Ich trinke eine Tasse Kaffee und vernehme die traurige Nachricht. Jon Christensen ist tot. Sein Schlagzeugspiel hat mich begleitet, seit ich SART kaufte, meine wohl erste ECM-Platte, und das zweite Album von Jan Garbarek, das Manfred Eicher produzierte. Jeder, der die Musik des Labels verfolgt hat, wird eine kleine oder grosse Sammlung an Platten und Alben mit diesem Schlagzeuger haben. Ist Transparenz das Zauberwort? Einschlägige Worte verengen den Blick, er konnte auch wild. Jedem werden auf Anhieb Titel von Lieblingsalben einfallen, an denen er massgeblich beteiligt war – der sogenannte Sideman mit einem Füllhorn eigener Ideen, die er stets zu dosieren wusste. Nie bloss Zulieferer. WITCHI TAI TO, SOLSTICE, BELONGING, YELLOW FIELDS, THE SEA, SERENITY. Was halt so als erstes in den Kopf kommt. Musik war für ihn immer Abenteuer, ein Suchprogramm aus analogen Zeiten, kein Abwickeln von dem, was man ohnehin weiss. Ich sehe ihn vor mir, im betörend jungen Quartett von Jan Garbarek, im Landesmuseum in Münster, ich sehe ihn vor mir, wie er mir erzählte, er hätte auch gut professioneller Eishockeyspieler werden können. Ich höre ihn, wenn ich die Kopfhörer aufsetze, auf einem seiner letzten Auftritte in einem Tonstudio, als RETURNINGS von Jakob Bro entstand, ein bezauberndes Werk, und erinnere mich, wie Manfred Eicher dazu sagte, sinngemäss, kein genauer Wortlaut, Jon brauche nur ein Becken anzuschlagen, und es komme ein Wind auf. Viel Wind um nichts machte er nie, ein Hauch genügte, um so vieles in Bewegung zu setzen.
Spiral Dance
1976
Jan Bobo Palle Jon