Ich glaube nicht, dass ich fünf Worte gesagt habe. Er ging ans Telefon und sagte: „Don Winslow, Sie waren zwei Jahre alt, als ich 3:10 nach Yuma schrieb. Das war die charmanteste Art, mich als damals jungen Autor auf seine Seite zu ziehen. Und ich sagte: „Ja, Sir, aber ich habe versucht, es zu lesen.“ Und er lachte und erzählte eine Stunde lang pausenlos Geschichten.Und ich stand im Regen. Wir lebten unten an der Küste, und in unserer Wohnung hatten wir keinen guten Handyempfang. Wenn man einen Meter näher an den Strand trat, konnte man keinen Handyempfang bekommen. Also ging ich nach draußen, und es war einer dieser selten regnerischen Tage in Südkalifornien, und ich stand eine Stunde lang im Regen und hörte Elmore Leonard zu. Ich wäre den ganzen Tag dort geblieben.
Ähnlich wie Robert Altman in seinen Filmen hat auch der Schriftsteller Don Winslow, neben dem einem und anderen Meisterwerk, manch halb so dolles Werk verfasst. Ein Klassiker ist und bleibt sein opus magnum Tage der Toten, der erste Teil einer grandiosen Trilogie. Sein jüngst in Deutschland erschienenes Buch Broken ist zumindest ein kleines Meisterstück und versammelt sechs Geschichten, in denen wir einige Überraschungen erleben, zwischen alttestamentarischer, jedoch gottlos betriebener Rache, warmen, humorvollen Grundtönen, Elmore Leonard‘schem Witz, einer wirklich coolen Steve McQueen-Hommage, sowie einer erschütternden Story aus der hässlichen Abschiebungspolitik eines widerlichen Präsidenten.
Und wenn ich mir dann noch einmal Don Winslows einzige Begegnung mit Elmore Leonard vor Augen führe, on a rainiy day in Southern California, taucht bei mir gleich ein kleiner Stapel vorzüglicher Bücher, Serien und Filme in der Erinnerung auf. Zum Beispiel Elmore Leonards Bücher Raylan, Tishomingo Blues, oder Out of Sight. Oder Winslows erwähnte Kracher, oder seine zwei Bücher aus dem südkalifornischen Surfermilieu, The Dawn Patrol sowie The Gentlemen‘s Hour. (Ein Wiedersehen mit der „Dawn Petrol“ gibt es in „Broken“.) Oder die überragenden sechs Staffeln der Serie Justified, basierend auf Ideen von Elmore Leonard. Oder eben 3:10 to Yuma, der Western. Und, ja, klar, McCabe and Mrs. Miller, von Robert Altman. Auch ein Western, und Leonard Cohen singt.