We are only particles of change, I know
Orbiting around the sun
But how can I have that point of view
When I’m always bound and tied
Ich hatte sie noch nicht entdeckt, ich hörte sie nur singen: „Oh I could drink a case of you, darling …“. Gleich würde sie vor mir stehen, die Lady of the Laurel Canyon. Ich lehnte oben am Hang gegen einen Nadelbaum und blickte hinab in die Horseshoebay.
Ich war mir nicht sicher, ob sie mit dieser Fähre kommen würde oder ob sie an Bord der anderen, der von Swartzbay auslaufenden, herüber nach Tsawassen fahrenden, war. Wir hatten nur den einen Tag für uns, und falls sie nicht den perfected Loop gewählt hatte, würden wir uns nie wieder in der Georgian Strait begegnen. Ich setzte also auf Nanaimo.
Und dann sah ich sie am Straßenrand stehen: lange blonde Haare, mittelgroß, red velvet skirt. green silk shirt. black woolen hat. Die viel zu große Gitarre an den üppigeBusen gelegt. Ihre poliokranke Hand musste geheilt sein, ich sah ihre Finger einwandfrei über die Strings gleiten.
Einige Passagiere kamen inzwischen schon die Gangway der Queen of Oakbay herunter, aber sie war nicht dabei. „Blue, here is a song for you … you can make it through the waves …“. Offensichtlich war sie an dem Procedere für das Einchecken auf die BC Ferries gescheitert. Ich machte mir Vorwürfe, dass ich ihr kein Online Ticket gekauft hatte. Ich wusste ja, dass sie keine Kreditkarte besaß. „Someone heard, she bought a one-way ticket and went west again.“
Jetzt erst erkannte ich ihre Gesichtszüge, My goodness, das war nicht Joni. I felt like „the old girl’s silent across the street. She’s silent, waiting for the wrecker’s beat. Silent, staring at her stolen name …“.
Ich setzte mich auf einen blanken Fels und sah meiner gebuchten Fähre nach. „Don’t interrupt the sorrow, I’m leaving on the 1:15.“ Ich hörte weltvergessen dieser jungen Joni zu. „I’ve looked at life from both sides now, from win and lose and still somehow , it’s life’s illusions I recall, I really don’t know life at all.“ Ich schlug die Hände über meinem Gesicht zusammen. Sie sang mein Lieblingslied. Ich hatte Tränen in den Augen. Dann verschwand sie in einem Coffee shop.
Mit der nächsten Fähre setzte ich über nach Vancouver Island. Sie wusste, dass ich nach Victoria wegen Alice Munroe wollte. Wir hatten uns abendelang ihre Erzählungen über Glück und Sehnsucht vorgelesen. Im Bus nach Victoria rief ich mir nochmal die Songs auf, die die junge Kanadierin gesungen hatte. „Blue“, „Borderline“, „Carey“, „Little Green“, „Both Sides Now“, „Hejira“, „Amelia“, „All I Want“, „Coyote“, „Sometimes I’m Happy“, „Furry sings the Blues“, „Marie“, „The Circle Game“ …
Nach der Ankunft in Victoria ging ich direkt zu Munroe’s Buchladen. Eine Angestellte klärte mich dort auf: Alice hätte sich getrennt und würde deswegen erstmal nicht in ihren Laden kommen. „I am on a lonely road and I am traveling, looking for the key to set me free. All I want is make you feel free.“
Sie saß seitwärts in einem hellbraunen Ledersessel, einer klimtblauen Tiffanylampe zugewandt. Sie konnte mich nicht sehen. Sie war in den neuen Erzählband Ferne Verabredungen von Alice Munroe vertieft. „Oh Amelia it was just a false alarm.“ Ich trat hinaus auf die Straße. Eine grünlackierte Laterne leuchtete zum Mond hinauf. „Born with the moon in Cancer, choose her name, she will answer.“ Joni I love you.
„We can’t return, we can only look behind and go round and round and round in the circle game.“ Neil Young come on, play for Joni and me. „You can‘ t be twenty on sugarmountain.“