Ich bin zwar kein Landei, aber ich schätze mich glücklich, am Rande eines Naturreservats zu leben. Viele erfahren die Natur anders derzeit, nicht wenige lauter. Ein Freund aus den Vororten rund um London erlebt in den dortigen Grünflächen eine „Kakophonie des Vogelgezwitschers“ und erfreut sich daran. Als ich in Westerland nachts um 4.35 Uhr das Mikrofon aus dem Fenster meiner Behausung hielt, mitten im harten Lockdown, schien mir die Lautstärke auch immens. Und, woran dachte ich, an Hitchcocks „Die Vögel“. Man kann eben auch erschrecken, angesichts der ihren Raum hier und da zurückerobernden Flora und Fauna. Ich dachte allerdings auch an den Ohrwurm des Jazzbassisten Dave Holland, „Conference of the Birds“. Zwei Eisvögel auf den Friederichstrasse, auch das kam vor. Zu der Geschichte dieses Blogs zählt auch, dass der eine oder andere von uns zu einem Hobbyornithologen mit Feldstecher mutierte, oder eingehend den von Arien unserer zwitschernden Mitbewohner inspirierten Klavierkompositionen Olivier Messiaens lauschte. Und das neue Buch von David Rothenberg hat, wie der Rowohlt-Verlag es kundtut, „der Nachtigall ein musikalisches Denkmal gesetzt“, und der gute David „jammt mit den Vögeln“. Diese „Kulturgeschichte der Nachtigall“ hat die Natur- und Romanschriftstellerin Melissa Harrison bereits im Original gelesen, und in ihrem neuen Podcast (s. comment 1) entdeckt sie das volle Orchester der britischen Landschaft vor ihrer Haustür, in jenem britischen Hinterland, das der wunderbare Darren Heyman vor Jahr und Tag abenteuerlustig erforschte. Wem das alles allzu pittoresk anmutet, dem kann ich den vorzüglichen Kriminalroman „The Birdwatcher“ empfehlen, der allerdings auch ins grüne, grüne Kent entführt.