Max von Sydow ist vor 3 Tagen verstorben. Anlass für meine letzten Beiträge waren also Todesfälle. Diesen schreibe ich nur deshalb, weil mir Benedicte Maurseths Buch To Be Nothing zugekommen ist, ein Buch, mit dem ich mich gründlich beschäftige. Bei der Lektüre musste ich immer wieder an Jan Troell denken – wieder eine dieser Assoziationen, die mich überfallen, die mir willkommen sind.
In den Nachrufen auf Max von Sydow findet man zwar den Namen Blofeld, aber nicht einmal die Süddeutsche Zeitung erinnert daran, dass Max von Sydow in mehreren eindringlichen Filmen Jan Troells Hauptrollen spielte. Jan Troell lebt noch. Im Jahr 1973 wurde er für die Romanverfilmung Utvandrarna, dt. „Die Auswanderer“, als erster Schwede für den Regie-Oscar nominiert. Fünfmal wurde er mit dem nationalen Filmpreis Schwedens, dem Guldbagge ausgezeichnet. Er ist neben Ingmar Bergman Schwedens bedeutendster Filmemacher.
Ich glaube, „Die Auswanderer“ und die Fortsetzung „Die Neubürger“ (Nybyggarna) waren die ersten Filme Troells, die ich kennenlernte und mit meinem ersten SONY Videorecorder aufnahm. Von den frühen 80er Jahren an wurden bei ARD und ZDF einige Filme Troells gezeigt, die ich alle mitgeschnitten habe: „Hier hast du dein Leben“ / „Der Flug des Adlers“ / „Hamsun“ / Sagolandet, dt. „Das Märchenland“ …
Die Nordischen Filmtage Lübeck 2001 widmeten Jan Troell eine Retrospektive. An ihn wird schon lange nicht mehr erinnert. Kein Wunder, sind seine Filme doch Lichtjahre entfernt vom Mainstream. Fast fünfeinhalb Stunden dauern „Die Auswanderer“ / „Die Neubürger“, drei Stunden Zeit nehmen sich „Der Flug des Adlers“ und „Das Märchenland“. Fast alle Filme, die ich kenne, behandeln Themen der schwedischen Vergangenheit.
Benedicte Maurseth ist 1983 in Eidfjord, Hardanger geboren, im gleichen Jahr wie Troells Tochter Johanna. Aber nicht deswegen musste ich bei der Lektüre von Benedictes Buch an Jan denken, sondern weil sie, geprägt vom tiefen Humanismus ihres Mentors Knut Hamre, fern aller Moden dem reichen Erbe ihrer Heimat die Ehre erweist, es lebendig erhält. Wohl deswegen ist mir Troell immer wieder eingefallen, habe dann nachgeforscht, ob nicht doch DVD Editionen seiner Filme, die ich in fürchterlicher Bildqualität besitze, erhältlich sind. Ja, Glück gehabt – allerdings in Schwedisch!
Den ersten Film mit Max von Sydow, den ich je im TV gesehen habe – „Der nächtliche Besucher“ – habe ich gleich mitbestellt. Auf die Troell-Filme muss ich noch warten. Am letzten Montag, einen Tag nach seinem Ableben ist Sydows Film eingetroffen.