Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

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Archives: August 2019

2019 31 Aug

Simian Angel

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I listened to it last night, on headphones – all windows directed to the vast nothingness of the universe that possibly hosts no god, no other life. But creepy objects like black holes and brown dwarfs. Heaven seems to be the most lonesome place, where nothing really happens. From the point of view of gardening and Japanese tea ceremonies. Well, of course, we had the moon landing, and we do have the astral space music of Sun Ra. Our dreams anyway. Strange enough, we van still feel peace (in harmony) when looking at the night sky. And here we are in company of Oren Ambarchi‘s „Simian Angel“, two long compositions that, in a sophisticated  way, defy definition, limits, opening a constant feel of joy and wonder, kling and klang. A touch of kosmische music here and there. His guitar sounds like a synth, and an organ, most of the time, and when he plays what sounds like a piano (and is again, made with his guitar – a special treatment really!), you might feel, for a moment, a „Music For Airports“-vibe – just another illusion, up, up, and away, with the blink of an eye. His partner is Brazilian percussionist Cyro Baptista, and when he starts on berimbau at the beginning of vinyl‘s second side, you are in wonderland. Yes, I thought, for another sequence of seconds, of Nana Vasconcelos‘s famous (or not so famous) solo album „Nana Vasconcelos“, the one with violins and violas coming conpletely out   of  nowhere, and knowing about Oren‘s passion for a lot of ECM records, I‘m quite sure he might have had a similar memory, for a moment. The music is crossing area after area, you are not able to, and surely not keen on marking a spot. All exit signs on! The earth is never solid, and even the percussion is an invocation of ego-less drifting in the windmills of your mind. Not all riddles solved, be sure.

2019 31 Aug

Desert LA

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Ein Buch, eine Landkarte, das Smartphone. Und natürlich die Fotos. So beginnt eine Reise. Es ist nicht irgendein netter Roman. Es ist eine Geschichte, in der du dich findest, eine, in der du vorkommst. Nur eine Person hat dein Leben auf diese Weise gekannt. So führt der Weg auf dem Highway im Death Valley ins Dunkel. Die Sonne blendet, das Licht: eine Verschwendung. Es ist der 13. August 2019, 14 Uhr 15. Die Furnace Creek Wetterstation meldet eine Lufttemperatur von 58,3 Grad Celsius im Autoradio. Der Titel des Buches heißt „Desert LA“. Wer erzählt die Geschichte? Der Titel des Buches heißt „A Thought of Ecstasy“. Ich bin nicht abgelenkt. Der Titel des Filmes heißt “A Thought of Ecstasy”, Regie führt RP Kahl, der auch eine der Hauptfiguren spielt. Frank, der Deutsche, der auf dem Highway im Death Valley unterwegs ist und einen Film dreht. Genau genommen, mehrere. Oder ist er es, über den ein Film gedreht wird? Totally nude Entertainment. Upper class, juristisch abgesichert. Mit einigen Kürzungsmöglichkeiten. Der Weg führt auf dem Highway ins Dunkel. Frank trägt ein einfaches weißes T-Shirt. Die Frau wird ein einfaches weißes T-Shirt tragen. Sie wird immer Anfang 30 sein. Das Buch ist ihr Tagebuch. Das Buch ist das Drehbuch. Das Buch gibt es nicht. Amerika gibt es nicht. Frank gibt es nicht. Persönlichkeit ist eine Illusion.

 
 

 

Abschweifung 1

 

Ever since Beijing has had to admit it cannot control the information flooding out of Hong Kong, it has reshaped the events into something it could spin: a small group of “black hands” acting behind the scenes and with international support has tried to sow discord into Hong Kong. The “black hand” theory is an old Soviet trope still shaping the Chinese Communist party’s worldview. With Friday’s arrests we can see that it not only uses it as propaganda, but also actually believes it.“

(The Guardian, today)

 

„In response to the question ‚Favourite scene in a movie?‘ , Mr Johnson said:  „The multiple retribution killings at the end of the Godfather.““ 

Ev’rywhere I hear the sound of marching, charging feet, boy / ‚Cause summer’s here and the time is right /for fighting in the street, boy / But what can a poor boy do / Except to sing for a rock ’n‘ roll band / ‚Cause in sleepy London town / There’s just no place for a street fighting man“

(The Rolling Stones)

 

Es ist ein beunruhigender Morgen. Aus Hong Kong kommen immer schlimmere Nachrichten, England schickt sich an, „Little USA“ zu werden, wenn nicht ganz schnell dieser Mistkerl eingebremst wird, und die Tories haben ihren Teil dazu beigetragen, dass es so weit kam. So unterbelichtet wie Republikaner, die sagten, sie würden die „Reps“ wählen und nicht Trump. Den einst von Herrn Hüsch  besungenen „runden Tisch“ gibt es so nicht mehr in diesen Zeiten der digitalen Demagogie.

