Es kommt selten vor, dass Kinder in Kinofilmen, die sich an ein erwachsenes Publikum richten, interessante Rollen spielen. Anders in den Filmen des mexikanischen Regisseur Alejandro González Iñárritu, der zu den von mir besonders geschätzten Regisseuren zählt. In seinen Filmen „21 Grams“, „Biutiful“ und „Babel“ spielen Kinder entscheidende Rollen, sie sind Drahtzieher des Geschehens, mal mehr, mal weniger im Vordergrund. Diese Kinder haben bemerkenswerte Rollen, sie werden präsentiert als Persönlichkeiten, die sich entwickeln wollen und von Erwachsenen daran gehindert werden. In den drei genannten Filmen sind sie im Grundschulalter oder jünger, und einige von ihnen zeichnen gern. Hier sind zwei dieser Zeichnungen. Das erste Bild ist gezeichnet von einem zehnjährigen Mädchen, die in Barcelona lebt und deren Traum es ist, mit der Familie in die Pyrenäen zu reisen und dort zum ersten Mal in ihrem Leben den Schnee zu sehen. Sie hatte ihren Vater gefragt, wie man „beautiful“ schreibt. Die Antwort des Vaters (Biutiful) ist der Titel des Films.
Die folgende Zeichnung stammt von einem etwa fünfjährigen Mädchen und aus dem Film „21 Grams“:
Bei meinen Recherchen zum Ersten Weltkrieg stieß ich auf Wasili Sergejewitch Woronow (1887-1940), der als einer der ersten die historiographische Bedeutung von Kinderzeichnungen erkannte. Gaston Bachelard schreibt in seinem Buch „Poetik des Raums“: „Jedes große einfache Bild enthüllt einen seelischen Zustand.“ Und er zitiert Madame Balif: „Von einem Kind verlangen, dass es ein Haus zeichne, heißt ihm die Enthüllung seines tiefsten Traumes abzuverlangen, wo es sein Glück bergen möchte.“