Manafonistas

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Archives: Mai 2020

2020 12 Mai

Rejoice

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When it comes to contemporary African music, two albums of 2020 are deeply affecting and, probably, long time companions, at least for people with a knack for thrilling vibes from the black continent. The one by Shabaka and the Ancestors, and the collaboration of Tony Allen and Hugh Masekela. Another gem from World Circuit Records, and a fantastic sounding album, too, uplifting and fizzing with both passion and virtuosity, Rejoice is not only a fitting last will and testament from Masekela and Allen, but a glorious affirmation of music as a source of elevation. Nothing nostalgic about it. It is an album I fell in love with immediately. Its sparseness, its sense for less is more, and the feel of being in one room with the musicians. May both rest in peace. 

 
 
 

 

 

I discovered Kraftwerk in 1970 when I spotted their first album in a shop window. The cover hooked me. I thought: If this record sounds as it looks, it must be great.

It was. For many years, Kraftwerk became one of the leading melodies of my life. I always thought: If I had to find a sound that represents now, then it should be like this. And then, when Kraftwerk came out with a new album, it sounded exactly like this. This worked until the 1990s. I lost a bit the plot about Kraftwerk then, but the band was still there and still unique.

And they are the only band I saw seven times on stage, between 1971 and 2014.

Bye bye, Florian!

 

2020 12 Mai

Incomplete

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Ryuichi Sakamoto on his feelings about troubled times:

 

Jiko (時光) by lenzan kudo + ryuichi sakamoto
video by Zakkubalan series

 

incomplete

In these times when things are not “normal,” I wanted to document the sensations I’ve been feeling. I invited a few of my musician friends to do this with me. I wanted to share the results with you all.

Ryuichi Sakamoto

 

2020 11 Mai

Elf Fünf Zwanzig

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Die unter das Kopfkissen geschobene Hand: nicht zur Faust geballt. Cola, Salzstangen und Kamillentee, an manchen Tagen griffbereit. Eine Tüte Eis (vier Kugeln!) auf die Hand – aber erst in 50 Meter Entfernung zu geniessen. Dich beim früh morgendlichen Spaziergang am Fluss unbekannterweise grüssende Jogger und Hundebesitzer. Sich nach einigen Tagen einstellende Vertrautheit damit. Regelmässige Sprachnachrichten: Berichte aus dem auf sich zurück geworfen sein Anderer. „Und wie geht es Dir?“ Verabredungen „mit’m Kaffee“ für irgendwann, Zeitpunkt und Treffpunkt noch unbestimmt – die Vorfreude weckend.

 

