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2020 3 Jun

My five favourite albums 2020 (so far)

von: Michael Engelbrecht Filed under: Blog | TB | 12 Comments

 

Von frühen Morgen bis zum frühen Abend an Weinbergen entlang auf dem Rad, über Tage, über die Dörfer, zwischendurch Rast, ein Abstecher in ein eiskaltes Maar, und vor heraufziehenden Wolken zurück in ein Hotel mit Blick auf eine Sonnenuhr, auch auf die Schreckensnachrichten von dem Irren mit der Bibel vor dem Weissen Haus. Eine Anfrage, meine fünf Lieblingsalben des Jahres (bis hierhin) aus dem Ärmel zu schütteln, was nicht so leicht ist, nur die Nummer eins, mein „album of the year“ scheint bei mir konkurrenzlos, aufgenommen in Teilen mit Musikern des London Symphony Orchestra in den Abbey Road Studios – da denkt man doch gleich an Pompöses, aber was Owen Pallett auf seinem Album „Island“ macht, ist doch etwas vollkommen anderes, eine verstörende Geschichte voller Abgründe und Ergriffenheiten. Sir George Martin würde applaudieren.

 
 

1) Owen Pallett: Island

2) Die Wilde Jagd: Haut

3) Thomas Köner: Motus 

4) Jon Balke: Discourses

5) Wire: Mind Hive

 

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12 Comments

  1. ijb:

    Oha, ja, das ist interessant, dieser Auswahl kann ich mich tatsächlich gut anschließen, von Owen Pallett abgesehen, der mich bislang noch nie so richtig begeistert hat (obgleich ich ihn mal in einem Konzert sah, vor vielen Jahren, das richtig toll war, er war allerdings „Vorgruppe“ oder „Nachband“ von Xiu Xiu, wegen denen ich eigentlich dort war, aber Owen hat als Zugabe angekündigt, er werde ein komplettes Album von Orchestral Manœuvres in the Dark spielen, alleine auf der Geige, versteht sich, aber leider hat er das Versprechen nur halb wahr gemacht, und nur die erste Seite des Albums gespielt, ich weiß leider nicht mehr sicher, welches es war, ich glaube Dazzle Ships, und das war grandios, besser als das „Hauptkonzert“, ansonsten hat er mich mit den paar Alben, die ich bislang von ihm mal hatte, immer gut unterhalten, aber auch nicht mehr). Dieses neue Album kenne ich zugegeben entsprechend bisher nicht, aber die anderen vier habe ich auch sehr gern gehört und finde sie weitestgehend ganz hervorragend. (Bei Die Wilde Jagd bin ich mir nie so ganz sicher, wie ich das eigentlich finde, also ich glaube, speziell mit den Texten bin ich auf diesem Album noch nicht so ganz warm geworden, aber die Musik ist super, und vielleicht liegt meine Unschlüssigkeit auch (noch) daran, dass ich das vorige Album (bis jetzt) noch besser finde … weiß nicht, vielleicht habe ich die Platte auch noch nicht oft genug gehört.)

    Tatsächlich hatte ich mir erst vor wenigen Tagen selbst die Frage gestellt, welche Alben mich aus dem aktuellen Jahrgang bislang am meisten bewegt haben und hatte überlegt, so einen Blogbeitrag zu machen. Speziell weil mir das Album von Charlie XCX (How I’m Feeling Now) große Freude bereitete, ich fand bzw. finde es auch irgendwie amüsant, dass jetzt so eine junge Popmusikerin auf die Idee kommt, den gesamten schrillen Noise-/ Sound-Katalog von Aphex Twin, der Leuten wie mir in den 1990ern die Ohren durchgepustet hat, jetzt mit einem 2020er Mainstream-Popalbum zu verquirlen. Das ist schon ziemlich toll, wie sie das macht. Plötzlich kommt Aphex Twin in Kombination mit an sich geschickt gefälligen Chartsmelodien so in die Zimmer bzw. Kopfhörer der Teenager zur Corona-Zeit 2020. Aber gut, das Album hat auch ein paar eher nur okaye Stücke zwischendurch…

    Aber wenn ich fünf Alben aussuche, die aus in den letzten fünf Monaten als „Favourites“ bezeichnen würde, dann würde ich wohl ganz simpel von denen ausgehen, die mich zuletzt am meisten berührt, bewegt haben, und das wären (ohne Nummerierung)

