Bobby Conns neues Album gefällt mir total gut. Weder mein Tee noch meine Baustelle. Eigentlich. Der Mann des Jahrganges 1967 ist schon so lange im Geschäft, aber nun endlich habe ich ihn in meine Plattensammlung aufgenommen. Unberechenbarkeit galt stets als sein Merkmal, und dies mag die erstaunliche Retro-Vielfalt von „Recovery“ bestätigen. Er schwankt zwischen unbeschwertem Punk-Funk, Pastiche-Synthie-Pop aus den Achtzigern, Pulp-Art-Indie (vor allem bei auf dem Song „Disaster“), psychedelisch leichtem Easy Listening und manchmal einer Fusion aller vier auf einmal. Man kann nicht nur von Brian Eno, sondern auch von Bryan Ferry einiges lernen – zum Beispiel, wie man artifizielle Posen nutzen kann, um in den Texten knallharte Abrechnungen zu platzieren. Das Hamburger Label Tapete hat jedenfalls mit Bobby Conns musikalischem Genesungsprogramm einmal mehr ein As aus dem Ärmel geschüttelt. Ein Outsider, der uns etwas mehr über uns und unser Leben erzähken kann, als die üblicherweise behypten Zeitgeister. Kann man mit bestem Wissen (und verdammt gutem Gefühl) neben die neue Schallplatte von Tim Burgess platzieren, nur dass letzterer etwas mehr von Brian Eno („Here Come The Warm Jets“ kann Tim B. wahrscheinlich mitsingen) und Robert Wyatt in seinem Plattenschrank führt. Wenn Sie mal Lust auf gleich zwei herrlich schräge Vögel haben … you‘re welcome!