Manafonistas

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Archives: April 2019

2019 13 Apr

Bauhausstil

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„Heute weiß jeder Bescheid. Wohnungen mit viel Glas- und Metallglanz: Bauhausstil. Desgleichen mit Wohnhygiene ohne Wohnstimmung: Bauhausstil. Stahlrohrsesselgerippe: Bauhausstil. Lampe mit vernickeltem Gestell und Mattglasplatte als Schirm: Bauhausstil. Gewürfelte Tapeten: Bauhausstil. Kein Bild an der Wand: Bauhausstil. Bild an der Wand, aber was soll es bedeuten: Bauhausstil. Drucksache mit fetten Balken und Grotesklettern: Bauhausstil, alles kleingeschrieben: bauhausstil. ALLES GROSSGESPROCHEN: BAUHAUSSTIL.“

Ernst Kállai (ungarischer Kunstkritiker): „Zehn Jahre Bauhaus“, 21.1.1930

 

Ich mag’s trotzdem.

Musik Produktion Schwarzwald (Teil 3)
 

Wenn man sich näher mit dem Thema `MPS´ beschäftigen möchte, kommt man an einem Buch nicht vorbei: Klaus-Gotthard Fischer: „Jazzin‘ The Black Forest“, The Complete Guide to SABA / MPS – Jazz Records, SABA/MPS – Geschichte eines Jazzlabels (German / English). Hier findet man die MPS-Story mit dem kompletten Verzeichnis aller 700 LPs, inklusive Cover-Abbildungen, sowie zwei ausführlichen Interviews mit Hans Georg Brunner-Schwer und Joachim Ernst Berendt.

 
 
 


 
 

 

Das Buch erschien 1999 zum Preis von DM 99,90, heute ist das Werk leider längst nicht mehr zu haben, nur noch antiquarisch, der Preis liegt zwischen 180,00 Euro und 500,00 Euro. Es gibt Grenzen. Und es gibt Bibliotheken, so habe ich mir das Buch über Fernleihe in einer Stadtbibliothek ausgeliehen. Es hat sich mehr als gelohnt, das Werk ist eine Goldgrube. Klaus-Gotthard Fischer, der mit Ilse Storb 1990 das Buch“ Dave Brubeck. Improvisationen und Kompositionen. Die Idee der kulturellen Wechselbeziehung. Mit einer Diskographie“ herausgegeben hat, leistete hier ganz Arbeit. Fischer ist eben auch ein passionierter Sammler, er verfügt über eine vollständige Sammlung der Jazzplatten von SABA / MPS. Die 78 Seiten genauester diskographischer Daten begeistern den Plattensammler. Genannt werden Datum, Musiker- bzw. Formationsname, Aufnahmeort, Aufnahmelokalität, Toningenieur, beteiligte Musiker mit Instrumentenangabe, Musikstücke, Komponisten, Laufzeit; Titel, Produzent und Jahr der Veröffentlichung der Originalschallplatte; Verfasser der Erläuterungen (Liner Notes) auf der Plattenhülle; Ausgaben, Bestellnummern Originalausgaben bzw. Äquivalentausgaben (In- und Ausland); Compliation- Sampler-Ausgaben und schließlich Bemerkungen zur Aufnahmesitzung und zu den Plattenveröffentlichungen, abweichende Titel von Äquivalentausgaben, Auszeichnungen, Preisverleihungen usw. Hinzu kommen noch das voll-ständige Register aller 700 LPs inklusive Cover-Abbildungen, alphabetische Register der LP / CD Titel, der Musiker und Formationmen. Eine unglaubliche Fundgrube. Ein Beispiel: J.E.Berendt erzählt in einem Interview, das der Autor des Buches mit ihm geführt hat, von einer Aufnahme-session mit Ben Webster und Don Byas: „Der eine ist wohl der größte Tenorsaxophonist, der je bei Duke Ellington gespielt hat, der andere war eng mit Count Basie verbunden – beide von ihren leaders gefeuert, weil sie zu viel tranken. … Wenn ich Don und Ben ihre unbegleiteten Soli spielen höre, kommen mir die Tränen, sie erzählen die ganze Tragödie, den ganzen Schmerz ihres Lebens. Was ich damals über Ben´s Solo schrieb, gilt weiter: `Dieses Solo ist der ganze Ben Webster – es ist in jedem Takt, in jeder Note, in jedem Sound und Atemholen voller Emotion, voller Liebe und Einsamkeit, voller Sehnsucht und Verzweiflung, voll Heimatlosigkeit und Nirgendwohin-Gehören. Ben hatte auf der Fahrt nach Villingen immer wieder gefragt: Where should I Live? In Amerika seien seine Mutter und Großmutter kurz hintereinander gestorben – Everybody is dying now – und er habe niemanden mehr, auch Zuhause in Kansas City nicht; in Europa habe er Paris, Skandinavien, Amsterdam, London ausprobiert. Wohin soll ich noch gehen? All das schwingt in jedem Takt. Der Titel “When Ash Meets Henry“ ist so irreal wie die Musik. Ash ist einer der alten Jazzleute aus dem frühen Kansas City, Henry ist `a great Jazzfan in London´. Die beiden können niemals zusammenkommen – und dieses “Niemals und Nirgendwo“ fühlte Ben, als er sein Solo spielte. Nach der Aufnahme gingen Don und Ben mit Messern aufeinander los. Willi Furth und Hans Georg Brunner-Schwer hatten Angst, als sie die Messer sahen: „Solche Musiker bringen Sie mir aber nicht mehr ins Haus.“ Ich ging rüber ins Studio, drückte auf den Knopf, damit die beiden hören konnten, was sie gerade gespielt hatten. Da sahen sie sich an, umarmten sich und weinten – und dann lachten sie schallend. Ich wußte, daß ihr Zorn keine Wut aufeinander war, sondern auf die Welt, von der sie doch ein Leben lang erfahren haben: Sie ist nicht in Ordnung.“