    Lucinda Williams Good Souls Better Angels
    Einstürzende Neubauten Alles in Allem
    Fiona Apple Fetch the Bolt Cutters
    Waxahatchee St Cloud
    …und dann wird’s schwierig mit der Wahl…
    Miklós Lukács Cimbiosis Trio Music from the Solitude of Timeless Minutes hat mich bei jedem Hören mit der eigenwilligen Klangwelt begeistert, Yelena Eckemoffs Album mit Arild Andersen, Thomas Strønen und Jon Christensen, Nocturnal Animals, hat mich sehr bewegt mit den eingängigen Melodien und der schönen, ungewohnten Kombination der beiden Schlagzeuger, und Andreas Platte Ritorno bietet einen faszinierend vielschichtigen Kosmos aus elektronischer Musik der Gegenwart und der Vergangenheit, gefiltert durch einen individuellem Blick, zusammenführt; das hab ich noch nicht hinreichend genügend erkundet, aber es ist ein tolles Album, und von den drei genannten wahrscheinlich jenes, zu dem ich in den kommenden Monaten noch am häufigsten zurückkehren werde.

    Außerdem hatte ich unlängst große Freude beim Entdecken von Prince’ hervorragendem Livealbum aus dem Jahr 2002 (One Nite Alone, bzw. mit der Aftershow-CD als Teil der 5-Disk-Box Up All Nite) – eine echte Entdeckung. Und auch das kurz zuvor erschienene Album The Rainbow Children, eines der wenigen Prince-Alben, die ich bis vor einigen Tagen gar nicht kannte, kann absolut empfohlen werden. In jenen Jahren durchlief der Herr Prinz seine Jazzphase, mit fantastischen Fusion- und Funk-Nummern. Eine schöne Lücke hat sich mit dem Erwerb dieser Platten in meinem Regal geschlossen, und ich kann diese Veröffentlichungen nicht nachdrücklich genug empfehlen.
    Und, ach ja, eine exzellente, nach nach über 20 Jahren noch immer und immer wieder geniale Albentrilogie ist die rot/blau/gelbe bzw. schlicht 1, 2 und 3 genannte Trilogie von Pole, die unlängst in einer schwarzen Box noch einmal kompakt und zu einem unschlagbaren Preis veröffentlicht wurde. Auch heute sprechen mich diese Meisterwerke – oder besser: dieses Meisterwerk – an wie einst.

  2. Michael Engelbrecht:

    Wer mich nur gut unterhält, langweilt mich schnell 😂
    Ich schätze die Musik von Owen P. Seit Final Fantasy.
    Und manchmal liebe ich sie, wie bei HEARTLAND oder dem Nachfolger. Oder eben jetzt. Ich schickte Brian Eno a long time ago Heartland, er hörte es nachts, kleine Ewigkeiten lang, und und lud Owen zum Punktfestival ein.
    Deep, deep stuff.

    Das neue Album ist eine Reise durch die Nacht. Einem Interview wurde anschliessend eine Nummer beigelegt, die man wählen könne, wenn man suizidale Gedanken habe. Trotz der blackness etlicher lyrics gibt es auf ISLAND auch das Erhebende. Und eine grossartige Dramaturgie. Das Album hat für mich den flow Faktor 10 plus.

    Den Alben von Fiona und Bob werde ich mich beizeiten widmen. Ersteres habe ich noch nicht gehört, weil ich geduldig aufs Vinyl warte, letzteres ist noch nicht zu bekommen, ausser für Mr. Mojo und Mrs. Uncut.

    Habe ich schon gesagt, dass OP deep ist, deep, black and beautiful.

    POLE 1 2 3 kommt alle Jahre neu raus. Ich machte mit dem composer mal vor Jahren ein Corso Gespräch. Ein wenig muss er ja immer die alten Stories erzählen. Aber ja, Klassiker.

  3. ijb:

    Das Konzert, welches ich einst besuchte, war tatsächlich noch unter dem Namen Final Fantasy, vielleicht 2004, 2005? Müsste ich recherchieren. Ich glaube, damals war Pallett noch nicht so bekannt, wurde als „spielte früher bei Arcade Fire“ beworben. Heartland hatte ich bestimmt mal aus der Bücherei hier ausgeliehen, ist mir nicht wirklich hängen geblieben, werde dem aber beizeiten nochmal genauer Gehör schenken.

    Fiona Apples Album habe ich leider auch nur als mp3s aus dem weltweiten Netz, habe mir dann eine CD gebrannt, aber ich hoffe, die echte physische Ausgabe wird dann nicht so unverschämt überteuert werden, denn es ist bestimmt eine Doppel-LP, und da verlangen manche Hersteller ja so besonders absurde Preise… Von Bowie und Eno gibt es zu diesem albernen Record Store Day auch Sonder-Ausgaben, die leider nicht unter 30€ zu bekommen sind. Völlig gestört.

