Am 28. April erlebte ich auf norddeutschen Strassen mein blaues Wunder. Mit einem alten Navi ohne Erkennung von Staus und Umleitungen fuhr ich nahe Husum im Kreis, und noch einmal im Kreis, die B5 war in Richtung Niebüll gesperrt, kein Taxi, kein Mensch, keine Tankstelle weit und breit. Ich war genervt. Schliesslich fuhr ich den längsten Umweg ever, zurück nach Hamburg, und dann auf der A7 wieder nordwärts in grossem Bogen, an Handewitt vorbei, bis zur Polizeikontrolle vor dem Sylt-Shuttle. Es sollte nicht die einzige Begegnung mit einer Ordnungsmacht an diesem Tag gewesen sein. Ich kam auf meiner Irrfahrt auch an Neustadt vorbei, der angeblichen Heimat der hier im Rahmen der grossen Mana-Krise aufgetauchten „doppelten Clara“, die damals recht tendenziös das dynamische Geschehen kommentierte. Mit ihr hätte ich gerne einen Kaffee getrunken. Woran man bei Irrfahrten immer so denkt. Schliesslich kam ich am Ort der Bestimmung an. Nichts dokumentiert die Einsamkeit einer Insel so sehr, wie ein verlassener Parkplatz vor der „Sansibar“. Das obige Bild entstand am 28. April um 18.26 Uhr. Kurz bevor ich drei Insulaner-Paare zum munteren Strandkorb-Gelage traf, unter Wahrung aller Sicherheitsauflagen. Das Foto meines köstlichen Züricher Kalbsgeschnetzelten lasse ich aus Gründen der Reduktion aufs Wesentliche unberücksichtigt. Mancher Zeitgenosse wird sich fragen, was ich denn hier mitzuteilen gedenke. Nun, ich hatte schon zu Schulzeiten einen Sinn für das Absurde Theater, und diese Anreise hatte einiges davon zu bieten. Und der Tag warf einen langen Schatten. Gestern bekam ich einen Anhörungsbogen aus dem Kreis Dithmarschen. Mir wird vorgeworfen, am 28. April um 12.42 Uhr nahe Hemme und Karolinenkroog auf der vermaledeitem B5 eine beträchtliche Verkehrsordnungswidrigkeit begangen zu haben. Ich soll die zulässige Höchstgeschwindigkeit ausserhalb geschlossener Ortschaften, abzgl. der Toleranz, um 30 km/h überschritten, und mit 130 km/h durch die Lande gebraust sein. Ich sah keinen Blitz, und wenn dies so war, dann weiss ich nur, dass dadurch weit und breit keine Gefahrensituation heraufbeschworen wurde. Es war der erste Tag des neuen Sündenkataloges. Ich werde mein Bussgeld zahlen und ein Fahrverbot für einen Monat erhalten. Ich werde den September wählen und meinen Führerschein zu gegebener Zeit per Einschreiben dem Ordnungsamt in Heide zukommen lassen. Vielleicht fahre ich dann mit meinem E-Bike vier Wochen durchs Weserbergland. Mit einem Sloterdijk, und dem jüngsten Handke im Gepäck. Auf den Schreck legte ich erst einmal die mir gerade zugegangene Kraftwerk 3D Blu Ray ein, und hörte „Autobahn“ im Sensurround. Mit den entsprechenden bewegten Bildern auf der Leinwand.