 
 
 


 
 

 

Natürlich wollte ich die Platte unbedingt hören, als gebrauchte LP oder CD ist sie durchaus noch zu haben und ich möchte sie hier sehr empfehlen, eine wunderbare Platte! Die diskographischen Angaben in dem Buch „Jazzin‘ The Black Forest“ verraten folgendes: Die Aufnahmen fanden am 1.und 2.Februar 1968 im SABA-Tonstudio in Villingen statt, der Toningenieur war Rolf Donner, neben Webster und Byas spielten Tete Montoliu (p), Peter Trunk (b), Al `Tootie´Heath (dr) folgende Titel ein: Blues For Dottie Mae (Byas/Webster), Lullaby to Dottie Mae (Byas/Webster), Sundae (Cann-Miller-Krueger-Styne), Perdido (Duke Ellington- J.Tizol), When Ash Meets Henry (Webster), Caravan (Duke Ellington-J.Tizol). Der Produzent war Joachim Ernst Berendt, die Scheibe erschien 1968 bei SABA-Records, später noch bei MPS, MPS/BASF, PRESTIGE mit den Liner Notes von J.E.Berendt, in den Niederladen mit Erläuterungen von Mike Hennessy. Noch Fragen?

2019 11 Apr

Aldous Harding – „Fixture Picture“

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2019 10 Apr

Barry Guy and Maya Homburger

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Here’s another video that has become somewhat epic, but then again it’s with the one and only Barry Guy who has been with ECM since the early 70s. If you’d like to hear the stories behind these interesting graphic scores (and more), please enjoy this visit in the small Swiss village where he lives with his longtime partner, baroque violinst Maya Homburger.

