Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

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Archives: Oktober 2018

 

It is always a problem when people think something CANNOT be. So you see something strange and erratic and surreal, and you immediately tend to think in terms of „horror movie“ or „animation“ or both, but then again, it SIMPLY is reality, „aquatic reality“. You just didn‘t know. Kein virtuoses Zeichenfrickfilmstudio hatte seine Hände im Spiel. Visually, THE DEEP, an episode of David Attenborough’s 2017 series BLUE PLANET 2, is a wonder and a feast of gorgeous images. And, well, sometimes it‘s hard to BELIEVE what you see (even if you know). In this case the solution is the jellyfish, the fish with the jelly-filled head and the red squid. You can SEE his shining brain, so to speak. I think the soundtrack is by Hans Zimmer.

 

2018 26 Okt

Die Musik zum Buch

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Violons Barbares – „Horse Gallop“

 

Zu empfehlen u.v.a: Saturday Yurk Fever …

 

2018 25 Okt

E & U – Gerichte

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In meiner Kindheit kamen nur einfache Speisen auf den Tisch. Es war Nachkriegszeit und die Köchin der Familie war meine Oma Jette. Sie stammte aus einem Bauernhaus und kochte wie ihre Großmutter ein begrenztes Repertoire an Rezepten. Es gab ein paar Gerichte, die an bestimmten Wochentagen immer auf den Tisch kamen. Am Mittwoch gab es „Schnitz und Backela“ (hochdeutsch „Gemüsesuppe und Kartoffelpuffer“), denn am Mittwoch konnte man beim Metzger für 10 Pfennige 3 Liter Wurstbrühe kaufen und mit Kartoffeln, gelben Rüben, Lauch, Zwiebeln und Majoran in „Schnitz“ verwandeln. Am Samstag gab es meistens 2 Gänge. Brotsuppe eröffnete das Menu, Pellkartoffeln und Quark (oder Bratheringe) waren der Hauptgang. Ich hatte dieser Tage Lust auf #RetroCooking.

 
 
 

 
 
 

Das ist Brotsuppe, von mir gekocht am letzten Wochenende. Eigentlich ist es ein Verwerten harten alten Brotes in Gemüsebrühe, gewürzt mit knusprig gerösteten Zwiebeln, abgeschmeckt mit Salz und Pfeffer. Danach kamen Pellkartoffeln und Quark auf den Tisch. Es sind Gerichte von wunderbarer Kraft, wohlschmeckend, einfach, manchmal rauh, aber niemals dumm. Die Bauern aßen, um zu überleben.

 
 

 
 

Ein Eberkopf, seltsam grün und mit Blattgold verziert, ein Schaugericht, Essen für satte Leute. Wenige dieser Gerichte waren zum Verzehr bestimmt. Food Porn of the 18th Century, Schaustück und Attraktion für die festliche Tafel bei einem Bankett an Adelshöfen.

 
 
 

 
 
 

Die Funktion solcher Schaugerichte war, das Ansehen des Gastgebers zu erhöhen. Je bedeutender die Gäste, desto größer das Spektakel. Sie dienten der adeligen Repräsentation zusammen mit Architektur, Kleidung, Dichtung, Musik etc. und waren letztlich Statussymbole, Insignien von Macht und Herrschaft.

 
 

 
 

In den Jahren 1717 bis 1723 war Johann Sebastian Bach Kapellmeister am Hofe Anhalt-Köthen. Es muss eine gute Zeit für ihn gewesen sein, schrieb er doch im Jahr 1730: »Dasselbst hatte einen gnädigen und Music so wol liebenden als kennenden Fürsten; bey welchem auch vermeinete meine Lebenszeit zu beschließen«.

