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Archives: April 2019

2019 4 Apr

La Différance

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Belgisch Kongo

 

Belgisch Brüssel

 

 

An edition of „Milestones“, to be broadcasted at the Deutschlandfunk on June, 21.  This hour of great music, with some background analysis and stories, would not come true without the creative input of Manfred Eicher (I remember conversations, carried by enthusiasm, over the past decades (and some slightly controversial telephone talks that have been, in retrospect, fun, too), without the pianistic knowledge of HD Klinger who will add some fine „recherche en detail“ in regards to the pianist‘s art of playing (he doesn’t know yet, but our favourite music teacher from Kronach is my perfect „man in the background“), without the immediate support for this „double take“ from Harald Rehmann, my „CEO Jazz“, without Ingo J Biermann‘s excellent and ego-less „interview“ with Richie (that started the ball rolling), and of course, the heartfelt support of Mr. Beirach who, to my surprise, is living not so far away from my town. To make a long story short: some circles will be closing, for all the good reasons).

 

Musik Produktion Schwarzwald (Teil 2)

Im letzten Jahr feierte man in Villingen das 50jährige Bestehen des legendären MPS-Studios. 1968 hatte Hans Georg Müller-Schwer seine Geschäftsführertätigkeit bei SABA beendet und konzentrierte sich nun ganz auf die Musikproduktion. Allerdings hatte er schon 1960 in seiner Villa (siehe Foto) ein Aufnahmestudio eingerichtet, in dem er im privaten Rahmen Musik aufnahm, sie wurde unter dem Namen SABA veröffentlicht. Bis zum Verkauf des Labels MPS im Jahre 1982 wurden hier über 600 Schallplatten aufgenommen. Der MPS-Katalog ging zunächst an Philips, dann an Universal Music, heute kümmert sich die Hamburger Edel AG um den MPS-Platten-Schatz.

 

 

Kleine Hausaufgabe, man schaue einmal seine persönliche Plattensammlung auf MPS-Produktionen durch, ich zumindest war erstaunt, wie viele Schallplatten aus der Brunner-Schwer-Produktion ich besitze, fünf Highlights (eine kleine MPS-Hitparade) seien genannt:

 

5. Red Garland: Auf Wiedersehen (mit Sam Jones und Roy Brooks. Im Mai 1971 ist Red Garland in den Schwarzwald gereist, um diese herrlichen Aufnahmen zu machen, eine typische Red-Garland-Platte, wunderbar!)

4. Oscar Peterson: Great Connection (mit Niels Henning Orsted-Pedersen und Louis Hayes, aufgenommen im MPS-Studio in Villingen im Oktober 1971)

3. Bill Evans: Some Other Time – The Lost Session From The Black Forest (mit Eddie Gomez und Jack DeJohnette – siehe Plattenschrank 184, Musik Produktion Schwarzwald Teil 1)

2. Volker Kriegel: Missing Link (für mich die beste Kriegel-Platte, ein Meisterwerk, mit Volker Kriegel, John Taylor, Cees See, Alan Skidmore, Heinz Sauer, Albert Mangelsdorff, Eberhard Weber, John Marshall und Peter Baumeister, aufgenommen im März 1972)

1. Don Sugar Cane Harris: Sugar Cane’s Got the Blues (eine Live-Aufnahme eines Konzerts von den Berliner-Jazztagen im November 1971, neben dem Meister an der Violine: Volker Kriegel, Wolfgang Dauner, Nevil Whitehead und Robert Wyatt)

 

Neben Jazzplatten nahm Brunner-Schwer auch klassische Musik auf, von Friedrich Gulda war hier schon die Rede, im Klassikkatalog von MPS konnte ich aber sogar eine LP mit Orgelmusik von Olivier Messiaen finden.

Und da MPS auch Geld verdienen musste, nahm man auch Tanz- und Unterhaltungsmusik auf.

