Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

You are currently browsing the blog archives for the month September 2019.

Archives: September 2019

2019 20 Sep.

Ein gutes Band

| Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | Tags:  | 5 Comments

 

Peter Sloterdijk übermittelte im ersten Band seiner Sphären-Trilogie ein Bonmot von Andy Warhol, das zu meinen Lieblingszitaten überhaupt gehört – eine Zeitlang sammelte ich ja tatsächlich Zitate, die auf besondere Weise mein Befinden wiederspiegelten und bestätigten, von Wittgenstein bis Cioran, von Handke (jawoll!) bis zu Krishnamurti. In eben diesem Zitat von Warhol ist von einem Tonbandgerät die Rede und dass fortan durch den Besitz und Gebrauch desselben seine Probleme keine mehr waren, da sie auf Band gesprochen in eine gute Aufnahme transfiguriert wurden. Ein jeder wird wohl der Möglichkeit eigener Aufnahmetechnik und auch der Archivierung und Bearbeitung von Aufnahmen seine Wertschätzung entgegenbringen und -gebracht haben. Ich erinnere mich an einen Schulfreund, mit dem ich Hörspiele inszenierte. Später dann mit einem anderen, der heute Dirigent ist und damals Keyboard spielte, verbrachte ich einmal die sämtlichen sechs Wochen der Sommerferien, um tagsüber Höhlen zu bauen und ab spätnachmittags dann Kompositionen auf Band zu spielten, mit Gitarre auch, Mundharmonika, ebenso Schlagwerk aus leeren Waschmittel-Papptrommeln und allerlei Zeugs. Höhepunkt der Ferien war dann abschliessend die Namensgebung der Stücke samt aus Pappe gebastelter Plattenhülle. Ein Teil dieser Lust ist geblieben und ich wette, sie betrifft auch jeden Künstler, der ins Atelier kommt und mit dem Arbeitsergebnis des Vortages konfrontiert wird. Nachbetrachtung ist das Schlüsselwort, und Bezugnahme. Vor ein paar Tagen war es wieder soweit: wir mieteten uns für drei Stunden zwecks Session einen Musikraum – mittlerweile ein halbjährlicher Usus. Das macht immer einen Heidenspass. Diesmal klappte die Aufnahme besser, das Mikro war gut ausgesteuert. Im Raum befanden sich zwei Schlagzeuge, die dezent zum Einsatz kamen. Ich war unglaublich gespannt auf die Aufnahmen hinterher, hörte sie ein paarmal durch, wählte aus, schnitt Einiges zurecht. Sich mit Profis zu vergleichen, wäre in diesem Kontext falsch – wenngleich Musik wie die von ECM und andere oft mitschwingt beim Spielen, als Inspiration. Ein Cover haben wir aber nicht gebastelt.

 
 

„Torn´s Dripping Tape“

Karsten – soprano saxofon, percussion

Jochen – electric guitar, tape, percussion

 

2019 20 Sep.

Playing The Room

| Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | 2 Comments

Einen Monat vor seiner beeindruckenden Produktion der neuen CD von Louis Sclavis,  im Studio La Buissonne in der Provence, reiste Manfred Eicher einmal mehr in ein anderes hochgeschätztes Studio im Süden Europas. Dort produzierte er  das Duo mit Avishai Cohen, Trompete und  Yonathan Avishai, Piano.

Beide kennen einander und die Jazzhistorie bestens, und haben unter der Regie des Produzenten bereits bemerkenswerte Aufnahmen gemacht. Die CD / LP PLAYING THE ROOM nutzt, der Titel suggeriert es, die einmalige Akustik des riesigen Radiosaales, STELIO MOLO RSI  in Lugano – auch der leiseste Sound wird vom Raum getragen.

Solches Zusammenwirken von Intimität und Weite kennzeichnet auch die musikalische Reise der beiden israelischen Freunde. Den Rahmen bilden zwei eigene Stücke zu Beginn und, zum Ausklang, ein altes Wiegenlied ihrer Heimat. Dazwischen dringt das Duo tief ein in Kompositionen von John Coltrane, Duke Ellington, Abdullah Ibrahim, Ornette  Coleman, Milt Jackson – und Stevie Wonder.

So eindringlich, geradezu beschwörend, wie die Zwei CRESCENT gerecht werden, dem Titelstück von John Coltranes vielleicht dunkelstem und meditativstem Album, so verspielt und kinderliedartig umkreisen sie die luftige Melodik von SIR DUKE – das Original stammt aus Stevie Wonders Doppelalbum SONGS IN THE KEY OF LIFE, ein Album, das in die Geschichte eingegangen ist als eine einzige Liebeserklärung an die Freude, am Leben zu sein.

Die emotionale Spannbreite, für welche diese beiden Stücke einstehen, ist bezeichnend für die Musik von PLAYING THE ROOM. Bei aller poetischen Innerlichkeit ist es nicht zuletzt das Gespür für Reduktion, das den einzelnen Stücken, und den sie umgebenden Raum, eine besondere Aura und Luftigkeit verleiht. 

2019 20 Sep.

„Holy moly“

| Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | 1 Comment

October 2016 

 

Last swim before departure. A week full of radio work. Brutal ardour on Lanzarote. Good time for caves. This man with a history is still adventurous after all these years, and playing in Jameos del Agua adds to every possible magic spell. If you haven’t lost it, you’ll probably bring it all out here. Ten autumns ago, the trumpet player had visited the island for the first time, with his wife and his two children, and then „breathing in“ the archaic space with the ear of a musician, he dreamt of playing the volcanic power spot one day. That day was yesterday.

