Auf dem Weg zum nördlichsten Punkt des Landes stoppten mich ein paar Schafe auf dem holprigen Weg, die aber nichts am Fluss der Gedanken änderten. Ich liess ihnen alle Zeit der Welt und dachte über die Umstände des Suizids von Ulrich Wildgruber nach, dessen Leiche vor Ewigkeiten morgens am Strand von Westerland gefunden wurde. Ich hatte ihn, etliche Jahre zuvor, in dem Film „Die Hamburger Krankheit“ gesehen, in dem die BRD von einer todbringenden Seuche heimgesucht wurde. Am Vorabend war mir der Tod des Schauspielers zum ersten Mal durch den Kopf gegangen, als ich allein in einer Sauna am Meer war und später im Stockdunklen ins Wasser ging, aber nicht weit, aus Respekt vor den Buhnenresten. Schliesslich trotteten die Schafe dahin, wohin sie gehörten, auf ihre Weide, und ich fuhr weiter, schön langsam. Das Radio blieb, während meiner Tage auf der Insel, weitgehend aus dem Spiel, aber in diesem Moment hatte ich das dringende Bedürfnis, irgendeinen alten, gut abgehangenen Song zu hören. Ich zappte mich durch die Sender, und, hey, da war er, ein „fucking golden oldie“, und ein altmodischer Schauer des Glücks durchfuhr mich. „Sunny Afternoon“. Wir haben das schon auf dem Schulhof gesungen. Ich sang die paar Zeilen lauthals mit, die mir von dem Lied noch im Kopf schwirrten.