Dieses Foto habe ich gestohlen. Es findet sich auf dem Blog von Karl Hyde, und erinnerte mich sogleich an das Cover von „Someday World“ von Eno und Hyde. Wahrscheinlich ist es in Essex entstanden. Ins englische Hinterland drangen auch die ersten beiden Stunden der Radionacht Klanghorizonte vor, die ich hier noch einmal für eine Weile reinstelle. Es beginnt mit dem Gedicht der einst dort so zurückgezogen lebenden Emily Dickinson, dargeboten auf ihrem uralten Klavier, und das in ihrem einstigen Zuhause. Grossartige Idee der Unthanks. Die Nacht, die um Emily herum immer schwärzer wird, findet ihren Nachhall in Fennesz‘ Stück „Rainfall“. Es folgt ein feiner, lyrischer Song aus der Folkkammerkiste des neuen Albums von The Leisure Society, der dieses ländliche Flair aufnimmt, das von Will Burns und Hannah Peel in wiederum dunklere Zonen gelockt wird.
Wie immer machte das „sequencing“ der Stücke besondere Freude, und es war diesmal zeitaufwändig. In der zweiten Stunde sind dann, u.a., zwei Ausschnitte aus meinem Interview mit Areni Agbabian, zu hören, deren fantastisches Album ich auch in den JazzFacts vorgestellt habe. Eine Jazzsängerin ist sie ja eher nicht, schrieb mir ein Freund aus Amerika, und ich antwortete, „nope, she‘s an inside singer“. Und er lachte, und wurde nach dem vierten Anhören von „Bloom“ zum Fan dieser Produktion.
Leider hatte ich zum Zeitpunkt dieser Nachtsendung noch nicht das Album „Designer“ von Aldous Harding zur Hand (fragen Sie mal Joey, der ist ganz aus dem Häuschen, was diese Neuseeländerin betrifft!) – ich mag diese beiden Alben der zwei Sängerinnen unheimlich. Da fällt mir ein: was bin ich gespannt auf mein Interview mit der exzentrischen Chan Marshall (Cat Power) – ihre letzte Alben haben mich trotz meiner Jugend und Unstetigkeit stets in den richtigen Momenten meines Lebens erwischt. „Wanderer“ mögen manche für ein recht konventionelles Werk halten, aber ich halte das für die falsche Schublade. Wie bei Areni und Aldous, ist auch bei Chan jede Sekunde lebendig. Three song albums that breathe life in every corner.
Heute morgen zahlten sich meine „Chicago Connections“ aus, und es landete das neue Album von Bill Callahan auf meinem Frühstückstisch. Ich frage mich, wie es es sich auf seine Songs auswirkt, dass er nun kein „drifter“ mehr – und im Familienleben angekommen ist. „Comes a time to settle down“, sang Neil Young einst auf dem famosen akustischen Album „Comes A Time“. Auch so eine Platte, die ich ein Leben lang hören kann.
Hour 1
Hour 2