Ich besitze nur ein einziges Original-Kunstwerk. Es ist eine Planskizze von Panamarenko. Er ist jetzt fast 80 jährig gestorben und endlich auf dem Flug ins Jenseits. Ich wurde in meiner Studentenzeit auf ihn durch eine aberwitzige Geschichte aufmerksam. In einer Zeitung wurde von einem Henri Van Herwegen berichtet, der in Flandern selbstgebaute Flugobjekte ausprobierte, die immer wieder auf die Kartoffelfelder runterkrachten. Später hörte ich, dass dieser „Verwegen“ von Beuys an die Düsseldorfer Kunstakademie eingeladen worden war. Ich hatte aber immer noch keine Kunstwerke von ihm „live“ gesehen. Und dann passierte mir folgendes Glück.
In meiner Dresdner Zeit, Anfang der Nullerjahre, drang ich in ein halbverfallenes Ausstellungsgebäude in der Hellerau ein und traute meinen Augen nicht. Da hingen von der rissigen Decke insektenartige Flugobjekte, an den Wänden klebten Sehnsuchtsapparate einer jeden kindgebliebenen Ingenieursseele. Auf dem staubigen Zementboden standen Riesenapparate, in die ich sofort einsteigen wollte: Fly me to the moon. Ich war verzaubert. Wer hatte diese Ausstellung kuratiert? War es ein Kunstverrückter, der diese eingestürzten Hallen für einen verwaisten Flughafen hielt?
Nie wieder habe ich Kunstwerke in authentischeren Räumen gesehen. Panamarenko’s Werk ist so unfertig, selbst wenn er einen „Aeromodeller“ vollendet hatte, wusste der Ingenieur, er wird nie fliegen können. Er hat einmal gesagt: „Die Schönheit fällt vom Himmel“. In mir haben diese wundervollen Apparate Sehnsucht geweckt, Sehnsucht nach Freiheit, nach Weite und – Unvollkommenheit. Jetzt ist der Fantasieflieger gestorben, in meiner zweiten Heimat, in den Ardennen.