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on life, music etc beyond mainstream

2020 7 Jun

Das kleine Filmfestival mit Bong und Co.

von: Michael Engelbrecht Filed under: Blog | TB | 2 Comments

„Natürlich kenne ich nur einen Bruchteil der sehenswerten neueren Filme. Und Filmkritiken brauche ich auch nicht wirklich. Jedenfalls nicht im Vorfeld. Da ich stets nur sehr wenig über einen Kinofilm wissen möchte, und trotzdem ein gutes Gefühl haben will, wenn ich „play“ drücke oder, zuletzt immer seltener, in einem Kinosessel versinke, findet bei Filmkritiken vor dem möglichen Erlebnis nur ein Drüberhuschen statt – bei  „rotten tomatoes“ reichen mir die kurzen schlaglichtartigen Sätze einer „review“, um eine Entscheidung zu fällen. N a c h dem Sehen eines Films lese ich gerne interessante Besprechungen – genauso funktioniert die Fundierung der Filmkritik aber nicht – sie will ja (eigentlich) dem Kinogeher Hilfestellung geben, vor dem Erlebnis.

Expertentum funktioniert genausowenig bei mir, wie eine Anhäufung von Oscars. Es bleibt letztlich ein Stück weit Glückssache. Und ein kaum fassbarer subjektiver Faktor dessen, was im Erleben eines Films gesucht wird. Ein Glücksfall der letzten Jahre waren eine Handvoll Filme, die ich wieder und wieder sehen kann. Neben meinen „Klassikern“.

Es gab andere beeindruckende Filme, die bei mir dann doch verblassten (warum auch immer). Diese folgende Liste aber hat ihren Stammplatz bei mir sicher, sie sind unvergesslich, und ich kehre gerne zu ihnen zurück, auch zu ihren Unheimlichkeiten.

 

Alfonso Cuaron: Roma 

Alex Garland: Ex Machina 

Steven Knight: Locke 

Spike Lee: BlacKkKlansman

David Robert Mitchell: It Follows 

Abbas Kiarostami: 24 Frames 

Dennis Villeneuve: Sicario *

Damien Chazelle: First Man

 

Kein Zufall, dass in den meisten dieser Werke die Musik brilliant eingesetzt ist. Cuaron hat einige tolle Filme gemacht wie „Gravity“ (yep!) oder „Y tu mama tambien“ (2001, schon lange her), aber ich lasse in meiner Truhe einen Regisseur nur jeweils einmal auftauchen. Filme wie „Die Verlegerin“ oder „Green Book“ finde ich gut und durchaus erbaulich, aber sie reizen mich nicht ein zweites Mal (ausser in geselliger Runde und gemütlichem Zusammensein). Filme wie „A Star Is Born“ und „Bohemian Rhapsody“ verpuffen bei mir zehn Minuten nach dem letzten bewegten Bild, ich lasse mich nicht gern melodramatisch gängeln. Ich hoffe auch sehr, dass in meiner „Schatzkiste“ der eine oder andere „Kontroversling“ dabei ist.

Nun kommt die Risikoliste – nach allerlei „Drüberhuschen“ und „Hörensagen“ freue ich mich auf folgenden kleinen Stapel Blu Rays im „electric cinema“ und hoffe, dass der eine oder andere daraus, am besten alle, den Sprung in die Schatzkiste schaffen. Sechs Kandidaten, und ich hoffe, meine männliche Intuition trügt nicht. 


Bong Joon-ho: Parasite  / James Gray: Ad Astra  / Jim Jarmusch: Paterson  / Alexandre Aja: Crawl  / Ari Aster: Midsommar  / Riley Steams: The Art of Self-Defense

 

* Wer sich für „Sicario“ begeistern kann, wird bei James Lee Burkes Romanen „Regengötter“ und „Glut und Asche“ wohl voll auf seine Kosten kommen, sowieso ein Meister seines Fachs.

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2 Comments

  1. Michael Engelbrecht:

    Bei meinen obengenannten Favoriten kommt hinzu, dass ich sehr gerne sensurround schaue, auf grosser Leinwand daheim. Das mit maximal zwei bis drei Personen, gerne auch allein. Wenn wir einen Filmabend machen, erzähle ich gerne einführend etwas zu den Filmen, spoilerfrei. Ich mag es, den einen oder anderen Film der Schatztruhe mit anderen zu erleben, für die es ein erstes Mal ist.

