Vor ein paar Monaten schrieb ich an dieser Stelle ein paar Zeilen über die Wenders-Filme Alice in den Städten und Im Laufe der Zeit. Einige Jahre bevor diese Filme entstanden, wollte Wenders, Chefarztsohn, nach abgebrochenem Medizinstudium noch Maler werden. 1966 hatte er das Theaterstück Publikumsbeschimpfung von Peter Handke in der Städtische Bühne in Oberhausen gesehen. Damals traf er zum ersten Mal Peter Handke. Man soll sich über das gerade gesehene Stück ziemlich gestritten haben, hieß es. Während Handkes Zeit in Düsseldorf begegneten sich die beiden zufällig erneut. Hier in Düsseldorf legten Handke und Wenders dann den Grundstein für eine lebenslange Freundschaft. Für Wenders ist Handke der erste und beste Freund. Der Wunsch Maler zu werden, führte Wenders zunächst nach Paris, wo er allerdings weniger die Malerei als vielmehr für sich das Kino entdeckte. Er besuchte nun die Filmschule in München. Schon bald folgte die erste Zusammenarbeit der Freunde: Wenders drehte nach einem Buch von Peter Handke mit seinem Freund zusammen Drei amerikanische LPs, einen Fernsehkurzfilm für den Hessischen Rundfunk.
Zwei Jahre später folgte Die Angst des Tormanns vorm Elfmeter. In beiden Filmen spielte die Musik eine zentrale Rolle, Im Wenders/Handkefilm Die Angst des Torwarts vorm Elfmeter muss der Held des Films, Josef Bloch, wegen eines Fouls vom Platz, rote Karte, das wirft ihn vollkommen aus der Bahn. Gezeigt wird Bloch, wie er in Kneipen abhängt, die Musikboxen bedient, zuhause, im Hotel, überall Musik hört. Atmosphäre wird über lange Einstellungen erzeugt – gezeigt werden Tankstellen, Busse, ein Bahnhofskino, Musiktruhen, Kofferradios, Spielautomaten, Warteräume, Flipperautomaten und immer wieder Jukeboxen – und jede Menge Musik gibt es zu hören, von Van Morrison, den Kinks, den Troggs und anderen, gesprochen wird wenig.
Musik spielte in diesem Film eine so überragende Rolle, dass der Streifen Die Angst des Torwarts vorm Elfmeter wegen ungeklärter Musikrechte über 40 Jahre lang nicht gezeigt werden durfte. Man kann ihn jetzt wieder sehen, aber was für eine Enttäuschung, nicht mit der Originalmusik.
Zuerst aber drehten die Freunde Drei amerikanische LPs, einen Fernsehkurzfilm, den ich bisher noch nicht anschauen konnte. Über viele Jahre war ich auf der Suche nach diesem frühen Roadmovie. Nun, jetzt bin ich von Freunden auf diese Adresse aufmerksam gemacht worden und gebe den Tipp hier natürlich gleich weiter. Dreizehn Minuten aus einer anderen Zeit, 1969 war das.
Und jetzt weiß ich auch, um welche drei amerikanischen LP es geht: Van Morrisons Astral Weeks; Green River von Creedence Clearwater Revival und Harvey Mandels Cristo Redentor.
Anderes Thema jetzt: die Firma Hubro Records ist für mich ja schon seit einigen Jahren eine Andresse für Überraschungen. Kürzlich bin ich auf Hilde Marie Holsen und ihr Album Lazuli gestoßen und war total begeistert. Miles spielt da aus dem Himmel. Man glaubt es nicht, was die junge norwegische Trompeterin da für eine Musik hervorzaubert. Das fast 17minütige Titelstück hat mich jedenfalls so umgehauen, dass die Platte mal auf jeden Fall unter die ersten zehn auf meiner Hitliste 2018 erscheinen wird. Übrigens ist es Hilde Marie Holsens zweite Arbeit, die bei Hubro veröffentlicht wird, Ask war ihr Erstlingswerk.