2020 11 Mai

Cabin Fever

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Welche Filme spiegeln in Zeiten coronabedingter Ausgangsbeschränkungen den erzwungenen Rückzug, das Feststecken im engsten Familienkreis? Ich empfehle Shining von Stanley Kubrick, ein Film, der vor 40 Jahren in die Kinos kam und auf einem Roman von Steven King basiert, wobei sich Kubrick auch gleich die Rechte für Abweichungen hat übertragen lassen, was Steven King vielleicht bereut hat. An sich ist im Zuhause der kleinen Familie Platz genug: Jack Torrence, seine Frau Wendy und der kleine Sohn Denny bewohnen für ein paar Monate über den Winter allein das luxuriöse, riesige Overlook-Hotel, das weit abgelegen in den Rocky Mountains liegt. Jack (Jack Nicholson) hat hier einen Job als Hausmeister, sieht sich allerdings als Romanautor. Der Mann, die Frau und das Kind – jede Person ist auf ihre Weise isoliert, heftiger Schneefall kommt hinzu, und der Raum um sie herum wird immer enger, bis alle Verbindungen nach außen abgebrochen sind. Dass die erwachsenen Charaktere nach einiger Zeit am Rand ihrer Kräfte sind, hat auch mit Kubricks Perfektionsmus zu tun: Es gab Einstellungen mit mehr als hundert takes und Kubrick verhielt sich gegenüber Shelley Duvall, die die Ehefrau spielte, am Set bewusst abweisend, um die von ihm gewünschten Eigenschaften ihrer Figur hervorzurufen. Aber wird das, was man als Realität bezeichnet, vielleicht überschätzt? Etwas zu sehen, was andere nicht sehen können, ist das eine Gabe oder Krankheit und Fluch? Und wer sagt, dass die Zeit wie eine Linie immer weiter nach vorne verläuft? Wäre ein Zeitmodell denkbar als Flickenteppich, als Irrgarten oder als Loop? Auf eine feine Art sind in Shining verschiedene Motive miteinander verwoben, zum Beispiel das des Labyrinths, das erstmals eingeführt wird, als der Koch Wendy und Danny durch die riesige Hotelküche führt und Wendy sagt, der gesamte Raum sei so groß, dass sie eine Spur von Brotkrumen hinterlassen müsse. Hier blitzt die Erinnerung an das Märchen von Hänsel und Gretel auf. Bekannt wurde Shining auch dadurch, dass hier zum ersten Mal die Steadycam so richtig zum Einsatz kam. Die Steadycam ermöglicht schnelle Bewegungen mit der Handkamera ohne das Bild zu verwackeln. Kubrick konnte deren Erfinder Garret Brown als Kameramann gewinnen. Unvergesslich die flinken Fahrten des kleinen Danny auf dem Dreirad durch die Flure des Hotels, während die Kamera von hinten in Höhe seines Kopfes ihm folgt. Wir spüren, wo der Horror beginnt: im Blick. Der Mensch und sein Abbild, sein Spiegelbild, sein Schatten. Jonglieren mit den Ziffern Zwei und Drei. Auch Hänsel und Gretel tauchen nochmal auf, man muss nur auf die geflochtenen Zöpfe achten. Ein Schachspiel, ein Puzzlespiel. Ein Tennisball, gelb wie ein alter VW Käfer. All work and no play makes Jack a dull boy.  Drücken Sie mal auf die Still-Taste Ihrer Fernbedienung, die Anhaltetaste. Kubrick hatte in seinen frühen Erwachsenenjahren als Fotograf gearbeitet. Wie bei Michelangelo Antonionis Schwarzweißfilmen sind beliebige Bilder des Films gestaltet wie eine zeitlose Fotografie. Bruchstücke, Erinnerungen, Phasen einer Biographie sind immer noch irgendwo vorhanden. Das Imaginäre ist zuweilen so stark, dass es ins Geschehen eingreift und physisch sich auswirkt, die Grenzen einer Logik überwindet sich seine eigene Logik erschafft. Eine Erfahrung, die die Begrenzungen von Raum, Zeit, Vision und Identität überschreitet.

 


 
 

Die Clywdian Range in Nordwales ist eine Landschaft von außerordentlicher Schönheit, die sowohl durch die Kräfte der Natur als auch durch die Hände von Generationen geformt wurde, die seit der Antike in ihren Tälern und auf ihren Gipfeln lebten und arbeiteten. Es ist ein Ort neolithischer Hügelgräber, römischer Hügelfestungen und einer bemerkenswerten Kette eisenzeitlicher Erdarbeiten, die vor über zweitausend Jahren entstanden sind. Diese Vorstellung ferner Zeiträume gewinnt an Lebendigkeit, wenn man sich durch solch entlegene Zonen bewegt. Bevorzugt allein. Da entsteht auch ein Empfinden des Unheimlichen, des Urfremden. Musiker haben sich oft solchen Zonen des Verlassenen gestellt. Und um solche Atmosphären der Einsamkeit geht es auch in der Radiostunde über Sylt im Lockdown. Schafen zu begegnen, hat fast etwas Tröstliches, Erinnerungen an frühe Jahre. Ein Song von Creedence Clearwater Revival ist nur einen Glücksgriff am Autoradio entfernt. Und das rote Kliff bei Kampen mutiert vom touristischen Hotspot zum idealen Ort der Einkehr. Statt das Licht der untergehenden Sonne mit einem Caipirinha zu feiern, mischen sich Schauer und Seligkeit zu einem ganz anderen Cocktail spezieller Empfindungen. Als würde man in einer graphic novel seinem eigenen Ich begegnen, und wäre sehr neugierig, welch schöne Leere aus Sprechblasen aufsteigen kann.

 

 

