Der wesentliche Grund, warum ich nie in Versuchung geriet, über meine Schulsprachen hinaus, eine weitere Fremdsprache zu lernen, lag an den Dingen, die ich bei unserm Englischlehrer Dr. Werlich erfuhr. Noch heute hallt vieles nach, was er uns damals erzählte, mitteilte, z. B. diese Verwandlung des Denkens und Empfindens, die eintritt, wenn man von einem Sprachraum in den anderen wechselt, bei Reisen von Deutschland nach England, oder, wenn man lernt, englisch zu denken. Diese Verwandlungen empfand ich stets dermassen faszinierend, dass ich lieber in den englischen Modus wechselte als mich in einer Vielzahl von Sprachen so nett wie anfängerhaft zu verzetteln. Auf mein Airport-Spanisch kann ich gerne verzichten.
Etwas anders liegt der Fall, wenn man von der eigenen Sprache in die gleiche wechselt, ich meine nicht den Übergang vom Westfälischen ins Friesische, dergleichen, sondern die schöne Unheimlichkeit der Erfahrung, wenn man ein altes Lieblingsbuch in neuer Übersetzung liest. Solches war in den den letzten zwanzig Jahren möglich, als mir Neuübersetzungen alter Favoriten von Georges Simenon, Mark Twain, Dostojewski und anderen auf den Tisch kamen. Nicht immer nahm ich das Angebot wahr, aber wenn, dann wich der alte Zauber einem neuen, und die Freude ging weit darüber hinaus, einem jüngeren Ich zu begegnen, das sich grossenteils ohnehin aufgelöst hatte.
Wunderbar das zweite Lesen von Don Quixote, oder Günther Ohnemus‘ betörender Transfer von Richard Brautigans „Forellenfischen in Amerika“. Diese zweiten Begegnungen mit unvergesslichen, und nun auch noch leicht verwandelten, Büchern, sind Zeitreisen der besonderen Art, und einer der Gründe, wieso ich John Passos‘ „USA Trilogie“ entgegenfiebere. Nur, wann finde ich die Zeit, mich in diesen Schmöker für alle Sinne hinein fallen zu lassen? Ich visiere die Adventszeit an.