Manafonistas

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2019 24 Apr

Auszeit

von: Martina Weber Filed under: Blog | TB | 4 Comments

Der Hausschlüssel lag eingewickelt in Alufolie unter einem Stück Schiefer neben der Tür. Es war ein Reihenhaus, mit langgestrecktem Garten, der Blick auf bewaldete, niedrige Berge, in der Nähe ein Fluss und ein Stausee. Der Ortsteil war in den frühen 80er Jahren als Bauland ausgewiesen worden, etwas entfernt von der Durchgangsstraße hatte sich in rascher Folge ein Einfamilienhaus nach dem anderen angesiedelt, im Bewusstsein einer privilegierten Lage. Die Vorgärten waren herausgeputzt, aber meist pflegeleicht, unkompliziert. Here comes the Ice Cream Man mit seinem Kastenwagen und einer hellen Glocke in der Hand. Die Straßen beinah leergefegt. Unten am Fluss sitzen die jungen Leute und drehen ihre Musik auf. Der Sommer war schon angekommen, Ende April, im Netto verkauften sie Mini-Klimaanlagen, als wäre es für die Touristen. Wolkenformationen, ein Nachmittagsregen, dann glänzende Straßen. Der Zierbrunnen im Nachbargarten plätschert weiter.

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4 Comments

  1. Michael Engelbrecht:

    Ein alter Eiswagen, wie damals, als die Nachkriegszeit das Wirtschaftswunder traf. Wir haben immer noch das Bimmeln in den Ohren, wir Ruhrpottkinder aus dem Weissdornweg in Dortmund-Hombruch …

  2. Martina Weber:

    Genau so hat diese Bimmel geklingelt. Dass es das noch gibt … time travel … (wahrscheinlich gibt es im Sortiment von Glocken eine Ice Cream Man-Klingel. Anders ist das Phänomen nicht zu erklären, dass diese Spezies an ihrem Klingelton zu erkennen ist.)

  3. Uwe Meilchen:

    Was mich daran erinnert, dass „zu meiner Zeit“ immer einmal die Woche der von uns allen volkstümlich „Der Eiermann“ mit Eiern, Geflügel und ähnlichem mit seinem Wagen in meiner Strasse hielt und auch sein Bimmeln ertönen liess :)

    Und auch ein Wagen mit Fisch kam einmal die Woche, vorzugsweise Freitags! Schillerlocken, Heilbutt, Aal und so weiter.

  4. Martina Weber:

    Bei uns war es die „Eierfrau“. Ich habe den Wochentag vergessen, vielleicht kam sie auch nur 14-tägig, aber meine Mutter hat immer bei ihr eingekauft und wenn die „Eierfrau“ erwartet wurde, lagen schon die Eierkartons in der Küche bereit.

    Ich glaube, die „Eierfrau“ hat überall geklingelt oder irgendwann später nur noch bei der Stammkundschaft. – Ich hätte nicht gedacht, dass es so etwas noch gibt, wie einen Ice Cream Man, der täglich durch die Straßen einer kleinen Ortschaft tourt.


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