infante zu behaupten. Javier spielt dann ein langes Solo auf seiner elektrischen Gitarre. Die beiden Meisjes an den Violinen sitzen zunächst etwas steif an ihren Instrumenten, entlocken ihnen aber dann aller höchste Töne, die mit dem Schrei eines Muezzin konkurrieren könnten. Das nächste Stück ist ein langes Solo von dem schon hervorgehobenen Pablo an der Geige. Er entlockt ihr hohe leise Töne. Später wird er bei der einzigen Zugabe noch seine kreativen Geist präsentieren. Mir hat das siebte Stück am besten gefallen. Javier Infante spielt zusammen mit Yanna Pelser ein stilles, zartes Stück, das sie mit leiser Vokalstimme beendet. Beim letzten Stück wirken die Musiker auf mich freier, weniger konzertant, improvisieren mehr, besonders der Cellist kommt sehr schön zum Einsatz. Die Musiker bekommen viel und lautstarken Beifall. Und stehen dann anschließend fast familiär mit uns vor dem Centro Cultural del El Pinar. Es war ein beeindruckender, schöner Musikabend auf der Insel, auf der ansonsten „El pito“, die Metallflöte, den Ton vorgibt.