 

 

Wie ich es im ersten Teil der MPS-Story schon erwähnte, hatte ich kürzlich die Gelegenheit das MPS-Studio zu besuchen. Das Studio sollte man auf dem ehemaligen SABA-Gelände an der Richthofenstraße finden. Zweimal umrundete ich das SABA-Grundstück, auf dem man sich streckenweise vorkommt, als wäre man auf dem alten CONTI-Fabrik-Gelände in Hannover: wunderschöne Ruinen, Zeugen einer besseren Zeit. Ich brachte mein Fotoapparat zum Glühen, bis mich jemand von einem Wachdienst fragte, was ich hier zu suchen hätte, klare Antwort: “Das MPS-Studio!“ Der Wachmann: “Wie jetzt MPS-Studio, nie gehört!“ In der Richthofenstraße 1/1, im Hinterhof einer Autolackiererei wurde ich fündig, ganz unspektakulär steht es da, das alte Haus, das derzeit renoviert wird, in dessen ersten Stockwerk das Studio untergebracht ist. Hier allerdings kommt man aus dem Staunen nicht mehr heraus.

 

 

Übrigens, Hans Georg Müller-Schwer starb 77-jährig nach einem Verkehrsunfall auf einem Zebrastreifen, keine 200m von seinem Haus entfernt, sein Mitstreiter und Weggefährte, Joachim Ernst Berendt, wurde beim Überqueren einer Straße in der Hamburger Innenstadt im Februar 2000 angefahren und tödlich verletzt, er starb 78-jährig.

 

 

WE REALLY GOT TO RAMBLE

 

Es gibt wenige Künstler,  die mich dauerhaft inspirieren. In der Musik sind es Anton Bruckner und die Kinks, in der Literatur Goethe und Peter Handke, in der Malerei Caravaggio und James Ensor, im Film Kiarostami und Agnès Varda.

Jetzt hat sich die Grande Dame der Novelle vague für immer verabschiedet. Noch im letzten Jahr brachte das FLAGEY in Brüssel Ixelles, da wo sie geboren ist, eine grossartige Retrospektive ihr zu Ehren.

Es hat mich überrascht, dass sie auf diesem Blog noch keine Erwähnung fand. Vor kurzem habe ich hier an ihren Mann, Jacques Demy, erinnert. Nun soll auch die außergewöhnliche Dokumentarfilmerin lebendig gehalten werden.

Kein Filmproduzent hat jemals mein Leben so authentisch auf Zelluloid gepresst wie die Varga in VOGELFREI. Wie Sandrine Bonnaire, die die Vagabundin spielt, trampte ich durch Europa und schlief „sans tois ni loi“, wie der Film auf Französisch heisst. An Orten, an denen Agnès Varga wohnte und filmte, fühlte ich mich auch als Studentin extrem wohl und blieb planlos lange: in Sète, an der belgischen Nordsee. Wie sie sammelte ich dort alles Mögliche. Sie verarbeitete ihre gefundenen Gesichter und Objekte unbekümmert und spielerisch in ihren Filmen. Nie war sie dabei moralisch, immer mit höchst ästhetischem Anspruch, vagabundierend zwischen Freiheit und Dreck. Leider kann sie jetzt nicht mehr „ramblen“.

On the road ist nun ein junger Filmer, der bei Agnès Varga gelernt haben könnte. Auch er ist mit seiner Kamera ständig unterwegs. Er sammelt jedoch mit der neuen Technik. Er besitzt eine 360 Grad Kamera, die er durchaus auch anderen überlässt, um nicht ständig die Kontrolle über seine Filme allein in der Hand zu haben. Eduardo Williams ist erst 30 Jahre alt, er stammt aus Argentinien und geht einen neuen interessanten Weg. In seinem Film ‚PARSI‘ lässt er sich von dem Gedicht „No es“ von Mariano Blatt, auch Argentinier, inspirieren. Mit einem Virtual Reality Headset nimmt er den Rhythmus des endlos rezitierten Gedichtes auf, vermischt es mit den Filmaufnahmen und schneidet dann mit neuem Körpergefühl. Er sagte gestern im „Artistik Talk“ in der Julia Stoschek Collection in Düsseldorf, dass er Unwägbarkeiten als Quelle zur Schönheit benutzen wolle und dass es ihm um die Wechselbeziehung von offenen Abenteuern in physikalischen und virtuellen Netzwerken ginge und besonders um eine neue Annäherung von „poetry and technology „.

Auf mich wirkte der Gebrauch des virtuellen Reality Headset hammermäßig, ganz gemäß dem Gedicht „No es“: was sein könnte, aber noch nicht ist. Spannend.


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