 

Abschweifung 2

 

So weit, so schlecht, ich schweife ab. Heute in aller Früh bekam ich im Autoradio auf WDR 4 die letzten Takte von „Bad Moon Rising“ mit, und, hätte ich den von Jan besprochene CCR-Auftritt in Woodstock zur Hand, ich hätte jetzt die Zehn-Minuten-Version von „Suzie Q“ aufgelegt. Und laut aufgedreht. Zuletzt hatte ich ähnlich grosse Lust auf den Song  in der Tanzschule Conradi, in einem früheren Leben, da ging ich auch mit einer Susanne, das war aber ein Irrtum, ich war eigentlich verliebt in ein Mädel mit dem herrlichen Namen Marlies Durch Den Wald. Ehrlich, die hiess so.

 

 

 

 

 

 

Redundanz

 

Eines der aussergewöhnlichsten Sachbücher der letzten Jahre ist für mich Michael Pollans Buch mit dem leicht in die Irre der Banalität führenden Obertitel „Verändere deine Bewusstsein“. Auch der informativere Untertitel „Was uns die neue Psychedelik-Forschung über Sucht, Depression, Todesfurcht und  Transzendenz lehrt“ macht nur ansatzweise klar, wie klug uns weit gespannt der Horizont dieser Lektüre  ist. Hervorragend übersetzt übrigens von Thomas Gunkel.

Geben Sie werter Leser, unter „Suchen“ einfach „Als der Pilzforscher“ ein, ohne An- und Abführung, und Sie können die vier ersten Teile im Blog rasch ausfindig machen. 

Hier ist nämlich nun Showdown-Time, und Sie erfahren endlich, was passierte, als der Pilzforscher auf den Baum stieg. Dabei handelt es sich um Paul Stamets, dem Essentielles zum Thema zu verdanken ist, und dem Michael Pollan während der Arbeit an seinem Buch einen Besuch abstattete. In seinem Haus am „Little Skookum Inlet“, das er mit seiner Lebensgefährtin Dusty Yao und seinen beiden grossen Hunden Plato und Sophie bewohnt.

 

Showdown

 

Viele Jahre früher. Vor der Zeit, als Paul Stamets ein führender Experte wurde für die Gattung Psilocybe. An einem Frühlingsmorgen seines ersten Semesters wanderte er zu einem Bergrücken in der Nähe des Campus und nahm um die zehn Gramm ein, eine ganze Tüte Pilze, viel zu viel, er war noch naiv und keine Koryphäe, vier Gramm sind schon eine stramme Portion. Als die Wirkung einsetzte, sah er eine faszinierende Eiche, und stellte fest, dass er beim Hinaufklettern immer higher wurde. Und dann kamen dunkle Wolken, und ein verdammt unlustiges Gewitter zog auf. Der Wind blies immer stärker, und die Eiche begann zu schwanken.

Nun wurde ihm schwindelig, und er krallte sich am Baum fest. Er empfand den Baum als den „Baum des Lebens“, der sich bis in den Himmel dehnte, und ihn, so sein privater Eindruck, mit dem Universum kurzschloss. Dann wurde ihm klar: ich werde vom Blitz erschlagen! Er ist sich sicher, die Erleuchtung vor Augen zu haben, aber in kürzester Zeit sein Leben zu verlieren.

Er weinte, und fühlte sich eins mit dem Universum. Er fasste einen Eintschluss: wenn er diese Situation überlebe, würde sein Stottern ein Ende haben, und das  wurde sein Mantra auf dem Baum: Hör auf zu stottern! Als das Gewitter vorüber war, kletterte der junge Paul runter, ging nach Hause, und legte sich schlafen. Als er am nächsten Morgen den Gehsteig entlangging, kam ihm das Mädchen entgegen, zu dem er sich schon eine Weile hingezogen fühlte. Bis dahin war sie für den Pilznarren, der ohnehin gewohnt war, beim Gehen auf den Boden zu gucken, unerreichbar. Ein Wortwechsel ohne Stottern, und ein aufregender neuer Lebensabschnitt begann. Und er machte die Pilze ganz ernsthaft zum grossen Thema seines Lebens.

 

„Afterglow“

 

Die Kommentare ZWEI und DREI liessen mich schmunzeln. Aber Richard Wagner, nein, danke. Nachdem ich heute die fünf Folgen meiner leicht mäandernden Besprechung von Michael Pollans Buch noch einmal Revue passieren liess, hatte ich grosse Lust, Phil Manzaneras neu aufgelegtes Album DIAMOND HEAD unter Kopfhörern zu lauschen, mit klarem Geist. Gedacht, getan. Ein Wiederhören nach Jahrzehnten, ich zog dem Album damals „801 Live“ leicht vor, aber nur ganz wenig.  Es war mir ein Fest. Im übrigen klappt es bei mir wieder mit den luziden Träumen, Nootropica sind dabei, bei mir jedenfalls,  sehr hilfreich. „Lucidimine“ zum Beispiel.