 
 
 

Leopold von Anhalt-Köthen

 
 
 

In den ersten Köthener Amtsjahren hat Bach den Herzog zweimal auf Reisen nach Karlsbad begleitet. Ein Teil der Hofkapelle hatte in dem berühmten Badeort, einem Treffpunkt der Herrschenden und Reichen, für Leopolds musikalische und gesellschaftliche Repräsentation zu sorgen. Wahrscheinlich wurde das eine oder andere der Brandenburgischen Konzerte – sie entstanden in Köthen – aufgeführt. Mit J.S. Bach und den Virtuosen der Kapelle konnte der Fürst eher reüssieren als mit seiner Kutsche und den 2 bis 4 Pferden. Heutzutage kann man wohl besser mit einem Fahrzeug als mit einem iPod Aufsehen erregen.

 

 

Badenweiler ist eins der Paradiese, das die Götter jedes Jahr im Oktober öffnen. Ich trat ein. Über dem großen Tor stand LITERATUR UND MYTHOS.

 
 

Raoul Schrott sah ich schon im Bühnenlicht als Safranski noch mit seiner Definition brillierte: Mythen sind Erkenntnismaschinen. 

 

Und dann begann der atemberaubende Parforce-Ritt des MythenSpezialisten Raoul Schrott. Wir sind nicht das, was wir haben, sondern das, was wir wissen. Hemdsärmelig sagte er das, die Bedeutung wird mir erst nach dem Vortrag bewusst. Er erzählte uns eine alte persische Geschichte von einem König, der drei unerfahrene Söhne hat und sie deswegen in die Welt schickt. Anhand von erstaunlichen, lustigen Schilderungen dieser Prinzen, die einem Hirten helfen, dessen Kamel entlaufen war, das Kamel zu orten, ohne es gesehen zu haben. Raoul erklärt uns, dass das Kamel das Virus ist, das durch die Jahrtausende immer wieder in Texten je nach Wirt, Zeit, Kultur und Kolorit verändert wird. Faszinierend wie er den Bogen spannt von dem persischen Dichter über Buddha, den christlichen Legenden, Turandot bis Edgar Allen Poe. Safranski strahlt am Ende des Vortrags siegesbewusst Das historische Wissen hat eine unglaubliche Aufklärungsmacht. Es ist der absolute Gegner des Fundalismus.

 
 

Film von Peter Hamm: Der schwermütige Spieler – Peter Handke – Ein Porträt. (90 Min. 2002)

 

Der sympathische, enge Freund von Handke war anwesend und zeigte den Film, den er vorwiegend in Chaville in Handke’s Haus aufgenommen hatte. Es gibt keine DVD. Handke Verehrer mussten also nach Badenweiler pilgern und viele Fans waren angereist, um diesen Film zu sehen. Freilich waren einige von ihnen bereits aus Griffen gekommen, wo es inzwischen auch ein Peter Handke Museum gibt.

Während des Films lief Beatles Musik, Paperback writer, Help … Es ist ein sinnlicher Genuß, Peter Handke beim Mäandrieren zuzusehen: er behauptet etwas, nimmt es zurück, lacht und kehrt zu seiner Erstmeinung zurück. Es geht in dem Film hauptsächlich über das epische Schreiben. Aber auch um die Illusionen, wie sie uns enttäuschen.

Es gibt ein Buch zu dem Film mit dem Titel  Es leben die Illusionen.

Für mich war interessant zu erfahren, dass es Peter Hamm war, der Handke und Hermann Lenz zusammengebracht hat – „nebendraussen“ – „au net schlecht“.

 
 

Simon Strauss – Sieben Nächte

 

Die Welt, die ich in mir trage, lebt vom gesprochenen Wort, von Austausch und Augenaufschlag. Ich brauche das Gespräch, Gesichter, die leuchten. Freiheit und Freundschaft – die Worte haben doch denselben Stamm, gehören zusammen. Noch ist es nicht zu spät, das Virtuelle mit dem Handschlag, der Umarmung zu überlisten. Noch ist Zeit, gemeinsam zu streiten, eine Gruppe zu gründen mit dem Namen ‚Neue Sinnlichkeit‘.