Molvaer’s big first statement was Khmer, an album that filled some of the space left by pioneering works of „Electric Miles“ and „Fourth World Hassell“. When I did my first interview with him (I only did two) – he was just about to release his third album after Khmer – I asked what he would do to keep his sound fresh. He said: „That’s a good question!“ Its certainly was (and a bit mean) – an artist who has discovered a certain formula, often tends to repeat it till nostalgia is creeping out of every note hanging in the air.

And, in fact, after his first two albums on ECM records, something seemed to be lost on the way, the auditoriums were sold out, the people got what they (a lot of them) wanted, the „Molvaer sound“, the „Molvaer grooves“ with all its shades of night and club and neon. Exhaustion easily comes with riding a first wave of success. It took a while for Nils Petter to reconsider, and then, someday (would be hard to nail it down), a good quantum of the old freshness came back with risky line-ups, with forgetting of being a virtuoso or being the man who knows all the tricks.

His last album, for example, Buyoancy, is a good example of keeping the spirits high – as is his quartet of yesterday’s evening. Geir Sundstol, Jo Berger Myhre (a broad spectrum of playing and treating guitars), and Erland Dahlen (percussion) were not just good company, they shaped and re-shaped everything from scratch, never played by the book. At least so it seemed. Stunning. At one point, near the end, I had the impression Geir Sundstol has been delivering his version of a Daniel Lanois-pedal steel guitar composition. Circles closing in so many ways, circles that never forget to look for promising exit signs – caves always have some hidden ones.

 
 

September  2019

 

Some weeks ago, Nils Petter Molvaer‘s KHMER got its first ever vinyl release on ECM. At the Punktfestival in Kristiansand I suddenly ran into him, and told him, well, weeks ago, Nils Petter, I played from „Khmer“. In my time travel show on five decades of ECM. Which track did you play, he wanted to know. „Song of Sand 2“, I remembered. Oh, that one, he answered and seemed delighted. Then, he told me how much he was inspired) while working on the music of Khmer) by reading Borges‘ „Labyrinths“. That book, he said, blew his mind.

 

steht im Focus des zweiten Gedichtbandes von Judith Hennemann „all die goldenen Hunde“, erschienen im Frankfurter axel dielmann verlag. Monika Vasik hat das Buch gerade ausführlich auf dem Literaturportal Fixpoetry vorgestellt, nachzulesen hier.

 
 
 

 
 
 

In keiner der Dystropien kommen Bäume vor,

deshalb halte ich sie. Für unecht die Bäume,

nein. Die Dystropien. Deshalb halten sie mich.

Für unecht die Bäume. Ich trete auf: neben

Kriegsschauplätzen, aus denen HD blutet,

ächzt und stinkt, von Modellbauvirtuosen

mit Rückenschmerzen und Glaspupillen filigran

verklebt. Das Schicksal der Vergrößerung, Los

der Vervielfältigung (durch den scheuen Kuss

einer Maus) zur Armee steht schon fest. Hier ist

nur die Schönheit der Hauptdarstellerinnen echt.

 

 

 
 
 

 

2019 17 Sep.

„Dream for Dreaming“

| Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | 1 Comment

 
 

v i d e o 

 
 

2019 17 Sep.

La La Land

| Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | Comments off

 

 

 

Im Zuge meiner Begeisterung für Damien Chazelles Film „Aufbruch zum Mond“ besorgte ich mir, mit gemischten Gefühlen, seine Art von Musical, „La La Land“, wohl wissend, dass es keine Handvoll Musicals in meinem Leben gab, die mich wirklich fesselten – die eine Ausnahme war „My Fair Lady“, aber da war ich noch ein kleiner Junge, und was weitere Ausnahmen angeht, komme ich schon mächtig ins Grübeln. Monate lang lag die BluRay auf einem Stapel. Ich sah grossartige Serien wie „Gentleman Jack“, „Unbelievable“,  „Mindhunter (season 2)“ und die finale fünfte Staffel von „Vikings“. Aber dann sass ich gestern im „electric cinema“, völlig hingerissen von einem M u s i c a l, in dem es auch um den Jazz geht, und um viele andere Dinge. Pures, tiefes Kino – jedes Oberflächenglimmern  hält einen anderen Abgrund bereit!

 
 

Conceived as the ultimate road movie, this decades-in-the-making science-fiction epic from Wim Wenders follows the restless Claire Tourneur (Solveig Dommartin) across continents as she pursues a mysterious stranger (William Hurt) in possession of a device that can make the blind see and bring dream images to waking life. With an eclectic soundtrack that gathers a host of the director’s favorite musicians, along with gorgeous cinematography by Robby Müller, this breathless adventure in the shadow of Armageddon takes its heroes to the ends of the earth and into the oneiric depths of their own souls. Presented here in its triumphant 287-minute director’s cut, Until the End of the World assumes its rightful place as Wenders’ magnum opus, a cosmic ode to the pleasures and perils of the image and a prescient meditation on cinema‘s digital future. (Release date: December)

 

 

 
 
 

und das Radio an für eine entspannte Fahrt.

 


Manafonistas | Impressum | Kontakt | Datenschutz