Yosi Horikawa ist ein Klangjäger, der seiner akustischen Umgebung mit einer unglaublichen forschenden Neugier begegnet und kompromisslos auf musikalische Verwendbarkeit untersucht. Dafür begibt er sich mit seinem Mikrofon gerne auch auf Reisen, um neue Klänge zu finden und ringt einfachen Naturgeräuschen, wie dem Tropfen des Regens oder dem Klopfen auf trockenen Steinboden songkompatible Dimensionen ab.
Yosi Horikawa ist ein Räumesammler, der nicht nur die einzelnen Klänge zu erfassen versucht, sondern der sich für die räumliche Entfaltung eines jeden gefundenen Klanges besonders interessiert und mit dieser dann spielt wie manch anderer auf einem Konzertflügel. Dazu hat er sich ein spezielles Mikrofon gebastelt, dass die räumliche Ausdehnung eines Geräusches im gesamten dreidimensionalen Raumes erfasst und experimentiert dann damit diese vielen, so gewonnenen Mikroräume in seine Stücke wie in ein gigantisches 3D-Puzzle auf‘s subtilste einzubauen. Dieses Video gibt einen anschaulichen Eindruck von seiner Arbeitsweise und sein neues Album wird in seinem Namen Spaces dem Anliegen mehr als gerecht.
Nun könnte man schnell vermuten, dass sich das Ganze sehr experimentell und akustisch eher schwierig anhört, aber neben der ambienten Seite hat Yosi Horikawa sehr viel Freude an einer, mitunter skurrilen, Tanzbarkeit, die mit akustischen Vexierräumen scheinbarer Normalität fast wie beiläufig spielt. In Timbres stolpert er so absichtsvoll, wie scheinbar unbeholfen in sein neues Album hinein, in Crossing wird eine Straßenszene ganz weit und unversehens zu echt grooviger Musik und in Chiba wird die ländliche Klangkulisse seiner Heimatpräfektur ganz plötzlich zum Club und der Satz „the chicks are grooving“ bekommt auf einmal eine ganz andere Bedeutung. So gut hat das bisher – aber weit weniger tanzbar – nur Paul Frick geschafft. Vietnam und Swashers greifen ebenfalls in wunderbarer Perfektion lokale Klangraumbesonderheiten auf, Moldy Vinyl holt uns in die kaputten Zeiten ausgelutschten Vinyls zurück und zeigt, welcher Zauber da übersehen worden sein muss. Mine tanzt und In The Wind lässt die Lüfte tanzen und Fluid die Vielfalt aquatischer Klangfarben. Longing schwingt auf ganz eigene Weise und schließlich schließt dieses im wahrsten Sinne des Wortes phantastische Album mit einer Reise in die Weiten eines höchst fiktiven Afrika mit Nubia. Selten ein so tiefsensibles Album gehört, das aus den feinsten Klängen des Alltags in größtmöglicher räumlicher Auflösung ein so wunderbar komplexes, polyrhythmisches und tanzbares Universum erschafft, das sich weit jenseits jeglicher denkbarer Dreidimensionalitäten zu einem absolut hörenswerten, warmen und organisch anmutenden Abenteuer entfaltet.