Da steht also der Sohn von Botho Strauß auf der Bühne vor 400 Gästen und lächelt entschuldigend herab. (Er greift in seinem Text die Rentner an, Publikumsalter ist 65+) Nein Publikumsbeschimpfung geht anders, das was er liest, ist eher eine Bekenntnisschrift eines jungen Mannes mit der Frage: Was tun? Auf dem Verwirklichungstrip ist er nicht, er will Wirklichkeit: Die Welt braucht mich jetzt.

Am Abend beim Wein beklagt er mir gegenüber die harmoniesüchtige Elterngeneration, die keine Wutbürger will, sondern, dass ihre Kinder die Elternträume verwirklichen sollten. Ich kenne diese Vorwürfe von meinen Kindern und sage: halt nein, wir lebten und leben unsere Träume. Ich frage ihn noch nach dem Befinden seines Vaters. Es gehe ihm gut.

 
 

PATRICK ROTH – JOSEPH VON NAZARETH SUNRISE

 

Patrick Roth war für mich die Entdeckung auf den Literaturtagen in Badenweiler.

Er stand in seiner Jeansjacke und Turnschuhen am Lesepult und las mit einer sonorischen Stimme in einer rhythmischen Intonation, die zumindest mich sofort in eine andere Welt mitnahm. Die Syntax so merkwürdig altertümlich, das Thema biblisch, der Titel des Buches abgedreht SUNRISE. Patrick Roth hatte erzählt, dass er lange in Los Angeles gelebt hat, dort auch Film studiert hat. Das hört man in seinen Texten heraus. Seine Bildersprache ist stark, seine Symbolik nahe an C.G. Jung, sein Drama in Hollywood gelernt. Er hatte sich immer – besonders in Träumen – gefragt, welche Rolle Joseph neben Maria und Jesu gespielt hat. Er fühle sich in ein göttliches Drama hineingezogen. Traum und Wirklichkeit gehen ineinander über. Er liest über den Corpus Christi – how weird, diese Beschreibung vom und im Felsengrab. Dann höre ich schon von weit her „… dann erwachte ich. Der Auferstandene stand vor mir.“

Rüdiger Safranski nannte ihn einen ‚Fackelträger der Erinnerungen‘, er verglich ihn mit den großen Schriftstellern, z.B. Dostojewski.

 
 

Es lasen noch Cees Noteboom („Briefe an Poseidon“), Christian Ransmayr („Die letzte Welt“) und Barbara Vinken … alles vom Blatt ab. Ermüdend. Erfrischend dagegen Nino Haratischwili: Die Katze und der General. Rüdiger Safranski lobte ihr Erzähltalent und nannte ihr dickes Werk eine Liebeserklärung an Georgien.

 

Resumé: Badenweiler und Literatur ist eine lukullische Epikurmischung, die ein Literatenherz höher schlagen lässt. Britzinger Spätburgunder und Badischer Sauerbraten mit Steinpilzsauce verwöhnten ebenso wie die Gespräche am Rande der Lesungen bereicherten. Die Auftritte der Betriebssternchen hatten was Ansehnliches, das Fest kann also als empfohlen weitergesagt werden.

2018 25 Okt

„The Unknown“

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Wir haben Filme gesehen, ein Leben lang. Nicht wenige Szenen sind in der Erinnerung verblieben, manche für immer. Folgendes Bild aus einem Film macht den Betrachtenden zum Detektiv: findet er es im Gedächtnis wieder, oder kann er die Lösung in Hercule Poirot-Manier schlussfolgern? Aus welchem Kinofilm, oder welcher Serie bzw. Staffel, stammt es? Kann man die Lösung finden, auch wenn man das entsprechende Material nie gesehen hat? Der Entdecker der richtigen Lösung erhält ein Präsent mit der Post, ein werthaltiges. Der Rechtsweg ist nie ausgeschlossen, man hat nur einen Schuss frei.

