Als ich gestern in Ruhe das „Uncut Magazine“ in die Hände nahm, das ein sehr intessantes Interview mit den „Elderly Brothers“ Roger und Brian Eno enthält, entdeckte ich auch Richard Williams‘ Besprechung der 50th anniversary edition von Roberta Flacks erstem Album First Take. Tatsächlich ist mir dieses Album komplett entgangen, ich kenne nur ihren einen, so berühmten Song. Ich besorgte mir den Download, warf im Bad die kleine UE-Boom-Box an, und hörte das Album wie gebannt, von vorne bis hinten, umgeben von Schaumkronen und Salzkristallen. Purer Eskapismus, von wegen! Richard beschrieb in der Online-Ausgabe der Zeitschrift das kulturelle Klima, in dem dieses Album 1969 landete, ohne sich den expressiven Gesangsstilen anzupassen, für die Aretha Franklin oder Mavis Staples standen. Zwar kommt auch ein Gospel vor, aber aller Innbrunst beraubt, so in-sich-gekehrt, nah an der Selbstauflösung, dass „I Told Jesus“ kaum wiederzuerkennen ist. Und dann erst der Saloon-Song am Ende, ich staune. Und begegne dieser Musik sicher nicht als Soul-Experte. Roberta Flack changierte hier eh von Genre zu Genre – dabei ging es ihr nicht darum, in solcher Melange neue Räume für afro-amerikanische Sängerinnen aufzuschliessen – ausschlaggebend für ihre Auswahl war einzig und allein, das sie diese ausgewählten Lieder auf ganz besondere Weise berührten. Und am gleichen Tag lag, schöne Synchronizität, das lang erwartete, neue Buch von Richard Williams in der Post: „A Race with Love and Death – The Story of Britain‘s First Great Grand Prix Driver, Richard Seaman“.