Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

2018 20 Sep

In der alten Kinozeit

von: Michael Engelbrecht Filed under: Blog | TB | 5 Comments

 

 

 

 

Das waren insbesondere die Studentenjahre in Würzburg. Nach den bruchbudigen Pferdescheunen der Inselkinos auf ostfriesischen Inseln. Jeden Mittwoch ein Filmereignis im Audi Max, eingeleitet von kundigen Worten eines Filmbesessenen. Werde nie die Magie vergessen, das erste (und bislang nie wiederholte, weil Enttäuschung fürchtende) Sehen von Werner Herzogs „Fata Morgana“. Im City-Kino das begeisterte Versinken in Wim Wenders‘ Road-Movie aus dem Niemandsland der Ostzonengrenze. Später dann sogar ein kleines Filmfestival, in dem meine alte Heimat zu ihrem Recht kam, und ich Typen in der Dortmunder Nordstadt rumlaufen sah, die ich aus „alten Zeiten“ kannte, und mit denen ich, achtzehnjährig, über Platten gesprochen hatte von Soft Machine und Caravan. Im kleinen Würzburger Café an der Mensa, morgens, das Ritual, nach dem Sportteil der SZ sofort das Feuilleton aufzuschlagen, nicht zuletzt  auf der Suche nach Filmbesprechungen von Kritikern, die rasch lebendig wurden, in ihrem jeweils unnachahmlichen Stil, meine Neugier zu wecken. Vor allem Hans-Günther Pflaum, auch Peter Buchka. Später dann nahm ein gewisser Michael Althen ihren Platz ein, ein Kinosesselverwandter besonderer Art. Nicht fixiert auf das sofort in hehre Kunst Verwandelte, liess er sich treiben von Neugier, die nie an Genregrenzen festhielt, und mir sogar einmal einen besonderen Horrorfilm bescherte, der mal nicht „Rosemarys Baby“ hiess. Dann, später, musste ich schmunzeln, als er beschrieb, wie er einer meiner Lieblingsschauspielerinnen der Marke „hinreissend schön, und natürlich geheimnisvoll“ begegnete, auf einem Filmfest: Jahre zuvor hatte er sie einmal befragt, in einem dieser Interview-Staccati mit zwanzig Minuten Gesprächszeit. Und da schälte sie sich aus der Menge, und er war total verwundert, wie sie auf ihn zusteuerte, ihn herzlichst begrüsste und in ein Gespräch verwickelte, als wären sie alte Freunde. Zuweilen wird das Leben selbst zum Film. Nun ist Michael Althen schon länger nicht mehr unter uns, und es gibt einen Preis, der nach ihm benannt ist. Ein manafonistischer Text von Martina ist in die enge Wahl gekommen, und er ist so gut, dass er den Preis verdient hätte (wie die anderen Neun natürlich auch). „Gott ist ein Buch aus Sand“ ist der Titel ihres Beitrages, hier platziert zur Weihnachtszeit 2017. Und der Name der Schauspielerin ist Jacqueline Bisset, ich sah sie vor Wochen, daheim in meinem „electric cinema“, als Geliebte von Steve McQueen in dem Klassiker „Bulitt“. Dem mit der berühmten Autoverfolungsjagd. und der Musik von Lalo Schifrin, jüngst bei Speaker‘s Corner in einer exzellenten Vinylfassung neu herausgebracht.

 

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5 Comments

  1. Michael Engelbrecht:

    faz.net / michael-althen-preis-2018-die-engere-wahl …

  2. Martina Weber:

    Es gibt übrigens ein faszinierendes Filmportrait über Michael Althen, aus dem Jahr 2015. „Was heißt hier Ende?“, so der Titel. Ich habe den Film zwei Mal in einem kleinen Independentkino gesehen. Es ist nicht nur ein Portrait eines Cineasten (ich erinnere mich an sein wunderbares privates Filmstudio auf dem Dachboden), sondern es kommen auch Kolleginnen und Kollegen und Filmemacher zu Wort.

    Das Kino war für Michael Althen eine Lebensform. Er gehörte einer Generation an, die das Lebesngefühl hatte, am Start zu sein. (Ein paar Jahre später war das alles schon vorbei. Alle Stühle waren besetzt.) Es gab eine Zeit, in der man ausschließlich Cineast sein konnte. Und es gab „die Sehnsucht nach einer Jugend, die man nur im Kino gehabt hat.“ Ein Zitat aus dem Film, ich weiß nicht von wem: „Das Schreiben über Filme muss man neu erfinden. So jemand kommt nicht.“

  3. Sylvia:

    Vielleicht bist Du mein alter Freund Michael Engelbrecht aus Dortmund (Notweg)?

    Ich lebe nicht in Europa. How could we get in touch?

  4. Michael Engelbrecht:

    Der bin ich.
    Mail einfach an
    micha.engelbrecht@gmx.de
    Jetzt bin ich gespannt.

  5. Michael Engelbrecht:

    Why didn‘t you answer?
    Come on, a sign of life would be fine.
    And we would continue a conversation that had ended a long time ago.


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