 

 

 

2018 24 Okt

On Turmoil & Creativity

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„With the world as maddening as it is, a growing number of artists are using music as a battleground for social justice, a place for valuable political outcry. But as Holter brilliantly displays on Aviary, music built solely on impulse and improvisation, music without explicit political content, is as valid and vital for our survival as anything that deals with those horrors more directly. To create a record that envelopes us in its own logic is to allow us to imagine a new world beyond the turmoil of what surrounds us, and perhaps this is the most utopian idea of all.“

(William Doyle on Julia Holter‘s „Aviary“)

 

2018 24 Okt

The Return of the Gang

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KEIGO HIGASHIMA: UNTER DER MITTERNACHTSSONNE

JAMES LEE BURKE: DUNKLER SOMMER

LOU BERNEY: NOVEMBER ROAD 

 

Der brasilianische Gitarrist und Pianist Egberto Gismonti ist während des vierten Esslinger Jazzfestivals am letzten Mittwoch in der Stadtkirche Esslingens aufgetreten. Der 71jährige spielte zunächst 45 Minuten auf verschiedenen Gitarren, anschließend musizierte er, und das war ebenso begeisternd, ihm dabei zuzuhören, nochmals eine dreiviertel Stunde auf dem Flügel.

 
 
 

 
 
 

Das allein war ein abendfüllendes Konzert für sich und hätte den Besuch der Stadtkirche mehr als gelohnt, aber dann, nach einer kleinen Umbaupause, war das sich um den französischen Pianisten François Couturier gebildete Tarkovsky Quartet zu hören, mit der Cellistin Anja Lechner, dem Saxophonisten Jean-Marc Larché und dem Akkordeonisten Jean-Louis Matinier. Auch dieses Konzert war ein Hochgenuss.

In bester Stimmung erwartete ich nun den Freitag, der Tag an dem Carla Bley mit dem Bassisten Steve Swallow und dem Saxophonisten Andy Sheppard in Stuttgart auftreten sollten. Als es endlich soweit war, trat etwas ein, womit niemand gerechnet hatte: Carla Bley konnte einer schweren Bronchitis wegen nicht auftreten. Steve Swallow sagte später, dass Carla, 82jährig, noch nie ein Konzert habe absagen müssen, aber nun hätte sie sich, von einem Jazzfestival in Korea kommend, während eines Open-Air-Konzertes bei eisigen Temperaturen wohl eine Bronchitis geholt und hüte nun untröstlich in einem Stuttgarter Hotel das Bett. Steve Swallow und Andy Sheppard waren nun aber mutig genug, das Konzert im Duo zu gestalten. Der Flügel war bereits von der Bühne weggeschoben worden und da standen sie nun beide, allein, mit ihrem Bass und ihrem Saxophon und spielten die Musik von Carla Bley. Nur ein Stück entstammte der Feder von Thelonius Monk, „Misterioso“, die Musik des restlichen Abend waren Kompositionen von Carla Bley. Es begann gleich mit einem meiner Lieblingsstücke der Pianistin, „Utviklingssang“, Steve spielte diese zauberhafte Melodie solo, später dann im Duo mit Andy Sheppard. Bei diesem wie bei den anderen Bley-Kompositionen gelang des den beiden in dieser für alle unerwarteten Welturaufführung des Duos so wunderbar zu spielen, als wollten sie die kranke Carla Bley herbeizaubern. Sie war ja auch fast so präsent, als wäre sie persönlich anwesend.

Nach diesen einmaligen Abenden müssen mindestens die folgenden Platten unbedingt dem Plattenschrank entnommen und in den nächsten Tagen angehört werden:

 
 
 

 
 
 

Egberto Gismonti: Dança Das Cabeças

Anja Lechner, François Couturier: Moderato cantabile

Tarkovsky Quartet: Nuit blanche

Carla Bley, Andy Sheppard, Steve Swallow: Andando el Tiempo

Carla Bley, Andy Sheppard, Steve Swallow: Trios

 
 

Auf jeden Fall darf auch die Platte The Lost Chords Find Paolo Fresu von Carla Bley nicht fehlen, schon allein deshalb nicht, weil Steve Swallow während besagten Abends von diesem Projekt erzählte und die beiden dann auch aus den Kompositionen dieser LP „One Banana“, „Two Banana“, „Three Banana“, „Four“, „Five Banana“ und „One Banana More“ spielten.


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