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2018 6 Sep

Aus einem berüchtigten Jahrzehnt

von: Michael Engelbrecht Filed under: Blog | TB | 5 Comments

Das bislang beste Album des Jahres 2018 kommt aus den ersten Septembertagen des Jahres 1973 und heisst „Roxy“. Kurze Zeit nach der Aufnahme des Klassikers „Tonight‘s The Night“ wird das dunkle Material live dargeboten, unendlich inspiriert, und mit einem Neil Young in durchaus humorvoller Stimmung. Die Schwärze der Songs dringt dennoch durch, diese Lieder waren von Anfang an Rohfassungen, und blieben Rohfassungen, auch wenn sie früh schon ins Rollen und Rocken kamen.

 

Das Foto einer Favoritin auf der Zeitreise in die Lyrik der 1970er Jahre. Gut, dass ich nicht der Lover aus einem ihrer Texte war, der mit dem „ausgeleierten Arsch“. Als ich ihren ersten Gedichtband las (in dem einzigen Jahrzehnt, in dem ich mich brennend für Gedichte interessierte), lief bei mir „801 Live“ auf dem Plattenteller. Im „Zündfunk“ war es das Album der Woche. Hätte ich einfach mal begriffen, dass die 1970er Jahre kein Ende kannten, wäre ich immer noch dort unterwegs.

 
 
 

 
 
 

Ein anscheinend hinreissendes Album, das ich nicht kenne, stammt von Milton Nascimento und Lô Borges, „Clubo Da Esquina“. März 1972. „Casual and inspired, studied and spontaneous, the album is Pet Sounds, Innervisions and The White Album all rolled into one and it remains beloved even for those who know just a few Brazilian albums.“ Naja. Grosse Worte, gelassen ausgesprochen, in einer vor Tagen gelesenen, langen Pitchfork-Besprechung. Drei Stücke auf youtube wecken meine Neugier, wegen des Patchworks, des Gesangs, und der starken Melodien. Da verkrafte ich auch eine elektrische Gitarrennummer aus der Mottenkiste. 

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5 Comments

  1. Martina Weber:

    Wie heißt die Lady denn? Sie sieht nicht so aus, als würde sie solch derbes Vokabular verwenden. Aber das ist nur die Verpackung. Ihr Blick gefällt mir. Die 70er sind in der Lyrik ja nicht gerade für Innovationen bekannt. Aber du präsentierst uns die wundervollen Ausnahmen :)

  2. Martina Weber:

    Ist sie vielleicht Ulla Hahn?

  3. Michael Engelbrecht:

    Nein. „Die Verpackung“: hahaha.

    Wenn einge meiner Favoriten fantastische Lyrikbände rausbrachten, damals, dann geht es gewiss nicht um Schubladen des Innovativen, Eklektischen oder Traditionellen. Es dreht sich, wenn man nicht zu bildungsbehaftet ist, um das Unvergessliche, das, was Spuren hinterlassen hinterlassen hat, bis heute. Und doch: wer einen eigenen Ton findet, ist unverwechselbar.

    Und so gab es damals tolle Verwechselbare, und singuläre Stilisten. Ich favorisiere keine dieser zwei „Gruppen“. „Scenius“ und „genius“ halt. Die Lady ist da flexibel, auch in ihrem Vokabular. Ihren Namen nicht zu nennen, ist Ansporn zur detektivischen Übung. Ein Hinweis: Carla Bukowski ist sie nicht.

    Und sie kommt in dem Aufsatz ALTE KLAMOTTEN vor, dem Text über die Lyrik der Siebziger. Dessen überarbeitete Fassung hier in der Weihnachszeit zu lesen sein wird (du kennst den Verfasser, Martina, wohl auch den Essay in seiner klassischen Fassung, bist ihm in deinen Kreisen sicher schon öfter begegnet).

    „Misstraue dem Kanon, vertraue der Lust.“

  4. Martina Weber:

    Jetzt weiß ich, wer sie ist. Ich werde mir mal ihre beiden Gedichtbände aus den 70ern ansehen: „Von beiden Seiten der Gegenwart“ und „Angenommen, später“. Bin sehr gespannt, wer der Autor des Essays über die Lyrik der 70er sein wird.

  5. Michael Engelbrecht:

    Karin Kiwus, ja, ihre beiden Bände von damals, unvergesslich.


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