 

2019 30 Aug

„Apocalypse Now!“

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theguardian.com …

 
 

 

 

ONE – when one listens to the whole album, it is clear to me that it transcends clear defined names of genre and style. Was it an intention to create very special atmospheres and resist sterotypes of chamber jazz or folk-jazz, or soundtrack music. nevertheless, Mats, have there nevertheless been special role models in regards to the working process or maybe any inspiring touchstone in music history? i know these are two, three questions in one …

TWO – how does the part of the title that refers to REVERIES, is part of your approach to the music, and does the other part, REVELATIONS, refer to the possibility you have been surprised by the results of filing and editing as opposed to play more or less in real time with a composition at hand?

THREE – i know that no musician wants to direct the listener‘s imagination. but when finishing the album, sequencing the tracks (the ideal order), did the music remind you of certain movies?  In the  press text there is a reference to horror movies. as i as listening to it i had no specific filmic connotations – one guy‘s thrill is the other one’s peacefulness. i had the thought of it being meditative music with an element of doom or danger or darkness … somewhere in between …

LAST QUESTION – in what way may the cover be a kind of signifier or curtain raiser for the music? Let‘s ignore the owl

2019 29 Aug

50 years ago

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„Entschuldigen Sie,

dass ich mich in der Form eines Gedichts

bei Ihnen einschlich

aber ich konnte Sie anders

nicht erreichen

Hätten Sie wohl einen Moment

Es handelt sich um Entscheidendes.

Ich habe nämlich vor

Sie zu bessern.

Bitte hören Sie doch zu …“

 
 

Eigentlich war der Verlauf meiner Reise ganz anders geplant. Ich wollte zunächst nach Hamburg, um im ehemaligen Hans Henny Jahnn Haus meinen Geburtstagstermin festzumachen. Bereits bei der Hamburger Morgenpost Lektüre beim Frühstück im Hotel wurden meine Pläne durchkreuzt. Direkt auf der anderen Straßenseite würde heute eine Peter Rühmkorf Ausstellung eröffnet werden. Was für eine Freude! Ich ließ mich sofort verführen und besuchte das Altonaer Museum gegenüber. Ich kannte Peter Rühmkorf aus meiner Studentenzeit,  aber eher als öffentliche, politische Person, weniger seine poetische Stimme. Ich betrat die Ausstellung ganz im Sinne von Hans Henny Jahnn, der einmal in einem frühen Brief an Rühmkorf schrieb: „Sie mir einmal anzuschauen, mit Ihnen zu sprechen, um gleichsam zu beriechen, ob so viel an Ihnen ist, wie Ihre Verse versprechen …“ Peter Rühmkorf war, wie ich auch, von H.H. Jahnn begeistert, angeblich zog er wegen des Romans Das Holzschiff nach Hamburg. Komisch, dass mir ausgerechnet beim Eintreten in die Ausstellung eine Zeichnung von Horst Janssen zuerst auffiel.

 
 

 
 

Peter Rühmkorf hatte eine lange, fast zehnjährige Schaffenskrise. Schon als Gymnasiast neigte er zu depressiven Stimmungen. Er hat in seinem Leben viele Medikamente ge-/verbraucht, behauptete aber auch, im Rausch besser schreiben zu können.

 
 

„Unter Stoff ins Off“(III)

 
 

Erst als er sich mit der mittelhochdeutschen Literatur beschäftigte, er überträgt sie ins Hochdeutsche, beendet dies sein Tief. ich habe meine Magisterarbeit auch in der Mediavistik geschrieben.

Während ich die Fotos seiner Kindheit betrachte, denke ich an den Verlauf meiner Weiterreise.  Meine nächste Station ist Otterndorf, dort, wo die Rühmkorfs lebten. Peter ging dort zur Schule und schrieb erste Gedichte. Als ich in Otterndorf mit meiner Freundin, die dort lebt, in der Stadtbibliothek nach Zeugen der Familie nachfragte, sagte man mir, dass gar nichts vorhanden sei. Peter verließ nach seinem Abitur diese Provinz und gründete mit seinem Schulfreund Klaus Rainer Röhl in Hamburg den Keller „Anarche“. Von dort gingen die ersten „Jazz und Lyrik Performances“ aus, vor allem die berühmten Auftritte mit Michael Naura und dessen Quartett.

In der Ausstellung stieß ich noch auf eine gemeinsame Bewunderung: Wolfgang Borchert. Ich schrieb meinen Abituraufsatz über ihn, Rühmkorf schrieb eine Monographie über ihn.

Soll ich noch etwas über die Liebe schreiben? Über seine Eva, die ich damals sehr bewunderte („Einer Frau würde ich immer raten, selber die Strippen zu ziehen“). Ja man muss seine Liebesgedichtsammlung hervorheben:

 

„Ich aber nenne diesseits und jenseits der Stirn/ ausser der Liebe nichts / was mich hält und mir bekommt.“ (Ausser der Liebe nichts, 1962)

 

Es sind nicht seine Liebesgedichte, die mir nahe gehen, es ist vor allem das Gedicht  Bleib erschütterbar und widersteh!


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