Auf dem Weg zum nördlichsten Punkt des Landes stoppten mich ein paar Schafe auf dem holprigen Weg, die aber nichts am Fluss der Gedanken änderten. Ich liess ihnen alle Zeit der Welt und dachte über die Umstände des Suizids von Ulrich Wildgruber nach, dessen Leiche vor Ewigkeiten morgens am Strand von Westerland gefunden wurde. Ich hatte ihn, etliche Jahre zuvor, in dem Film „Die Hamburger Krankheit“ gesehen, in dem die BRD von einer todbringenden Seuche heimgesucht wurde. Am Vorabend war mir der Tod des Schauspielers zum ersten Mal durch den Kopf gegangen, als ich allein in einer Sauna am Meer war und später im Stockdunklen ins Wasser ging, aber nicht weit, aus Respekt vor den Buhnenresten. Schliesslich trotteten die Schafe dahin, wohin sie gehörten, auf ihre Weide, und ich fuhr weiter, schön langsam. Das Radio blieb, während meiner Tage auf der Insel, weitgehend aus dem Spiel, aber in diesem Moment hatte ich das dringende Bedürfnis, irgendeinen alten, gut abgehangenen Song zu hören. Ich zappte mich durch die Sender, und, hey, da war er, ein „fucking golden oldie“, und ein altmodischer Schauer des Glücks durchfuhr mich. „Sunny Afternoon“. Wir haben das schon auf dem Schulhof gesungen. Ich sang die paar Zeilen lauthals mit, die mir von dem Lied noch im Kopf schwirrten.

 

 

Ich sitze in einem Strandkorb, eingemummelt, und erinnere mich an eine Stunde unseres freigeistigen katholischen Religionsunterrichts (auch so etwas gab es), in der auf einmal das erste oder zweite Kraftwerk-Album, das mit dem grünen Hütchen, zur Sprache kam. Keine Ahnung, ob das Album nur in den hinteren Reihen zirkulierte, oder ein Stück vorgestellt und besprochen wurde. Ja, im Religionsunterricht. Die fremden Töne faszinierten mich, und einige Leben später kaufte ich mir in einem Second Hand-Laden in Berlin eben dieses Album. Eine gepflegte ausländische Nachpressung. Diese beiden Debutwerke verschwanden rasch aus allen Recycling-Optionen, als hätte es sie nie gegeben, und die Kraftwerk-Geschichte erst mit „Autobahn“ begonnen. Dabei waren es ungemein facettenreiche Werke, die keine einheitliche Richtung hatten, aber so viele Quellen kreativ anzapften, wunderlich und unberechenbar.

Doch die Männer von Kraftwerk hatten anderes im Sinne, ein „corporate branding“, und da stand diese verquere Musik der Anfänge deutlich im Wege. Zudem wollte die Formation (Holger Czukay nannte sie mal in einem Gespräch eine „Firma“) „nicht in psychedelischer Hitze verbrennen. Sie suchen gerade nicht nach einer Entfesselung der musikalischen Mittel und einer Entgrenzung der künstlerischen Subjektivität in den endlosen Jams der erweiterten Kollektivbewusstseine – vielmehr wollen sie ihre Musik immer kälter werden lassen und immer weniger individualistisch.“ So schreibt Jens Balzer es in seinem Nachruf auf den einem Krebsleiden erlegenen Florian Schneider. Als ich die Nachricht las, wurde mir klar, dass die einzelnen Mitglieder der Gruppe, für mich jedenfalls, hinter dem Gesamtwerk verschwanden. Ich las keine Geschichten über sie, und bezweifle, dass sie besonders persönlich gefärbt gewesen wären.

Futuristisch war das Zauberwort, und Technik-Kritisches hörte ich in der Musik auch nicht heraus. Was mein Hören anhing, blieb die Faszination für ihre grossen Werke seltsam unterkühlt, bis auf eine Ausnahme. „Die Mensch-Maschine“ erschien 1978, ich kaufte das Album, es war die für lange Zeit erste und einzige Liebesbeziehung zu einem Opus der Band. Wenn ich mich daran erinnere, wie ich diese Musik gerne beim Duschen hörte, im siebten Stockwerk eines Hochhauses nahe Würzburg, in einem Jahr aus Himmel und Hölle, wundere ich mich fast, dass die „Songs“ mir damals sehr sinnlich, sehr warm vorkamen, nicht nur wegen des später erst zum Hit sich mausernden Song mit dem „Modell“. Da erwachte all diese Künstlichkeit zum Leben und verströmte eine Energie, ja, eine Herzenswärme, die mich immer wieder neu belebte. Sicher ein wenig paradox.

Später wurden ihre Alben sorgsam remastert, und mich packte vor allem die CD „Trans Europa Express“. Ein Fest für jede dezente Stereoanlage, und ja, in den letzten zehn Jahren ist ihr Werk endlich bei mir angekommen. Ich höre den durch Europa rauschenden Zug nur laut, ich kenne keinen der Passagiere und den Zugführer auch nicht, die Musik kommt aus der alten BRD, ich bin auf einer Zeitreise, in einem Museum für Zeitgenössische Melancholie. Seltsam. 

