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2020 26 Jan

Zwei Wittgensteine

von: Jochen Siemer Filed under: Blog | TB | Tags:  | 6 Comments

„Wenn man mit Leuten redet, die einen nicht wirklich verstehen, fühlt man immer das man has made a fool of oneself, wenigstens ich. Und das geschieht mir hier immer wieder.“

(LW, Public and Private Occasions)

 

„Die Schwierigkeit ist mit einem Menschen freundlich zu sprechen ohne Punkte zu berühren in denen man sich nicht verstehen kann.“

(LW, dito)

 

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6 Comments

  1. Jochen:

    Das obere Zitat ist fest in mir abgespeichert, ich kenne es schon lange aus dem Buch Schuld von Gerburg Treusch-Dieter, einer Essaysammlung. Oft bei dem Gefühl einer „misslungenen“ Kommunikation erinnere ich mich daran, wenn etwa ein Unbehagen hängenbleibt nach dem Gespräch mit einem anderen Menschen.

    Dass einem ein nicht greifbarer Schatten der Schuld dauernd folgt, dieses Lebensgefühl begleitete mich übrigens lange in früheren Jahren. Hängt es mit Traumata (Krieg etc) zusammen, die Generationen übergreifend sind? Ich finde es gut, wenn man positiv lebt, noch besser finde ich es aber, die Schattenseiten des Lebens nicht zu verleugnen.

  2. Lajla:

    Wie so manches mal, Jochen – Treusch-Dieter kenne ich auch.

    Zu deinem zweiten Vermutungsgedanken kann ich von einer Begegnung erzählen, die ich im Sommer in Oranienburg hatte. Ein Mann hatte das KZ besucht wegen seiner diffusen Ängste, die er sich nicht erklären konnte. Er sagte, sein Opa hätte hier sehr gelitten und jetzt spüre er, dass die inneren Unruhen sich in ihm lösten.

  3. Arthur:

    In der psychoanalytischen Holocaustforschung gibt es viel zum Thema der transgenerativen Weitergabe von Traumata.

    Empfehlenswert dazu auch der Film „Pizza in Auschwitz“ (Doku), in dem ein Auschwitz – Überlebender mit seinen erwachsenen Kindern das KZ noch einmal besucht und diese durch seine Traumafixierung und fehlende Empathie beinahe in einen Zusammenbruch treibt.

  4. Lajla:

    @ Arthur

    Könntest du einen Lesetipp zum Thema angeben?

  5. Arthur:

    Zunächst einmal: Ilany Cogan – Der stumme Schrei der Kinder. Dann durch deren Literaturliste durcharbeiten.

    Was Filme betrifft wurde das Thema auch gut durchgearbeitet: Gerd Bliersbach – So grün war die Heide. Da gehts um Verdrängungsmechanismen und Abwehroperationen der Nachkriegszeit und deren Spuren im kommerziellen Heimatfilm. Man lernt solche Dinge auszuspüren und Filme anders zu sehen, auch wenn man sich nicht für Trivialfilme interessiert. Habe viel Seminare drüber gemacht, gut besucht, auch von jungen Leuten.

  6. Lajla:

    Danke Arthur


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