Manafonistas

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2018 7 Aug

Un Certain Regard auf das 71. LOCARNO FILMFEST

von: Lajla Nizinski Filed under: Blog | TB | Comments off

 

 
 
 

Die Piazza Grande von Locarno ist magisch. Von allen Seiten ist sie betretbar, nach allen Seiten bietet sie Flucht, wenn ein gewaltiges Unwetter über sie fegt. So geschehen am letzten Freitag, als Meg Ryan den Leoparden entgegennehmen und direkt anschließend der deutsche Film WAS UNS NICHT UMBRINGT von Sandra Nettelbeck gezeigt werden sollte. Ganz mutige Kenner der lokalen Naturgewalten und sonstige angereisten Wetterresistenten blieben trotz elektrisch aufgeladener Strahlen auf ihren gelben Plastikschalen sitzen.

Ich flüchtete ins Feve, ein erstaunlich großes Auditorium für das doch kleine Locarno. Als ich total durchnässt ankam, stand schon Sandra Nettelbeck mit ihrem gesamten Team auf der Bühne und be/warb sympathisch um den Publikumspreis für ihren Film.

Der Inhalt ist schnell erzählt: Ein Psychotherapeut mit eigenen Grenzen versucht einem aus Kummer stummen Koch, einem an Flugangst leidenden Piloten, einer Spielsüchtigen, einem Bestattungsunternehmer mit ängstlicher Schwester und seiner Ex zu helfen. Aus den einzelnen Episoden hätte Sandra Nettelbeck eine Serie à la „In Treatment“ basteln können. Sie überfordert sich und den Zuschauer mit Überladungen. Alle sollen auf der Suche nach Liebe nicht an sich selbst scheitern.

Schmunzelnd sei an ihren Vater Uwe Nettelbeck erinnert, der in seinen Bänden „Mainz wie es singt und lacht“ die krudesten Geschichten sammelte. Den ausgezeichneten Musikgeschmack hat sie wohl auch von ihm, für die Filmmusik hat sie Hauschka ausgesucht. Super. Alle ihre Schauspieler waren exzellent für ihre Rollen ausgewählt. Johanna ter Steege spielt einfach umwerfend die Spielsüchtige.

Was für ein Unterschied zu Meg Ryan, die ich anschließend in dem Film IN THE CUT (2003) gar nicht hervorragend fand. Ihre schauspielerische Leistung ist mäßig. Wir kennen die Regisseurin Jane Campion von dem Film „Das Piano“. Campion’s Themen sind Macht und Sex in der Perversion. Nicht von ungefähr hat ihr Film In The Cut Aufnahme in THE PERVERT S GUIDE (2006) gefunden. Kein geringerer als Slavoj Zizek analysiert ihn darin anerkennend. Vielleicht sollte ich noch ein Ohrenmerk auf die Musik in ihrem Film legen. Der isländische Musiker Hilmar Örn Hilmarsson unterstreicht die bitteren Szenen und führt uns in die dunkelsten Schattenseiten des Lebens.

Einen Film hätte ich zu gerne gesehen, leider blieb keine Zeit. Ob es ein Trost ist zu wissen, dass derselbe Regisseur verantwortlich ist für die Soapoperas „Before Sunset“ oder after und dann wieder before …? Ja Ethan Hawke zeigt seinen neuen Film BLAZE in Locarno. Er erzählt das kurze Leben des Singsongwriters und Countrysängers Blaze Foyle.

Aufmerksame Lucinda Williams Fans kennen ihn aus ihrem Song „Drunken Angel“. Blaze war eng mit dem bekannteren Towns Van Zandt befreundet, der ja jeden ins Grab singen konnte, der noch nicht darin lag. Tatsächlich ist Blaze von dem Sohn eines anderen Freundes 1989 erschossen worden. Da war er erst 40 Jahre alt.

Ich bin auf diesen Film sehr gespannt. Ich gehe davon aus, dass Lieder, die ich sehr mag, darin gespielt werden. In „Oval room“ besingt er die amerikanischen Präsidenten in ihrer Austauschbarkeit. Etwas optimistischer ist der Text von „Clay Pigeons“:
 
 

Go down where the people say why’all

Sing a song with a friend change the shape that I m in

And get back in the game and start playin’again …

 

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