    Pole 1 2 3 ist zuletzt (und erstmals) 2008 als LP-Box wiederveröffentlicht worden. Die Edition war schnell ausverkauft und dann auch super teuer. Deshalb habe ich die neue Edition gekauft, obwohl ich die CDs 1 und 2 schon hatte. 3 kannte ich, aber sie fehlte mir immer wieder.

  4. Michael Engelbrecht:

    Genau, 2008 führte ich das Gespräch, an einem Samstag in Corso. Lang ist es her.

    Heartland besitzt für mich eine ähnliche Finesse wie Julia Holters Have You In My Wilderness.

    Bei Island fällt mir kein Vergleich ein.

    2004, 2005, da sah ich ihn auch, in Dortmund, in einer umfunktionierten Kirche, ein Doppelkonzert, er solo, und Volker Bertelmann auch solo, am präparierten Piano. Bekannt als Hauschka. Herzliche Begegnung mit Owen damals.

  5. ijb:

    Jetzt hatte ich gerade mal rumgeschaut, was Island kosten würde. Das gibt es gar nicht als physischen Tonträger? Es ist bei den Onlinehändlern nicht einmal als zukünftige Veröffentlichung gelistet.

  6. Michael Engelbrecht:

    DL.

    Vinyl later.

    Doof.

    Die Verlaufalogik von Domino verstehe ich nicht.
    Ist Cd oder Vinyl so out?
    Dabei ist gerade dieses Album geradezu idealtypisch für meine Vorstellung einer klassischen Langspielplatte.

    Bei Fiona Apple genauso.

  7. Michael Engelbrecht:

    Und diese Alben, die ich mit grosser Freude höre, und bei denen ich keinen Ton verpassen möchte … das zeichnet Lieblingsalben aus … und no, 6 wäre dann gewiss Rejoice von Hugh Masekela und Tony Allen.

  8. Uwe Meilchen:

    Das Fiona Apple Album erscheint auf CD im Juli.

  9. Jan Reetze:

    Ja, Micha, ich glaube, CDs sind tatsächlich ziemlich out. Man kann das schon daran sehen, dass oft bei Amazon die CDs schon billiger sind als der jeweilige Download. Und ich glaube, auch der Vinylhype ist nicht für die Ewigkeit. Physische Tonträger werden mit unserer Generation aussterben, da bin ich recht sicher.

    Neue interessante Musik habe ich dieses Jahr noch nicht viel gehört. In meiner Jahresbestenliste werden wahrscheinlich

    – Einstürzende Neubauten: Alles in allem
    – Jean-Louis Matinier & Kevin Seddiki: Rivages
    – Irmin Schmidt: Nocturne
    – Die Wilde Jagd: Haut

    enthalten sein; auf der Kippe stehen PSB: Hotspot und Ryuichi Sakamoto: The Staggering Girl. Schauen wir mal, was noch kommt.

  10. Michael Engelbrecht:

    Ich glaube, in den kommenden Jahren gibt es (natürlich) grössere Probleme. Du könntest zum Beispiel in einem Land leben, in dem im November ein Staatsstreich stattfinden könnte. Wenn Trump knapp verliert zum Beispiel. Und jetzt ist es schon living hell in the USA.

    Aber wenn das Schöne weiter existiert, wird, da gebe ich dir Recht, der DL wohl die normale Ware. Ich liebe Alben als Kunstwerke zu sehr, als dass ich glaube, es gäbe ein Aussterben. Herrliches Nischendasein allemal. Who knows.

  11. ijb:

    Das Album der Pet Shop Boys habe ich mir auch mit Freuden mehrfach angehört, gefiel mir irgendwie auch besser als die Vorgänger. Selbst das arg cheesy (campy?) letzte Stück macht Spaß. Ich finde nur leider, die gemütlicheren Songs der beiden Herren sind seit etlichen Jahren so austauschbar und damit leider manchmal auch verzichtbar. Da klicke ich dann eher weiter.

  12. radiohoerer:

    Ich gebe das mal hier in die Runde. Das waren meine mehrfach gehörten Lieblinge der letzten Zeit:

    Sigurd Hole – Lys / Mørke
    The Trevor Watts Quartet – The Real Intention
    Gard Nilssen´s Supersonic Orchestra – If You Listen Carefully The Music Is Yours
    Peter Brötzmann & Maâlem Moukhtar Gania & Hamid Drake – The Catch of a Ghost
    Federico Durand – Alba
    Cecil Taylor & Tony Oxley – Birdland, Neuburg 2011
    Keeley Forsyth – Debris / The Leaf Label
    Clarice Jensen – The Experience Of Repetition As Death

    In Aussicht: Zeitkratzer & Mariam Wallentin – The Shape Of Jazz To Come

    Vielleicht kann ja der eine oder andere damit etwas anfangen.


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