Das waren insbesondere die Studentenjahre in Würzburg. Nach den bruchbudigen Pferdescheunen der Inselkinos auf ostfriesischen Inseln. Jeden Mittwoch ein Filmereignis im Audi Max, eingeleitet von kundigen Worten eines Filmbesessenen. Werde nie die Magie vergessen, das erste (und bislang nie wiederholte, weil Enttäuschung fürchtende) Sehen von Werner Herzogs „Fata Morgana“. Im City-Kino das begeisterte Versinken in Wim Wenders‘ Road-Movie aus dem Niemandsland der Ostzonengrenze. Später dann sogar ein kleines Filmfestival, in dem meine alte Heimat zu ihrem Recht kam, und ich Typen in der Dortmunder Nordstadt rumlaufen sah, die ich aus „alten Zeiten“ kannte, und mit denen ich, achtzehnjährig, über Platten gesprochen hatte von Soft Machine und Caravan. Im kleinen Würzburger Café an der Mensa, morgens, das Ritual, nach dem Sportteil der SZ sofort das Feuilleton aufzuschlagen, nicht zuletzt auf der Suche nach Filmbesprechungen von Kritikern, die rasch lebendig wurden, in ihrem jeweils unnachahmlichen Stil, meine Neugier zu wecken. Vor allem Hans-Günther Pflaum, auch Peter Buchka. Später dann nahm ein gewisser Michael Althen ihren Platz ein, ein Kinosesselverwandter besonderer Art. Nicht fixiert auf das sofort in hehre Kunst Verwandelte, liess er sich treiben von Neugier, die nie an Genregrenzen festhielt, und mir sogar einmal einen besonderen Horrorfilm bescherte, der mal nicht „Rosemarys Baby“ hiess. Dann, später, musste ich schmunzeln, als er beschrieb, wie er einer meiner Lieblingsschauspielerinnen der Marke „hinreissend schön, und natürlich geheimnisvoll“ begegnete, auf einem Filmfest: Jahre zuvor hatte er sie einmal befragt, in einem dieser Interview-Staccati mit zwanzig Minuten Gesprächszeit. Und da schälte sie sich aus der Menge, und er war total verwundert, wie sie auf ihn zusteuerte, ihn herzlichst begrüsste und in ein Gespräch verwickelte, als wären sie alte Freunde. Zuweilen wird das Leben selbst zum Film. Nun ist Michael Althen schon länger nicht mehr unter uns, und es gibt einen Preis, der nach ihm benannt ist. Ein manafonistischer Text von Martina ist in die enge Wahl gekommen, und er ist so gut, dass er den Preis verdient hätte (wie die anderen Neun natürlich auch). „Gott ist ein Buch aus Sand“ ist der Titel ihres Beitrages, hier platziert zur Weihnachtszeit 2017. Und der Name der Schauspielerin ist Jacqueline Bisset, ich sah sie vor Wochen, daheim in meinem „electric cinema“, als Geliebte von Steve McQueen in dem Klassiker „Bulitt“. Dem mit der berühmten Autoverfolungsjagd. und der Musik von Lalo Schifrin, jüngst bei Speaker‘s Corner in einer exzellenten Vinylfassung neu herausgebracht.