Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

2019 8 Mrz

Ein Meister aus der alten Bundesrepublik

von: Michael Engelbrecht Filed under: Blog | TB | 2 Comments

 

 

 

Die hier sichtbare Ahnenreihe präsentiert alte Meister der Unterhaltungsmusik, die vor Jahrhunderten schon mit heiteren und nachdenklichen Stoffen das Gemüt in Schwingung versetzten. Alte Gassenhauer gibt es hier, auf dieser Schallplatte, zuhauf, von niemand anderem inszeniert als einem weiteren Maestro der U-Musik des 20. Jahrhunderts. James Last wusste  natürlich, wie sehr die alten Schinken einst in höfische Rituale eingebunden waren, und stets viel ernster als nötig dargeboten wurden. Alles wollte ergriffen und erlöst sein, und ein seltsamer Verehrungszirkus  wurde diesen alten Entertainern zuteil. Selbst die religiösen Wallungen hatten etwas Zirkusreifes. Nun, die Altvorderen nahmen das gerne in Kauf, und fabrizierten manch kommerzielle Nummer für grosse und kleine Orchester. James Last hat diese Verklärung in den Sechziger und Siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts aufs rechte Mass gestutzt, und die Oldies aus heiligen Hallen herausgelockt. Endlich konnte man sie lustvoll goutieren, zu den angesagten Longdrinks jener Jahre, zu Apfelkuchen und Käsefondue, zum Grill im Garten, zum Bier in der Bar. Die Bundesrepublik erlebte den Boom der Hollywoodschaukel. Und einen nie zuvor vernommenen, neuen Glanz seidiger Streichinstrumente. Erst jetzt erkennt man, wie subversiv die Musik von James Last war. Ein einziges, frohgemutes Sockelstossen.

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2 Comments

  1. Rosato:

    Schade, dass er sich nicht Brian Eno vorgeknöpft hat :(

  2. Michael Engelbrecht:

    Er war ein grossartiger Schuster, und er blieb bei seinen Leisten :)


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