 

 

2019 9 Apr

Top Ten TV

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Seasons of the last half year:

 

01 Better Call Saul Season 4 / *****

02 The Sinner Season 1+2 / ****1/2

03 The Marvelous Mrs. Maisel Season 2 / ****

04 Sex Education Season 1 / ****

05 After Life Season 1 / ****

06 Quicksand Season 1 / ****

07 Black Earth Rising Season 1 / ***1/2

08 Russian Doll Season 1 / ***1/2

09 Homecoming Season 1 / ***1/2

10 Secret City Season 1 / ***

 

2019 9 Apr

Line Of Duty

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The UK can be split into two camps: those who love Line of Duty and those who are yet to love Line of Duty – there can surely be no middle ground; once you’ve taken a bite into the BBC crime procedural, it’s practically impossible to avoid being consumed by Jed Mercurio’s patchwork of well-crafted thrills, engrossing characterisation and stunning reveals you’d be mistaken for assuming no longer appeared on British TV.“

(The Independant)

 

2019 8 Apr

Einladung für zwei Nächte

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Am 20. April ist es wieder soweit, über alle Horizonte hinweg, eine Nacht im Radio, live. Es wird unerhörte Töne geben, von jungen Jazzwilden aus England, Stephan Micus erforscht Duduk und Kalimba, Areni Agbabian wird für manchen eine Entdeckung sein. Auf diversen Zeitreisen geht es mit Chick Corea durch die frühen Siebziger, und, u.a. mit „Music for Nine Postcards“, durch seltsame japanische Lebenswelten der Achtziger Jahre. Ich erinnere an Scott Walker und Mark Hollis, und wenn unerwartet ein Klavierstück von Franz Schubert erklingt (auf einem uralten Wiener Konzertflügel aufgenommen), dann wird das so einleuchtend sein wie „In A Sentimental Mood“ von Duke Ellington. Gedichte von Will Burns erhalten feinsinnige Übersetzungen von Martina Weber und Astrid Nischkauer.

 

 

 

 

Und gleich noch eine Einladung hinterher, zu den „Klanghorizonten“ am 15. Juni. Hier, in aller Kürze, ein paar Namen zu jener Sommernacht – es wird eine Trioaufnahme zu hören sein von Michele Rabbia, Gianluca Petrella und Eivind Aarset, in der Nahaufnahme geht es um „ECM und die Stunde der Bassisten (1969 – 2019)“ – Solowerke von Barre Phillips, Dave Holland, Gary Peacock, Larry Grenadier, Eberhard Weber und Björn Meyer. Steve Swallow aber auch, in einem Duo mit Gary Burton. Später dann, aus der Zeit, als Reisen noch wilde Abenteuer waren, Musik von der Third Ear Band, Bernie Worrell („one track establishes the mode beautifully from jump, a regal formament of classical and jazz held aloft by XFiles synths and funk brass. It could be the perfect soundtrack to a surreal, funky afterlife“) – und Weltenbummler David Attenborough („While I was theoretically looking for pythons, in the evenings I would record different types of music“). Fred Möpert, my old friend, you should drive the streets of Berlin after midnight then, and look for the moon in June!

2019 7 Apr

Sounds like Africa

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May I take you on a joyride through the Royal Africa Museum in Brussels? I thought I´d rather steel some informations out of the showcases and pass them over to you than put my sensual feelings and African fantasy in a never-ending flow :)

Here we go.
 
 


 
 
People of African descent not only brought their own musical traditions with them, they also created new music genres in America. Often these were the results of a mixing of cultures. Well-known examples are Reggae, Jazz, Blues and Rock.

An original African instrument is for example the lamellophone, also known by local names such as sanza, mbira or likembe. It is mainly used by solo singers to accompany themselves, but it also appears in orchestras. Often little pebbles or seeds are added to the instrument. They resonate and enrich it’s timbre.
 
 
 

Lamellophone

 
 
 
In the museum’s shop are only a handful CDs from Africa. I decided to buy a CD from the Efe pygmies, who live in the North-east of the DR Congo. They live in contact with forest farmers groups: the Lese and the Mamyu. The Efe songs are very rich and beautifully structured vocal polyphones, a characteristic of the Pygmies. (Polyphonie ist eine multilineare Praktik. Bei dem Spielen eines Musikstück überlagern sich mehrere melodische Stimmen mit einem unterschiedlichen Rhythmus.

