„Natürlich kenne ich nur einen Bruchteil der sehenswerten neueren Filme. Und Filmkritiken brauche ich auch nicht wirklich. Jedenfalls nicht im Vorfeld. Da ich stets nur sehr wenig über einen Kinofilm wissen möchte, und trotzdem ein gutes Gefühl haben will, wenn ich „play“ drücke oder, zuletzt immer seltener, in einem Kinosessel versinke, findet bei Filmkritiken vor dem möglichen Erlebnis nur ein Drüberhuschen statt – bei „rotten tomatoes“ reichen mir die kurzen schlaglichtartigen Sätze einer „review“, um eine Entscheidung zu fällen. N a c h dem Sehen eines Films lese ich gerne interessante Besprechungen – genauso funktioniert die Fundierung der Filmkritik aber nicht – sie will ja (eigentlich) dem Kinogeher Hilfestellung geben, vor dem Erlebnis.
Expertentum funktioniert genausowenig bei mir, wie eine Anhäufung von Oscars. Es bleibt letztlich ein Stück weit Glückssache. Und ein kaum fassbarer subjektiver Faktor dessen, was im Erleben eines Films gesucht wird. Ein Glücksfall der letzten Jahre waren eine Handvoll Filme, die ich wieder und wieder sehen kann. Neben meinen „Klassikern“.
Es gab andere beeindruckende Filme, die bei mir dann doch verblassten (warum auch immer). Diese folgende Liste aber hat ihren Stammplatz bei mir sicher, sie sind unvergesslich, und ich kehre gerne zu ihnen zurück, auch zu ihren Unheimlichkeiten.
Alfonso Cuaron: Roma
Alex Garland: Ex Machina
Steven Knight: Locke
Spike Lee: BlacKkKlansman
David Robert Mitchell: It Follows
Abbas Kiarostami: 24 Frames
Dennis Villeneuve: Sicario *
Damien Chazelle: First Man
Kein Zufall, dass in den meisten dieser Werke die Musik brilliant eingesetzt ist. Cuaron hat einige tolle Filme gemacht wie „Gravity“ (yep!) oder „Y tu mama tambien“ (2001, schon lange her), aber ich lasse in meiner Truhe einen Regisseur nur jeweils einmal auftauchen. Filme wie „Die Verlegerin“ oder „Green Book“ finde ich gut und durchaus erbaulich, aber sie reizen mich nicht ein zweites Mal (ausser in geselliger Runde und gemütlichem Zusammensein). Filme wie „A Star Is Born“ und „Bohemian Rhapsody“ verpuffen bei mir zehn Minuten nach dem letzten bewegten Bild, ich lasse mich nicht gern melodramatisch gängeln. Ich hoffe auch sehr, dass in meiner „Schatzkiste“ der eine oder andere „Kontroversling“ dabei ist.
Nun kommt die Risikoliste – nach allerlei „Drüberhuschen“ und „Hörensagen“ freue ich mich auf folgenden kleinen Stapel Blu Rays im „electric cinema“ und hoffe, dass der eine oder andere daraus, am besten alle, den Sprung in die Schatzkiste schaffen. Sechs Kandidaten, und ich hoffe, meine männliche Intuition trügt nicht.
Bong Joon-ho: Parasite / James Gray: Ad Astra / Jim Jarmusch: Paterson / Alexandre Aja: Crawl / Ari Aster: Midsommar / Riley Steams: The Art of Self-Defense
* Wer sich für „Sicario“ begeistern kann, wird bei James Lee Burkes Romanen „Regengötter“ und „Glut und Asche“ wohl voll auf seine Kosten kommen, sowieso ein Meister seines Fachs.