In den „Jazu Kissaten“ von Tokio hört man Schallplatten. Und schweigt. Andreas Kreye schreibt über eine alte japanische Kulturtechnik, ihren neuen Reiz im Pop, und eine weltweite Sehnsucht. „Eine ganze Plattenseite in hoher Lautstärke und höchster Qualität versenkt einen tiefer in der Musik, als man es gewohnt ist. Man könnte jetzt noch die Parallele ziehen zwischen so einer popkulturellen Andacht und der Suche nach spiritueller Tiefe im Buddhismus, auf die sich ja gerade die Jazzmusiker gemacht hatten, die heute den Grundstock der Plattensammlungen in den Kissaten bilden. Man könnte auch noch einmal „Zen und die Kunst, ein Motorrad zu warten“ lesen, in dem sich Robert Pirsig 1974 an einer philosophischen Untersuchung des Begriffs „Qualität“ versuchte, der für ihn zu einem besseren Leben führen sollte. Aber da täte man dem Jazz unrecht, der immer versuchte, seine Botschaft und seine Spiritualität aus den Fängen der Analyse zu befreien. Nein, nach John Coltranes „Interstellar Space“ in Lautstärke 10 erübrigen sich weitere Erörterungen. Ein Saxofon, ein Schlagzeug, Freiheit, sonst nichts. Wer da nicht schweigt, kriegt eh nichts mit.“