Manafonistas

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2018 19 Okt.

Aus den 1970er Jahren (5)

von: Manafonistas Filed under: Blog | TB | 1 Comment

 

 
 
 

VOM ENTSTEHEN EINES BILDES

 

Du nimmst diese ganze Reihe

von Bäumen, du nimmst nur die Hälfte,

die grün gebliebenen Fichten (für mich,

irgendwann, bleiben die Pappeln).

Das Haus, das runde Eckhaus,

bleibt in der Mitte; rund um das Haus

ziehst du eine Zeile von grauen Steinen;

das Dach, das Haus hat kein Dach.

In der Ferne, näher rollt der Mond (wenn

Zeit weitergeht, rollt der Mond

über die leere Fläche über dem Haus)

(und ich begreife: Dach kann nicht sein:

die Sichtbarkeit, das seltene Vohandensein

des bitteren Mondes). Menschen

gibt es, aber die Menschen nimmst du

ganz weg, du bist barmherzig, die Straße

sieht aus wie ein stiller, gewissenloser

Strom. Du bist noch nicht fertig.

Du gehst in den Garten

und bringst den Farn mit, und

ich finde im Bild das lebendige Kraut,

unterwegs, den Farn, auf seinem ruhigen Weg.

 

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1 Comment

  1. Martina Weber:

    Sehr raffiniert, wie Jürgen Becker in diesem Gedicht mit Widersprüchen und surrealen Elementen arbeitet. Jürgen Beckers Frau ist Malerin, sie heißt Rango Bohne, und das Gedicht stammt aus einem kleinen Zyklus mit dem Titel „Zwei Collagen von Rango Bohne“. Ich habe hier einen Sammelband, der neun Gedichtbände von Jürgen Becker enthält, mit dem Titel „Die Gedichte“ aus dem Jahr 1995. In einem Buch mit fast 750 Seiten kann ein einzelnes Gedicht schnell untergehen. Ich hatte es bisher nicht entdeckt. Schön, es hier zu lesen.


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