    In letzter Zeit kommt meine Lust an alten, gut restaurierten Filmen hinzu, so entdeckte ich Buster Keaton neu für mich, oder einen unfassbar guten Film, DETOUR, ein mir lange unbekannter Film, den Criterion neu herausgebracht hat. Noir, tres noir. Da sind dann, wie bei den Filmen der Schatztruhe, auch audio commentaries oft spannend.

    Ich brauche beim Schauen eines Films den flow, ich halte nie Bilder an, und die Extras, die eine blu ray oft bietet, kommen erst nach wiederholtem Sehen ins Spiel. Manchmal finde ich die Drumherumstories zu einem Film spannender als den Film selbst. BIS ANS ENDE DER WELT wollte ich stets nur zu gerne toll finden, aber leider langweilen mich etliche lange Passagen, und da ändern auch interessante Interviews mit Wim Wenders nichts.

    Ich kann eine Vielzahl hochgelobter Filme benennen, die mich kalt lassen, weil sie mich nicht im geringsten persönlich berühren. Dazu zählen so gut wie alle mir begegneten Baumbach- und Linklater-Filme, auch der von dir und vielen so geschätzte Inside John Malkovich. Was ich wirklich mag, ist eine sehr persönliche Sache. Und viele einst geliebte Filme haben jeden Reiz verloren. Ich gucke heute keine alten Truffauts und Chabrols mehr, und freue mich, wenn mich zuweilen noch ein alter Rivette fasziniert, in Aspekten. Ich weiss, wie Hypnose funktioniert, weil ich Hypnose gelernt habe – bestimmte Filme können verschiedene Arten von Trance induzieren. In den kommenden Tagen reise ich in den Weltraum, tauche ein in Ad Astra, und erhoffe schöne tiefe Vibrationen für Körper, Seele, Geist. Und bin zuversichtlich, ich finde zurück zu Erde.

    Neil Lumbard pries vor einiger Zeit die Superdupereditiom eines anderen, wahrlich tollen Films so:

    „It’s a wonderful life“, indeed. Arriving on 4K UHD for the first time, It’s a Wonderful Life is one of the most essential films to share with family around the holidays. The film holds a special place in my heart and is one of the most important achievements in cinema. Jimmy Stewart delivers a truly outstanding performance that has to be seen to be believed. A great script and the undeniable brilliance of director Frank Capra makes it a heartwarming classic that never gets old. The remastered presentation delivers a 4K scan and (perhaps most importantly of all) a lossless sound mix which preserves the original mono audio (unlike the excellent releases for The Shining and The Wizard of Oz, both of which opted for only surround-sound presentations on their respective 4K releases). It’s always a joy to have more audio options available on disc, especially when one of those options represents the original sound for preservation purposes. Such a commendable release deserves enormous praise.“

    In der Tat, da hat er schon Recht. Aber nichts kann je an mein erstes Sehen dieses herrlichen Films herankommen, bei aller Liebe zu Mono, zur Kunst des remasterten Bildes. Ich betrinke mich extrem selten, aber einen kleinen sitzen haben will ich auf jedem Fall, wenn ich diesen Film in dieser Fassung mal zu sehen bekomme. Wenn es schneit draussen. Und ich einen Weihnachtsbaum aufstelle. Und der Glühwein dampft. Der zweite Topf.

  2. Josh Katz:

    Until the End of the World: Criterion has had a banner year, from its massive Godzilla set to its War and Peace restoration to its thirtieth-anniversary edition of Spike Lee’s still relevant Do the Right Thing. So it’s saying something that my favorite of their 2019 output is a film that, frankly, struggles to match its boundless ambitions. Until the End of the World is surreal, expansive, and eerily prophetic. It is also incoherent, pretentious, and narratively inert. It’s what happens when you give a genuine auteur carte blanche and all the money in the world – sometimes constraints are necessary for filmmakers to craft their best works. Yet we now live in an era when only superhero epics receive this kind of treatment, so it’s both foolhardy and noble watching Wim Wenders try and push cinema to its farthest reaches. He doesn’t succeed, but neither did Don Quixote. Until the End of the World is a paean to the follies of the heedless dreamer.


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