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2019 16 Jan

Der neue Bruder von Benjamin

von: Michael Engelbrecht Filed under: Blog | TB | Tags:  | 1 Comment

Gibt es aber überhaupt eine vernünftige Art, über den arabisch-jüdischen Konflikt zu sprechen? Wenn man als Nichtjude nach dem Antisemiten-Methadon „Israelkritik“ süchtig ist, natürlich nicht.

(Maxim Biller)

 

Geht es nach Maxim Biller, bin ich ich wohl auch Antisemit, empfinde ich doch den Ausdruck „Israelkritik“ als hilfreich und sachlich. Angemessen der hanebüchenen Politik des israelischen Premiers.

Seit langer Zeit wird das Recht der Palestinenser untergaben, ausgehöhlt, das Völkerrecht Lügen gestraft. Wie oft muss man das hier in Diskussionen eigentlich noch wiederholen, und, ja, einfache Schwarzweiss-Muster mache ich mir auch nicht zueigen – dass auch der gerechte Zorn die Züge verzerren kann, wissen wir nicht erst seit Brecht.

Mein beherztes Kopfschütteln allerdings (wiederum kein Antisemitismus) gilt den gesammelten Tiraden von Herrn Biller gegen deutsche „Antisemiten“, die keine sind, und die er schon in der 68er-Bewegung ausfindig macht.

Werter Herr Biller, habe Sie es noch nie so empfunden, dass die Politik Israels so einiges aus der Zeit des Nationalsozialismus, der finstersten Zeit der jüngeren deutschen Geschichte, übernommen hat? Soll ich das auflisten?! Am Schluss einfach mal was aus aktuellen Meldungen der letzten Wochen: 

„Israel ist das gelobte Land, Brasilien ist das Land der Verheißung“, sagte Benjamin Netanjahu während einer Pressekonferenz mit Jair Bolsonaro. Netanjahu erklärte außerdem, Bolsonaro nach Israel eingeladen zu haben, wo er als „ein großer Freund, ein großer Verbündeter, als Bruder“ willkommen sei. Erinnern wir kurz daran, dass Bolsanaro nie einen Hehl aus seiner Bewunderung für die Militärdidaktur der Jahre 1964 bis 1985 gemacht hat.

Drei Wochen nach dem Treffen mit Benjamin: der brasilianische Präsident unterschrieb ein Dekret, wonach Menschen, bis zu vier Schusswaffen besitzen dürfen, und löste damit ein Wahlversprechen ein. Schreiben Sie doch einmal über Brasilien, Herr Biller, den neuen „Bruder“ Ihres Landesvaters. Sie werden eine Entdeckung machen – von „Israelkritik“ keine Spur!

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1 Comment

  1. Uli Koch:

    Danke, Micha, für die klaren Worte!

    Gerade das Spannungsfeld zwischen „Israelkritik“ als politikbezogener Bewertung, z.B. von schweren, fortgesetzten Völkerrechtsbrüchen und „Antisemitismus“, die von Demagogen gerne gleichgesetzt werden, zu benennen finde ich wichtig.

    Denn es gibt ja keinen Grund Menschen einer Kultur oder eines Glaubens abzulehnen, solange sie dies nicht auf Kosten anderer tun. Wenn einzelne fundamentalistische Vertreter eines Volkes so handeln gilt mein Mitgefühl der restlichen Bevölkerung. In Israel wie auch in Brasilien.


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