Um eine Polyphonie erzeugen zu können, muss eine Polyrhythmik bestehen. Polyphone Ensembles können Gesangs-oder Instrumentalensembles sein, oder beides gleichzeitig. Die Polyphonen Techniken sind abwechslungsreich. Polyrhythmik ist eine Übertragung verschiedener unabhängiger Rhythmen, die sich auf eine gemeinsame temporale Referenz stützen, dem Takt.

Obe is the name of the CD, which is one word for singing and dancing. The Pygmies play music with their hands, with bamboo sticks, with their drums, whistles and harps. Sometimes you can found mouth bows very far in the forest camps. A mouth bow, called hou, measures more or less 2 meters. The rope passes between the musician’s lips. The robe is hit with a small thin stick. The musician varies his mouth volume to modify the timbre and the resonance of the harmonics. (For Jbagpiper)
 
 


 
 
Mouth bows are used before the hunt to trap the animals minds.

The pigmies play their music to special events like honey collecting, after a good hunt, circumcision , initiation or just to worship the spirit of the forest. I find it funny, that they yodel in their singing.

Wenn man sich von der Vorstellung einer schreienden Erstklässler Meute befreit hat und sich auf die Eigenschaften der polyphonen Songs der Pygmäen einlässt, reist das innere Ohr sehr weit.

2019 7 Apr

The Big Clock (1948)

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2019 5 Apr

Darle tiempo al tiempo

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Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, waren alle Uhren verschwunden. Weder in der elterlichen Wohnung noch irgendwo draußen, er hatte beide Fensterflügel weit geöffnet, fand sich die Angabe einer Uhrzeit, auch nicht in der Zeitung, die wie immer zusammengefaltet im Briefkasten lag. Es gab die Uhrzeit nicht mehr. – Wie kämen Sie damit zurecht? Einen Tag lang, eine Woche, einen Monat, zwei. Wie stark würde sich Ihr Leben verändern? In seinem Buch Eine Landkarte der Zeit. Wie Kulturen mit Zeit umgehen (1997) unterscheidet Robert Levine zwischen Menschen, deren Alltag stark von der Uhrzeit geprägt ist, und solchen, die die Zeit nach gesellschaftlichen Ereignissen messen und in der Ereigniszeit leben. Die Zeit vom letzten Viertel des 19. Jahrhunderts bis zur Weimarer Republik war geprägt von einer intensiven Standardisierung, Normalisierung und Normierung der gesamten Gesellschaft. Für uns heutzutage ist die Existenz der Uhrzeit so selbstverständlich, dass wir uns kaum vorstellen können, dass die Standardzeit erst im Jahr 1884 erfunden und gegen hartnäckigen Widerstand von Freigeistern eingeführt wurde. Robert Levine zitiert den Publizisten Charles Warner, der sich mit folgenden Worten gegen die nach einer Uhr gelebten Zeit wendet: „Das Zerhacken der Zeit in starre Perioden ist ein Angriff auf die persönliche Freiheit und läßt keine Unterschiede in Temperament und Wahrnehmung zu.“ Während seines Jahres in Trinidad, erzählte Robert Levine, hatte er gelernt, dass die Menschen eine persönliche Kontrolle über ihre Zeit hatten. Sie kamen oder gingen mehr oder weniger so, wie sie wollten oder sich fühlten. Die Zeit wurde mehr vom Verhalten als von der Uhr bestimmt. Verabredungen in Burundi wurden getroffen mit Bezug auf das Weideverhalten der Kühe (wenn die Kühe zur Weide gehen / wenn sie zum Fluss gehen etc.). Eine dunkle Nacht ist eine Wer-bist-du-Nacht: Man spürt, dass jemand da ist, aber man weiß nicht, wer es ist, und diese Frage ist der Gruß. Das Wohlbefinden eines Menschen hängt stark davon ab, wie das Zeitkonzept der Umgebung mit den eigenen Bedürfnissen harmoniert. Schrieb Robert Levine nicht von einem Paartherapeuten, der die Personen darum bat, das Empfinden der äußeren Zeit mithilfe eines Metronoms einzustellen, und wie aufschlussreich die Unterschiede in den Taktangaben waren? Darle tiempo al tiempo. Der Zeit ihre Zeit zu geben.


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