 

2020 5 Mai

Zeitreise in ein altes Berlin

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BERLIN 1945 –  Tagebuch einer Großstadt

 

Musik: Ulrike Haage
 
 

Heute Abend in ARTE um 20.15 Uhr, und hernach in der Mediathek. Oder hier auf den Filmtitel klicken. Diese Filmerzählung zeigt das Jahr 1945 durch Tagebücher und Aufzeichnungen von (internationalen) Zeitzeugen, seltenen Fundstücken und Augenzeugenberichten, aber auch ganz neuem Bildmaterial. Die Geschichte wird neu geschrieben, neu gesehen und neu gehört. „Erzählen auf Augenhöhe, mit dem Horizont der Schreibenden“ (Volker Heise). Auch der Schnitt und die enge Zusammenarbeit mit der musikalisch klanglichen Ebene sind ungewöhnlich und intensiv. Ulrike: „Für mich ist der Film ein geschichtlich wichtiges Kunstwerk, das zutiefst emotional berührt.

 

Ulrike Haage hat jüngst ein faszinierendes Solo-Piano-Album veröffentlicht, „Himmelsbaum“, aus dem ich einige Stücke vorstelle, in den Klanghorizonten am 20. Juni. Sie wird in der Radionacht auch selbst einiges dazu erzählen. Nicht nur in der Abteilung der Neuerscheinungen, auch in der Themenstunde, mit dem Titel „Die etwas andere Klavierstunde“. Natürlich wird dabei Rosato im Hintergrund aktiv sein.  (me)

 
 

Was ist der Name deines Lieblings-Podcasts? Wenn Du derzeit einen Teil des Tages damit verbringst, Coronavirus-bezogene Inhalte zu lesen und zu hören, ist Tiefenentspannung nicht so naheliegend. Etwas rumort, und abschalten ist nicht so leicht. Gib GABA ein – eine seltsame, aber fesselnde Mischung aus Klanglandschaften, gesprochenem Wort und Meditation.

Glücklicherweise gelingt es der Show, dem weit verbreiteten Popular-Kitsch dieser drei Bestandteile zu entkommen. Moderator Adam Martin textet in Richtung einer Erzählung, indem er Szenen und Gefühle poetisch beschreibt, während sich Samples aus Filmen, Nachrichtenaufnahmen, Interviews und alten Liedern ein- und ausschlängeln. Es ist nicht immer so beruhigend, aber GABA wird dich in seine Welt entführen, wo auch immer Du liegst oder sitzt (in meinem Fall ist es gerade ein Strandkorb am roten Kliff, ein idealer Ort für Meditatives, wenn alles konventionelle Strandleben erloschen ist. Heute wird allerdings der erste Schritt „back to normal“ geprobt, die Zweitwohnungsbesitzer dürfen zurück in ihre Behausungen.)

Es ist eine Meditation für Menschen, die es nicht mögen, wenn man ihnen sagt, dass sie ihren „glücklichen Ort“ besuchen sollen, oder wenn sie die Art von Hintergrundmusik hören, die Sie in Ihrem örtlichen Heilbad erwarten würden. Es gibt viele Episoden, die man sich kostenfrei anhören kann,  und es gibt kein Flüstern von Panflöten. Meine Journalistenkollegin Madeleine Finlay beklagt allein „eine ernsthafte Überbeanspruchung des Vogelgesangs – obwohl das vielleicht von außerhalb meiner Kopfhörer kommt.“ Damit habe ich als Hobbyornithologe auf Sylt gar keine Probleme, und werde mich heute eine Weile im „Sylter Urwald“, der Vogelkoje bei Kampen, umtun.

Wenn ich ein kleines Problem habe, mit diesen hervorragend produzierten Collagen, ist es, neben dem leicht beknackten Bilderlogo, der spirituelle „vibe“, die Neigung, kleine, positive Affirmationen zum Ich, zum Leben, zur Annahme von allen Yin und Yangs unserer Existenz einzubinden. Auf der anderen Seite ist dieser dezent kalifornische New Age-Faktor auch nicht weiter wild, weil man ihn in dezent holistische Privatphilosophien verwandeln kann – die hochinteressante Fusion diverser Texttypen ist herrlich trancefördernd und, spät abends, „Baldrian for the soul“. Zudem sind die Soundtracks der Episoden durchdacht, und Horizonte öffnend. Die Autoren nennen ihre besinnlichen Trips „next generation meditation that unfolds like a beautiful dream.“ 

 

geschrieben & remixt von M.F. und M.E. 


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