XV
esta noche no intentaremos recordar
se abrirán sombras
caerá el alboroto en la mordedura de sus pájaros
estaremos felices
arrepentidos
XVI
duelen estas ganas de luto
de amanecer recogiendo plumas
en patios ajenos
ganas de ser ella
XV
heute Abend versuchen wir uns nicht zu erinnern
Schatten öffnen sich
die Erschütterung verschiebt sich auf die Bisse der Vögel
wir sind glücklich
mit schlechtem Gewissen
XVI
diese Lust auf Trauer tut weh
bei Tagesanbruch
in fremden Höfen Federn aufzuheben
Lust sie zu sein
Aus dem Zyklus Luba / Luba
Jacqueline Goldberg dokumentiert in ihren Gedichten alle Arten des Zitterns, des Hungers und der Entwurzelung. Ihre Erinnerungen sind das Erbe ihrer Vorfahren. Goldbergs Sprache ist zugleich brüchig und sehr genau. Letztendlich sind wir nicht, was wir sagen. Wir sind mehr.
Tienen parecido a tantas cosas mis manos:
a una palmera,
un cuervo,
un tizón,
leguas marinas,
un alud,
un tren,
una mazorca,
un súbito desamparo.
[…]
Por el temblor he conocido
la ceguera,
la mudez,
la sordera,
la anosmia.
Meine Hände ähneln so vielen Dingen:
einer Palme,
einer Krähe,
Kohle,
Seemeilen,
einer Lawine,
einem Eisenbahnzug,
einem Maiskolben,
einer plötzlichen Hilflosigkeit.
[…]
Durch das Zittern habe ich die Blindheit kennengelernt,
das Stummsein,
Taubheit und den Verlust
des Geruchssinns.
aus dem Zyklus El cuarto de los temblores/Zitterzimmer
Neuerscheinung im hochroth Verlag Heidelberg:
Jacqueline Goldberg – Ich bin nicht, was ich sage | No soy lo que digo
Aus dem venezolanischen Spanisch von Geraldine Gutiérrez-Wienken und Martina Weber
hochroth Heidelberg 2020
ISBN: 978-3-903182-54-7
42 Seiten, 19 x 13 cm, Broschur, 8 €
Jedes Buch ist handgefertigt.
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