Manafonistas

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2018 22 Nov.

The Legendary Master Drummers Of Burundi

von: Uli Koch Filed under: Blog | TB | Tags: , | Comments off

 

 
 
 

Bereits in den 90er Jahren zeigte sich Peter Gabriel tief beeindruckt von der legendären Trommlertruppe aus Makebuko in Burundi und produzierte ihr bislang einzigstes Album. Grund genug mir die 12-köpfige Gruppe einmal live anzuschauen. Ein Ereignis, dass allerdings schnell alle möglichen Vorstellungen vorab ad absurdum führen sollte, da eine solch aussergewöhnliche Performance nicht in Klangkonserven eingefangen werden kann.

Aber ganz von vorne: wahrscheinlich konnte sich der Veranstalter auch nicht recht vorstellen, was da auf die Zuhörer (was nur sehr eingeschränkt den Erfahrungsweg wiedergibt) zukommen würde und hat die Halle einfühlsam bestuhlt. Ok, dann halt hinsetzen. Zunächst kommt eine kleine Vorgruppe mit dem tansanischen Percussionisten Mohamad Twaba und dem Jazzgitarristen Tilmann Höhn, die bereits bei dem ersten Stück die Grenzen zwischen afrikanischer Folklore und fast Steve Reich-artiger Minimal Music ekstatisch verschwimmen lassen und einen wirklich furiosen Einstieg liefern. Auch die folgenden Improvisationen sind von großer atmosphärischer Dichte und Sensibilität geprägt und liefern einen wunderbaren Einstieg in das folgende Spektakel.

Die Bühne ist leer und aus dem Off kommen die ersten mächtigen Schläge, die sich schnell zu einem treibenden Grundrhythmus verdichten. Dann kommen zehn Musiker mit riesigen Holztrommeln auf dem Kopf auf die Bühne, zwei tanzen theatralisch um sie herum. Dann werden die Trommeln abgesetzt und ein wahrhaftiges Rhythmusinferno bricht los. Auf einen simplen Grundrhythmus kommen brachiale Impulse, die jeweils einer der wechselnden Vortrommler anstößt und die dann schnell eine komplexe rhythmische Struktur entwickeln, die mit einer unfassbaren Wucht wie ein akustischer Tsunami über die Zuschauer, Zuhörer, humanoide Resonanzkörper hinwegfegt. Eine unkontrollierbare Naturgewalt. Can you feel the music in your pelvis? Music? Nein, rituelle Schlagfolgen aus einer ganz archaischen Welt, in die immer wieder unglaubliche Soli nach ganz alten, festgelegten Mustern hereinbrechen. Und Kondition haben die Batimbos, die bevor sie zu schwächeln anfangen, von einem der gerade Tanzenden abgelöst werden, um sich sogleich zu neuen Höhen hinaufzutreiben. Ekstatisch und brachial. Dagegen wirkt alles, was ich bisher an Percussionensembles gesehen habe wie ein Auftritt einer musikalischen Frühförderungsgruppe. Und immer wieder neue heftigste synkopische Vertracktheiten, die direkt den Unterleib aufwühlen und den Kopf einfach aussen vor lassen und instantan wie ein gigantischer Strudel eine Trance erzeugen, die die Urgewalten aus der Zeit und der Region, in der die Menschheit wohl ihren Ursprung hat wie in einen einzigen Augenblick in das Bewusstsein katapultiert. Sensationell.

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