Es war einmal, in den Siebzigern, da trat Gary Burton mit seiner damaligen Band im Sauerland auf, in der Balver Höhle, im Rahmen des dortigen Jazzfestivals. Für ihn muss es ein sehr ungewöhnliches Erlebnis gewesen sein, denn er wusste erstmal nicht, dass dieses Event in einer Höhle stattfand. Das ist ja irgendwie etwas Seltsames, Spezielles. Man denkt an Höhlenmalerei, an Steinzeitmenschen und Affen. Da landete also der filigrane Vibraphonist (der meiner Meinung nach einige der besten Alben seiner Karriere bei ECM veröffentlichte, die meisten in den frühen Jahren, und das ist auch eine Story, die in jenem alten Jahrzehnt begann) an einem solchen Kristallisationspunkt der Menschheitsgeschichte. Gary Burton spielte am Ende des Tages, das Publikum war enthusiastisch, teilweise betrunken, teilweise bekifft, und teilweise bei klarem Verstand. Die Band gab mehrere Zugaben. Nach der ungefähr fünften Zugabe war man der Meinung, das sei nun genug und zog sich zurück, obwohl das Publikum mittlerweile in ein rhythmisches Klatschen verfallen war. Man ging auf die Bühne, packte die Instrumente zusammen, doch das Publikum hörte nicht mehr auf mit dem Klatschen, schien sich selbst in eine Klatschtrance versetzt zu haben – das Echo des Klatschens wurde durch die Höhle getragen, sprang von den Wänden zurück. Der Höhlenraum war sehr eng, und so musste die Band etliche Male von der Bühne, an den Klatschenden vorbei, zum Bühneneingang, zum Tourwagen, und zurück. Nachdem alles verstaut war, setzte sich Gary Burton noch mit dem Veranstalter zusammen, regelte den Papierverkehr und nahm das Honorar entegegen. Und selbst dann noch, als man sich anschickte loszufahren, war das kollektive Klatschen aus der Höhle zu vernehmen.